Kapitel 11
Die Party fand diesen Samstag statt. Thema war das Zeitalter des Barocks. Alles musste aufwendig und pompös wirken, was bedeutete, dass ich Einkaufen gehen musste, da ich keine pompösen Kleider besass. Das gute an Gabi war, dass sie genau wie ich eine Person war, die nicht einen ganzen Tag Shoppen musste, um das richtige Kleid zu finden. Wir brauchten nicht mal eine Stunde, bis wir die richtigen Kleider gefunden hatten. Gabi hatte die Idee gehabt in einem Kostümladen, nach den passenden Kleidern und Masken zu suchen. Der betreffende Laden, befand sich am Stadtrand und wirklich, all die Jahre, die ich hier schon lebte, hatte ich nichts von der Existenz dieses Ladens geahnt. Von aussen sah er schäbig und alt aus, sodass ich ihn wohl immer übersehen haben musste.
„Glaub mir, manchmal wenn man Glück hat, findet man hier wirkliche Hammerstücke.“ Sie machte die Tür auf und ein kleines Klingeln verkündete unsere Ankunft. Was mir zuerst auffiel, waren die spärliche Beleuchtung und der muffige Geruch nach alten Möbeln und Kleidern. Ich verzog das Gesicht, aber Gabi liess mich nicht los und zerrte mich zum Tresen, wo ein alter Mann stand, der uns argwöhnisch betrachtete. Ich sah mich um und staunte nicht schlecht. Alles Mögliche schien der Laden im Angebot zu haben. Da waren Gemälde aufgehängt, Porzellanpuppen, Karnevalskostüme, Masken, Perücken, Marionetten, Kleiderständer mit verschiedensten Kleidern, Accessoires, Musikinstrumente und das war nur der Anfang. Mein Blick blieb bei dem Mann hinter dem Tresen hängen und er schien nicht weniger ins Bild zu passen. Auf seinem mit grauen langen Haaren bedeckten Kopf, hatte er sich einen Zylinder aufgesetzt und sein schmales Gesicht mit der Hackennase und den tiefen Falten gab ihm etwas Unheimliches.
„Was kann ich für euch tun?“, fragte er und ich hätte am liebsten gelacht. Diese kratzige Krähenstimme passte perfekt zu seinem äusseren Erscheinungsbild. Gabi lächelte ihn freundlich an und stellte sich vor den Tresen.
„Wir suchen Kostüme. Etwas aus der Barockzeit. Aufwendige Kleider, Perücken, Masken.“ Die schmalen kleinen Äuglein des Mannes schweiften von Gabi zu mir und wieder zurück. Er gab ein Grunzen von sich und legte dann den Kopf in den Nacken:
„Elisa! Wir haben Kunden!“, krächze er plötzlich laut auf, was Gabi zum zusammenzucken brachte. Keine Minute später streckte eine ältere Dame den Kopf durch einen Vorhang, der hinter dem alten Mann aufgehängt worden war, durch und sah uns an. Ein breites Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht und sie betrat den Raum. Irgendwie erinnerte sie mich an die typische Grossmutter. Ich hatte zwar nie eine gehabt, da Mom nie Kontakt zu ihrer Familie gehalten hatte und ich von meinem Erzeuger sowieso nichts wusste, aber wenn ich mir eine Grossmutter vorstellen würde, dann wäre sie so gewesen. Ihr Haar war schon grau und zu einem Bauernzopf geflochten. Eine kleine Brille mit runden Gläsern sass auf ihrer kleinen Nase in ihrem pausbäckigen Gesicht. Sie schien klein zu sein und ein wenig pummelig, aber das gab ihr etwas Sympathisches und Liebenswertes. Sie lächelte uns an und ihre hellbraunen Augen leuchteten so voller Elan, dass man nicht glauben konnte, dass es sich hier um eine ältere Dame handelte. Sie hatte mehr etwas von einem jungen lebensfrohe Mädchen.
„Hallo meine Lieben, was kann ich für euch tun?“ Gabi erklärte nochmal unser Erscheinen und die Oma Elisa nickte lächelnd.
„Klar, da kann ich euch helfen. Kommt mit meine Lieben.“ Sie packte Gabi bei der Hand und zog sie energisch in eine Ecke des Ladens. Gabi sah mich etwas unsicher an, aber ich grinste nur und folgte ihr. Oma Elisa begann an einem Kleiderständer zu suchen und warf alles Unnötige einfach zu Boden. Etwas erstaunt sahen wir der wilden Sucherei zu. Ihr Blick schweifte wieder zu mir und Gabi und sie checkte uns mit ihrem Kennerblick durch. Dann nickte sie, mehr zu sich selbst und zog ein hellblaues Kleid hervor.
„Hier Liebes. Das ist deins“, wandte sie sich an Gabi und drückte ihr den Fetzen in die Hand. Gabi sah etwas überrumpelt aus, aber sah sich das Kleid trotzdem an.
„Hellblau?“, fragte sie unsicher, aber die Oma Elisa nickte nur allwissend.
„Das ist deins, glaub mir Schätzchen.“ Gabi sah immer noch nicht überzeugt aus, aber Oma Elisa liess ihr keine Zeit zum Zweifeln, denn schon hatte sie sie in die Umkleidekabine gedrängt. Ich schmunzelte in mich hinein und schüttelte leicht den Kopf. Wo hatte uns Gabi nur hingebracht? Die Oma Elisa war schon wieder bei mir und sah mich nun skeptisch an.
„Etwas rotes“, murmelte sie und suchte wieder im Haufen voll Kleider. Nach kurzem Zögern, zog sie schliesslich ein weinrotes, seidenes Kleid raus. Es war wirklich schön, auf den ersten Blick hätte ich es zur Gothic Szene gezählt.
„Und Schätzchen?“ Ich schritt auf das Kleid zu und faste den sanften, seidenen Stoff an. Oben war es eng gehalten, sodass ich befürchtete keine Luft darin zu kriegen, aber ab der Hüfte abwärts überhäufte sich Schichten um Schichten und Schleppen und Schleifen und Säume. Es sah göttlich aus, aber auch teuer. Gabi kam aus der Garderobe heraus und sah nicht sonderlich zufrieden aus.
„Du siehst gut aus“, versicherte ich ihr, als ich ihr Gesicht sah. Sie sah an sich runter. Das Kleid war schlicht für den Rokoko Stil. Zwar war er im unteren Bereich auch aufgeplustert, doch noch lange nicht so extrem, wie andere Teile hier.
„Ich mag Hellblau nicht besonders“, gestand sie der alten Dame. Diese schüttelte aber den Kopf.
„Es bringt deine grossen braunen Augen zur Geltung, glaub mir Liebes.“ Ich nickte zur Bestätigung.
„Wenn du aber wirklich nicht willst, dann können wir ja tauschen“, schlug ich vor, als sie immer noch nicht überzeugt aussah.
„Liebes, dir steht das Blau aber nicht“, wandte die Oma ein. Ich seufzte. Mir war es doch egal, Hauptsache Gabi war zufrieden und würde nicht meckern. Sie sah sich mein Kleid an, schüttelte aber den Kopf.
„Ne. Das ist genau das richtige für dich und … ich glaube Lance mag mehr blau…“ Ich verdrehte grinsend die Augen. Wenn Lance das so sah, dann war ja alles gut. Ich zog mich ebenfalls um und präsentierte mich der Jury, die anerkennend nickte. Das Kleid schien mir zum Guten Glück perfekt zu stehen und schmeichelte meiner Figur.
„Ich wünschte, ich hätte deine langen Beine“, seufzte Gabi mit neidischem Blick.
„Du siehst gut aus, so wie du bist“, versicherte ich ihr ernsthaft. Es gab manchmal wirklich Schönheitsideale, die waren bescheuert.
„Nun kommen die Masken“, begann Oma Elisa in einer Sing-Sang Stimme und verschwand kurz, nur um darauf mit einer Schachtel voller Masken aufzutauchen. Wir staunten nicht schlecht, bei der grossen Auswahl. Viele waren erschreckend, einige witzig und andere einfach grotesk. Doch schliesslich fand Gabi eine blaue mit schönen glitzernden Verzierungen und ich eine schlichtere schwarze mit einem Schmetterling oben links über dem Auge.
„Wundervoll!“, schwärmte die Oma, als sie uns in unserem Outfit sah. Sie bot uns noch aufwendige Perücken an, aber wir verzichteten. Das war uns dann doch eine Nummer zu gross. Gabi beschloss einen Hut über ihre Kurzhaarfrisur zu setzen und ich würde mir eine Hochsteckfrisur machen. So mieteten wir uns die Kleider für den Abend, da ein Kauf völliger Unsinn gewesen wäre und verabschiedeten uns von der freundlichen Oma und ihrem gruseligen Gesellen von Mann.
„Das wird sowas von Legendär!“, quickte Gabi neben mir und drückte ihr in Plastikhülle gekleidetes Kleid an sich. Ich zuckte die Schultern. Ich mochte Partys, keine Frage, da dominierte die alte Li noch stark, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass diese Party anders sein würde…
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Ziemlich öde ich weiss, aber ich werde die nächsten Tage gleich das neue Kapitel reinstellen. Das mit dem BOOM! Yep, klingt dramatisch, aber dieses Kapitel verändert so einiges hihi...
UND noch zur Info: Ich habe endlich die Gesichter zu Li, Lukas und dem kleinen Junior gefunden! Ich werde in den nächsten Kapiteln Fotos von Ihnen reinstellen, damit ihr sehen könnt, wie ich mir die drei vorgestellt habe. :D So, das war's von meiner Seite. Über Votes und Kommentare würde ich mich freuen:)
Küsschen!
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Hell Yes!!
RomanceZwei Brüder, die Liria wirklich den letzten Nerv rauben. Schon schlimm genug, dass sie sich mit Lukas ihrem Schuldirektor herum schlagen musste, aber nun taucht noch sein kleiner Bruder auf?! Das Schicksal war wirklich nicht auf ihrer Seite, da dies...