Kapitel 53

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Kapitel 53

„Okay, du wirst von Stunde zur Stunde seltsamer. Was ist los mit dir?“, seufzte Gabi auf, als ich ihr kaum zuhörte. Was los war? Ich hatte einen Typen an der Backe, der mir seine Liebe gestanden hatte und anstatt die Sache zu klären, wie ein erwachsener Mensch das nun mal tat, rannte ich einfach ohne etwas dazu zu sagen davon… Wie bescheuert war das denn bitte? Jan musste sich nun den Kopf zerbrechen und ich liess ihn weiterhin einfach hängen. Aber das ging als Antwort nicht, also schwieg ich einfach, weil noch mehr Ausreden nicht in meinem Repertoire waren.

„Ich habe das Gefühl, als spreche ich mit einem Baum und nicht mit einem Menschen“, fuhr sie weiter fort und stupste mich leicht.

„Nope, doch ein Mensch, aber ein ziemlich seltsamer, der nicht sprechen will.“

„Genau“, erwiderte ich nur und schwieg weiter, meine Gedanken immer noch auf Hochtouren.

„Dann eben nicht“, seufzte sie wieder, machte es sich mit ihrem Handy unter unserem Pausenbaum gemütlich und begann zu tippen.

Ich musste die Sache mit Jan klären, aber ich wusste beim besten Willen nicht wie. Ich hatte noch nie solche Worte gesagt bekommen. Ich wollte nicht lügen, es gab eine Zeit, da hätte ich sie gerne gehört, aber wurde massgeblich enttäuscht und jetzt da ich nicht mehr daran glaubte und aufgehört hatte sie zu wollen, war da jemand, der sie mir sagte?

Jan kannte mich doch nicht mal wirklich. Er wusste nichts von meiner Vergangenheit. Von den Dingen, die ich verbrochen hatte und die an mir verbrochen worden waren. Er konnte mich unmöglich lieben…er bildete sich das nur ein, anders war es nicht zu erklären.

Ich hielt inne mit meinen Gedanken. Ich kannte diese Worte. Genau das gleiche hatte Lukas zu mir gesagt.

Ich würde mich in Etwas verrennen…

Wie konnte ich sowas denken, wenn es mir selber damals das Herz gebrochen hatte? Jan war kein Kind mehr. Er musste wissen, wie sich Liebe anfühlte, ich hatte damals gedacht, ich wüsste es auch. Ich konnte ihm nicht vorwerfen, nicht zu wissen, was er für mich fühlte. Ich würde nicht das Gleiche abziehen, was Lukas mit mir getan hatte. Jan hatte Besseres verdient. Und mit besseres war nicht ich gemeint…

Es wäre selbstsüchtig seine Worte zu erwidern. Seine Karriere aufs Spiel zu setzen, es ihm mit Lukas endgültig zu verscherzen und nicht  zuletzt Carla im Nacken zu haben, die eindeutig etwas von Jan wollte, ansonsten wäre sie nicht hier. Als etwas Unbedeutendes ohne Titel und Beschreibung haben wir funktioniert, aber als Paar mit einer Zukunft, die alles andere als rosig aussah? Ich konnte ihm sowas nicht antun!

Er hatte gesagt, ich solle aufhören alles zu überdenken, aber in solch einem Fall konnte man nicht anders als alles wieder und wieder durchzukauen. Es ging hier nicht um eine einfache Entscheidung, wie was man zu Mittag ass. Jan wollte mehr und wenn ich es akzeptieren würde, dann würde ich ihn nur ruinieren.

Es ging nicht.

So sehr ich ihn auch wollte, in solch einem Fall ging das nicht. Nicht wenn Jan mich liebte und ich nie diese Gefühle erwidern könnte.

Ich musste traurig lächeln, als ich an unseren Beginn dachte. Schon damals hatte ich geahnt, dass Jan ein zu fühlender Mensch war. Wie hatte ich annehmen können, dass ich mit ein paar Regeln seine und meine Gefühle kontrollieren konnte? Das zeigte wieder mal, wie ahnungslos ich doch in diesem Bereich war. Ich würde nur Scheisse bauen, denn zu anderem war ich nie im Stande.

Was hiess das nun? Ich musste mit ihm sprechen. Wohin das mit uns führte, wusste ich nicht, aber ich vermutete, dass es keine schöne Wendung war.

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