Kapitel 14

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Kapitel 14

Ich gönnte Gabi ihr Glück. Ich freute mich sogar, dass sie einen Freund hatte, der ihr Freude bereitete, nur bei ihrer Auswahl war ich nicht so mit einverstanden. Lance war einfach nicht mein liebster Buddy unter all den Typen, die Gabi haben konnte. Der Typ war nicht gut, aber er schien Gabi gut zu tun, sodass ich nichts mehr einzuwenden hatte. Wenn Gabi mit ihm glücklich war, dann wäre ich wohl die letzte Person auf Mutter Erden, die da rein pfuschen würde. So setzte ich mein „ach wie Toll!“ Gesicht auf und versuchte Gabi das Gefühl zu vermitteln, ihre Freude zu verstehen. Ich hasste es falsch zu sein.

„Und taugt er zu etwas?“, fragte ich während der Pause, bei unserem Stammplatz. Gabi wurde leicht rot und schüttelte den Kopf.

„Wir…ähm…haben in dieser Hinsicht noch nichts miteinander getan…“ Ich sah sie erstaunt an.

„Was?"

Sie verzog ihr Gesicht zu einer sturen, beleidigten Kindermiene.

„Ist das etwa so schlimm? Vielleicht will ich ihn zuerst kennenlernen, bevor ich gleich ins Bett gehe!“ Ich schmunzelte. So war meine Gabi nun mal und ich wollte sie nicht anders.

„Nein, das ist gut. Besser sichergehen, dass der Typ kein Arsch ist. So ersparst du dir nur Ärger.“

„Da spricht die Weise Li, was? Sag, was läuft eigentlich bei dir so? In dieser Hinsicht bist du immer so schweigsam.“ Ich mochte Gabi. Wirklich, sie gehörte zu meinen besten Freunden, aber ich hatte ihr nie von Lukas erzählt und hatte es auch nicht vor. Das war eine Geschichte, die ich lieber für mich behielt.

„Bei mir ist tote Hose. Nichts besonders. Flirts hier und da, aber keiner der was taugt“, antwortete ich mit einer gleichgültigen Miene und tippte auf meinem Handy rum. Sie schlürfte an ihrem Eiskaffee und betrachtete mich dabei, über den Becherrand hinweg.

„Du könntest weiss der Henker wen haben. Wieso gibst du dir nicht mal die Mühe, einen zu suchen?“ Gute Frage. Weil ich wohl immer noch zu beschäftigt war, mit dem letzten Arsch, der mich wie Scheisse behandelt hatte? Ich in Sachen Beziehung eine Vollniete war, schon beinahe allergisch dagegen? Weil mein  krankes Ich darauf stand, von Lukas benutzt zu werden? Alles Möglichkeiten.  

„Das sind wohl Fragen, die wir uns allem im Leben stellen…“, seufzte ich und schenkte ihr ein amüsiertes Lächeln.

„Hey! Bist du Li?“ Wir sahen beide hoch zu dem Jungen, der vor uns stand. Ein kleiner blonder pummeliger Junge, der stark unter seinem Schweiss zu leiden schien. Ich verkniff mir eine gemeine Bemerkung und nickte.

„Das hier ist für dich“, begann er nervös und hielt mir einen Umschlag entgegen. Ich sah ihn argwöhnisch an, nahm den Umschlag dennoch an mich.

„Von wem ist das?“, fragte ich, als ich ihn öffnete. Der Junge fuhr sich mit dem Ärmel über die Stirn und blickte mit seinen blauen Augen überall hin, nur nicht auf mich. Er schien ziemlich nervös…

„Weiss nicht. Der lag in meinem Schliessfach mit der Aufforderung ihn dir zu geben.“ Mein ungutes Gefühl wuchs. Wer tat hier so geheimnisvoll? Als ich den Umschlag endlich offen hatte und die Notiz zu Gesicht bekam, fror mein Inneres augenblicklich zu Eis.

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt