Kapitel 49

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Als es an der Tür klingelte stand ich noch im Badezimmer und verzog bei meinem Anblick das Gesicht. Meine Nase hatte vom ganzen Schnäuzen einen roten Ton angenommen, sodass man mich leicht als Rudolf rekrutieren konnte. Meine Lippen waren, wie immer wenn ich Fieber hatte, geschwollen und wirkten, als hätte ich blind mit Botox experimentiert. Meine sonst klaren grünblauen Augen wirkten glasig und leicht gerötet. Im Allgemeinen sah ich wirklich wie angefahren aus. Ich hoffte nur, dass Jan keinen lebenslangen Schrecken davontragen würde.

Eine weitere Sorge die mich gepackt hatte, seit ich wusste, dass Jan vorbeikommen wollte, war die Verhältnisse in denen ich lebte. Ich schämte mich nicht für unsere schlichte, kleine Wohnung. Kevin und Enrico hatten viel Arbeit darin investiert diese bewohnbar zu machen und ich war dankbar dafür, jedoch war das eine andere Realität für Jan. Wenn man seine schick eingerichtete Wohnung mit der meinen verglich, standen Welten dazwischen. Ich atmete nochmal tief durch und öffnete ihm schliesslich die Tür.

Jan stand schon gegen den Türrahmen gelehnt da und betrachtete mich eingehend, als ich ihm gegenüberstand. Sein besorgter Ausdruck schien nur extremer zu werden und ich verfluchte mich, dass ich nicht versucht hatte mich ein wenig zurecht zu machen.

„Hey“, begann ich mit heissere Stimme und bat ihn einzutreten. Er zog die Schuhe aus und wanderte langsam durch den Gang in Richtung Wohnzimmer sein Blick glitt über die Einrichtung. Ich ging ihm hinterher und wartete seine Reaktionen ab. Er betrachtete die schlichte Einrichtung im Wohnzimmer an, die ausser ein paar Möbeln, Familienfotos und bunten Dekorationen nicht viel hatte. Schliesslich drehte er sich zu mir um und warf sich auf das Sofa. Ich sah erstaunt zu ihm hinüber, wie er es sich gemütlich machte, als wäre es seine eigene Wohnung.

„Schön hast du es hier“, bemerkter er und klopfte neben sich aufs Sofa.

„Ist das dein Ernst?“, fragte ich unsicher, „Es ist nicht das, was man in deiner Wohnung findet. Ich glaube deine Wohnung hat noch nie ein Secondhand-Möbel gesehen.“ Er verdrehte auf meine Antwort die Augen und klopfte erneut neben sich. Ich zog die Decke über meinen Körper, da mich wieder die Kälte überkommen hatte und setzte mich schliesslich neben ihn.

„Hey“, flüsterte er zu mir hinunter und gab mir einen Kuss auf den Schopf.

„Deine Wohnung ist perfekt. Aber lassen wir mal diese materiellen Dinge beiseite. Wie geht es dir?“

„Ich habe gerade etwas gegen das Fieber und die Schmerzen genommen. Es geht wieder“, seufzte ich und lehnte mich gegen ihn, sodass er einen Arm um mich legen konnte.

„Hast du schon etwas gegessen?“, fragte er nach und ich musste den Kopf schütteln. Ausser dem Kaffee, den ich mir gemacht hatte, hatte ich nicht die Kraft aufgebracht noch etwas zu zubereiten.

„Ich bin nicht wirklich hungrig…“

„Du musst essen. Du brauchst Energie um die Erkältung zu überwinden“, erwiderte er und stand plötzlich auf.

„Wo ist eure Küche?“

„Jan“, seufzte ich, aber er schien nichts von meinen Einwänden hören zu wollen.

„Ich bin schuld an dieser Erkältung, also werde ich mich auch um dich kümmern. Was hältst du von einer Hühnersuppe. Die wird ständig gemacht, wenn man krank ist.“ Ich musste beinahe lachen, als ich ihn so ernst sah.

„Weisst du, wie man eine macht?“, fragte ich mit einem amüsierten Grinsen.

„Naja… es beinhaltet Huhn und Wasser? Ich werde das schon hinkriegen!“, rief er aus, als er mich ihn auslachen sah und verschwand in die soeben entdeckte Küche. Ich hörte ihn darin hantieren und fluchen und konnte nicht aufhören zu grinsen, als ich daran dachte, was er meiner armen Küche antat. Mit einem seufzte legte ich mich hin und warf die Decke von mir weg, da mich nun der Schüttelfrost verlassen hatte und ich plötzlich schlimm zu schwitzen begonnen hatte. Ich hasste krank sein…

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt