Kapitel 43

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Rückblick…

Das Bier schmeckte nach Pisse. Es war warm geworden und nicht mehr geniessbar, aber ich hatte keine Kohle mehr mir neues zu besorgen und wieder eine Brieftasche zu klauen würde nur den Wachmann in der Ecke, der mich nun mit Wachaugen beobachtete, aufmerksam machen. Ich war unter den Wachleuten bekannt. Das Mädchen mit den flinken Fingern. Ich seufzte und sah mich an der Bar um. Der Club hatte erst seit kurzem auf gemacht, aber die Leute blieben nicht aus. Im Gegenteil, der Platz brodelte nur vor Leuten in Feierlaune. Die Musik war gut, die Getränke waren gut, wenn sie nicht warm wurden und die Einrichtung war modern und sah teuer aus. Ich kannte in dieser Stadt jeden Club und dieser hier war mit Abstand einer der Besten.

Ein Typ der am anderen Ende der Bar versucht hatte eine Frau anzumachen, aber kläglich damit gescheitert war, sah zu mir hinüber und nickte mir leicht zu. Ich legte meinen Kopf in meine Hand und betrachtete ihn. Womöglich konnte ich mir noch einen Drink spendieren lassen, bevor ich mich auf den Weg zu der verlassenen Fabrik machte und mir mit ein paar Typen, die immer dort lungerten, einen Joint teilte.

„Was möchtest du trinken?“, sprach der Typ auf, der noch auf der anderen Seite gestanden war und sich nun neben mich setzte. Ich betrachtete ihn nochmal und lächelte leicht. Sein Gesicht war durchschnittlich. Braune Augen, braune Haare, ein Gesicht von vielen. Obwohl ich ihn charmant ansah, drehte sich wie immer alles in mir. Es war nichts Neues. Wann immer ein Mann mich auch nur ansah, bekam ich diese Abscheu. Ich wollte sie bespucken, konnte ihre Nähe, ihre Blicke nicht ertragen. Mein ganzer Körper rebellierte, sobald einer auch nur seinen Blick auf mich haftete.

„Wie wäre es mit einem Long Island Icetea?“, antwortete ich geschmeidig und zwinkerte ihm zu. Ich hatte meine Rolle perfekt im Griff. Hätte es einen Oskar für Vortäuschen gegeben, dann hätte ich ein Regal davon Zuhause. Es war eine Kunst seinen Hass auf die männliche Bevölkerung zu verbergen und ich hatte sie intus.

„Was macht ein Mädchen wie du hier ganz alleine“, begann er mit einem Gesprächsthema, während ich versuchte nicht mit den Augen zu rollen.

„Ich scheine heute keine gute Begleitung zu sein“, antwortete ich locker und sah der Frau hinter der Bar zu, wie sie den Drink zubereitete. Es war eine Lüge. Ich war nie eine gute Begleitung…

„Das sehe ich aber ganz anders“, grunzte der Typ neben mir auf und ich hätte ihn in diesem Moment so gerne getreten. Ich konnte mir nicht helfen. Egal was ein Typ sagte, er erweckte nur Hass und Eckel in mir. Ich fand keine Faszination in ihnen… Sie waren nur lästig. Ich bemühte mich nicht zu antworten und nahm den Drink entgegen, den mir die Dame an der Bar entgegenhielt. Der Typ versuchte jegliche Gesprächsthemen zu finden, aber ich hielt mich zu gebunden, als dass sie zu einer Konversation gedeihen konnten. Der Typ begann unattraktiv zu schwitzen und rieb sich nervös über die Stirn. Ein Teil in mir sagte, den armen von der Leine zu lassen, aber er spendierte mir haufenweise Drinks und ich war eine dumme Göre, die beste Kombination, wenn man mich fragte.

„Wie wäre es, wenn wir von hier verschwinden?“, rang er sich schliesslich zu der alles entscheidenden Frage und ich hätte am liebsten geschnaubt. Es drehte sich immer um das eine. Wenn man in einen Club ging, dann musste man auch nichts anderes erwarten. Keiner kam hier um die Frau fürs Leben zu finden. Wenn man mich sah, dann erwartete man auch keine solchen Frauen hier. Schnell, billig und ab damit nach Hause. Leider wusste der Arme nicht, dass ich für das letztere nicht zu haben war.

„Mein Drink ist noch halb voll“, murrte ich ohne ihn anzusehen und nippte an mein Glas. Ich dachte, dass mein Desinteresse angekommen war, aber der Idiot wartete noch eine ganze halbe Stunde, bis ich den letzten Tropfen geleert hatte. Jedes Mal versuchte er meinen Arm oder mein Bein zu streicheln, doch ich zuckte weg und knurrte ihn nur sauer an, was ihn dazu brachte seine Anmachversuche still zu legen.

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt