Walhalla

1.1K 37 4
                                    

Percy P.o.V

Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich nicht, wie erwartet, die drei Totenrichter in der Unterwelt, sondern eine junge Frau auf einem Pferd. Eine Walküre. Ich wusste nicht, woher ich diesen Begriff kannte. Sie streckte mir die Hand entgegen. All die Schmerzen verschwanden, mein Geist glitt aus meinem Körper und gab ihr die Hand. In einer fließenden Bewegung zog sie mich zu sich auf das Pferd. Dann wurde alles schwarz.

Ich roch, bevor ich etwas sah. Es duftete nach Kaminfeuer, wie zuhause bei Mom. Ich öffnete die Augen. Vor mir erhob sich ein imposantes Haus aus weißem Kalkstein und grauem Marmor. Es war mindestens acht Stockwerke hoch, seine Tür aus dunklem, mit Eisen beschlagenem Holz. Als ich mich umsah, sah ich kein Tor. Der gesamte Hof war von einer Mauer umgeben, ebenfalls aus Kalkstein. Etwas weiter stand eine hohe Birke mit weißer Rinde, was ja normalerweise nicht so besonders gewesen wäre, wenn die Blätter nicht so golden gefunkelt hätten. Neben dem Baum hing eine Bronzetafel, doch ich konnte nicht entziffern, was darauf stand. Mehr konnte ich mir nicht merken, im nächsten Moment öffneten sich die Flügeltüren, durch die ein kräftiger Mann auf mich zukam. Er sah aus wie ein typischer Portier, doch sein Gesicht passte da nicht ganz dazu. Mit Asche verschmiert, ungestutzter Bart und Blutunterlaufene Augen. Die Doppelschneidige Axt lass ich wohl besser weg. "Du bist doch tot, oder?" Ich nickte. "Gut, ich zeig dir den Weg zum Empfang.", sagte er eine Spur freundlicher. Ich folgte ihm in das Haus.

Das Foyer sah viel größer aus als die Villa von außen. Das Parkett war mit exotischen Fellen bedeckt, in der Ecke knistert ein Kamin. Davor mümmelten sich einige Jugendlichen in grünen Bademänteln auf einigen Ledersofas. Grob behauene Baumstämme trugen die Decke, anstatt der Balken waren dort Speere. Glänzende Schilde hingen an den Wänden, die das warme Licht im Raum reflektierten. Über dem Kaminsims hing ein Wolfskopf. Ein schwarzes Brett in der Mitte des Foyers verkündete die Heutigen Aktivitäten. Dauernd was auf Leben und Tod. "Ich bin Hunding, der Page. Ich nehme am, du hast kein Gepäck?" Ich schüttelte den Kopf. Er sah zu einem umgedrehten Boot, dass anscheinend als Rezeption diente. Wir gingen hinüber. Der Mann hatte ebenfalls einen gigantischen Bart mit einem Vogelnest aus Haaren auf dem Kopf. An seinem grünen Anzug war ein Namensschild angebracht. Dieser Typ hieß Helgi und war der Manager von diesem Laden. "Willkommen! Willst du einchecken?", fragte Helgi betont fröhlich. "Ich denke schon."
"Du hast eine Suite in Stock 19 erhalten. Hunding wird dich hinbringen.", erklärte er. Hunding warf ihm einen düsteren Blick zu, dann bedeutete er mir, ihm zu folgen.

Hunding führte mich durch das schier riesige Hotel. Jede Halle, die wir durchquerten, war riesiger als das gesamte Hotel von außen. Nachdem wir eine gefühlte Ewigkeit lang durch das Hotel gewandert waren, kamen wir endlich an einem Fahrstuhl an. "Ähm... wo bin ich hier eigentlich?", fragte ich etwas peinlich berührt. "Das weißt du wirklich nicht, Junge? Nach was sieht das denn hier aus?" Es gab eigentlich nur einen Ort, den ich mir so vorstellen würde, doch eigentlich war es mehr als unlogisch, dass ich hier gelandet wäre. Aber in meiner Welt war inzwischen nichts mehr unmöglich. "Walhalla. Aber... Ich gehöre gar nicht zu eurer Mythologie.", sagte ich perplex. Hunding hatte auf die 19 gedrückt, während ich mich noch interresiert in dem wikingischen Fahrstuhl umsah. Walhalla hatte 540 Stockwerke, also fast so viele wie der Olymp über dem Empire State Building. Diese Erkenntnis ließ schlechte Erinnerungen an den Verrat der Götter wach werden, doch ich unterdrückte sie, dafür hatte ich später auch noch Zeit. Norwegische Lieder erklangen, doch irgendwie kamen sie mir bekannt vor. Nach kurzer Zeit kam der Aufzug zum Stehen, die Türen öffneten sich. Der Gang war riesig, groß genug, um dort drinnen ein Fußballturnier zu veranstalten. An den Türen waren auf Schildern die jeweiligen Namen der Bewohner eingelassen. Norwegische Runen verzierten sie. Da gab es einen Halbgeboren Gunderson, eine Mallory Keen oder auch jemanden namens Alex Fierro. Einer der Namen lautete Magnus Chase. Nicht ausrasten Percy, das muss gar nichts zu bedeuten haben. Hunding begleitete mich zu einem Zimmer. Mein Name war in dem Schild eingestanzt. Percy Jackson. Sie hatten mich also erwartet. Der Hotelpage gab mir einen Schlüssel, dann einen Klaps auf die Schulter. Dann ging er. Ich schloss die Tür auf und besah mir mein neues Zuhause.

Percy Jackson- Im Schutz der NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt