Kapitel 33

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Kapitel 33

„Okay, spuck es aus!", seufzte ich und sah zu dem Schmollmund Kevin, der mir gegenüber sass und seinen Kaffee anstarrte, als hätte dieser einen Welpen getreten...

„Was?"

„Ich sehe doch, dass etwas nicht mit dir stimmt. Sonst bist du die Heiterkeit in Person und im Moment siehst du mehr nach mir-wurde-in-die-Eier-getreten-Person aus. Was bedrückt dich, dass du deinen Kaffee so niedergeschlagen ansiehst?", entgegnete ich und Charlotte neben uns kicherte leise, wandte jedoch den Blick nicht von der Zeitung ab.

Wir sassen alle zusammen und genossen ein spätes Frühstück. Da Samstag war, mussten weder Kevin arbeiten noch ich in die Schule, sodass wir beschlossen hatte, den Tag zusammen zu verbringen. Enrico und Jessi wären womöglich auch noch vorbei gekommen, aber eine bestimmte rothaarige Person, die es nicht lassen konnte, meinen Bruder zu ärgern, hielt ihn davon ab.

„Wieso sollte etwas sein...alles ist...grossartig...", antwortete er und wäre es möglich, dann hätte ich nun riesige Gänsefüsschen beim Wort „Grossartig" aufleuchten sehen.

„Sarkastischer geht es anscheinend nicht...", kommentierte Charlotte leise vor sich hin und wandte den Blick immer noch nicht von der Zeitung. Wo sie recht hatte...

„Echt Leute. Alles ist gut. Wir sollten den Tag geniessen", versuchte Kevin das Thema zu beenden und schenkte mir ein halbherziges Lächeln. Auch wenn ich oft schroff rüberkam, so wusste ich, dass ich als beste Freundin Kevins, versuchen musste, Kevin alles, was ihn bedrückte aus der Nase zu ziehen. Ich war kein grosser Fan Probleme anderer Leute, doch hier ging es um Kevin und er war wahrscheinlich der einzige Mensch, neben Enrico, dem ich helfen wollte.

Ich stupste Charlotte leicht unter dem Tisch an und diese schien sofort zu verstehen. Das war einer der Gründe, weshalb diese Frau mir ans Herz gewachsen war. Sie war unkompliziert.

„Ich gehe mal den Müll raustragen. Wenn ich hier schon für ein paar Tage wohne, will ich auch etwas tun", und damit verliess sie auch das Zimmer.

„Sie hat den Müll gar nicht mitgenommen", bemerkte Kevin und hob fragend eine Augenbraue. Ich schüttelte nur den Kopf. Charlotte durchdachte ihre Pläne nie ganz durch...

„Das wird sie auf dem Weg nach draussen schon selber herausfinden und jetzt zu dir..." Er stöhnte auf, als ich wieder zu bohren anfing und lehnte sich müde zurück in seinen Stuhl.

„Wieso so stur Li? Du willst nichts davon wissen, glaub mir..."

„Du weisst, dass mir andere Leute und deren scheiss Probleme einen feuchten Dreck interessieren und auch bei dir würde ich keinen weiteren Pfifferling geben, aber du zerstörst mit deiner miesen Laune unseren freien Tag und da es nun auch mich betrifft, muss ich wohl oder übel nachhacken!", versuchte ich es mit dieser Tour und entlockte ihm ein schwaches Lächeln. Schwach aber ehrlich.

„Oh... Ich habe beinahe vergessen, dass du nicht sonderlich sozial bist", antwortete er und ich musste dreckig grinsen.

„Also sag schon was los ist, damit wir diesen Moment, in dem ich sozial wirke, hinter uns bringen und vergessen können. Du weisst, solche Augenblicke werden nicht häufig auftreten." Diesmal lachte er und ich grinste zufrieden. Ich wusste einfach, wie ich ihn aufzuheitern hatte, ich war nicht umsonst seine beste Freundin.

„Du weisst noch mein Date", fragte er wage. Ich überlegte und mir viel der Tag ein, an dem Charlotte hier aufgekreuzt war und Kevin verkündet hatte, dass er sich mit jemanden traf.

„Klar, das Date, das eigentlich kein wirkliches Date ist, aber bei dem du dir wünschst, dass es eins gewesen wär?" Er verdrehte die Augen, nickte jedoch.

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt