Kapitel 35

10.8K 335 100
                                    

Kapitel 35

Wäre ich nicht schon krankenhausreif, dann hätte mich es Enrico gemacht. Wie ich es schon vorhergesehen hatte, war er über alle Massen enttäuscht von mir. Wer konnte es ihm verübeln? Es war mir nichts mehr übrig geblieben, als mit der Wahrheit auszurücken. Ich erzählte ihnen, dass mich Lukas geküsst hatte, Lance es aufgenommen hatte und mich damit erpresst hatte und wie es dann zu der Eskalation kam, in der Lukas mir schlicht gesagt, das Leben gerettet hatte. Enrico, wie er nun mal war, ignoriert den letzteren Teil und konzentrierte sich auf die Tatsache, dass ich wegen Lukas mal wieder in Schwierigkeiten gebracht worden war.

„Immer wieder verarscht er dich und trotzdem lässt du dich aufs Neue verarschen!“, stiess er wütend aus und lief unruhig vor meinem Bett hin und her. Kevin hatte sich zu meiner Seite gesetzt und starrte nur stumm vor sich hin. Ich wusste, dass er nun einiges zu verdauen hatte, vor allem der Teil mit Gabi. Nun schien er auch meine Seite zu verstehen.

Der Arzt hatte mich für einige Tage hierbehalten um sicher zu gehen, dass ich auch keine Hirnerschütterung oder innere Blutungen davongetragen hatte. Dessen war glücklicher Weise nicht der Fall. Ich hatte einige Beulen und Blutergüsse, in den Seiten und am Bauch mehrere blaue Flecken sowie zwei geprellte Rippen, aber zum guten Glück war nichts gebrochen. Mein Arzt hatte sich sorgen um meine Wirbelsäule gemacht, aber nachdem die Verletzungen am Rücken abgeschwollen waren, hatte man keine schwereren Verletzungen erkennen können. Ich musste verdammt viel Glück haben, hatte er mir gesagt, da viele Leute Fusstritte nicht so leicht wegsteckten. Mein Gesicht schien sich auch langsam zu erholen. Die Ohrfeigen und die Faust von Lance hatten zwar ein geschwollenes Gesicht hinterlassen, aber auch diese Schwellungen liessen nach und hässliche gelbe Flecken zierten nun meine Wangen.

Die Schmerzen waren Gott sei Dank auch nicht mehr unerträglich. Nach meiner ersten Volldröhnung hatte man meine Schmerzmittelration gesenkt, was mir zwar die Schmerzen immer noch erträglich gemacht hatten, aber nicht komplett beseitig. Zwei Tage lang hatte ich mich nicht richtig hinsetzten können, ohne einen Kampf mit meinem Körper zu durchfechten.

„Enrico, er hat mich gerettet. Ich wüsste nicht, wo ich jetzt wäre, wenn er nicht gewesen wäre…“ Und das war auch die Wahrheit. Wenn Lukas und Matini J. mich nicht gefunden hätte, dann läge ich wohl verkohlt in der verlassenen Fabrik. Ich war mir sicher, dass Bishop keine Scherze gemacht hatte, als er mir gedroht hatte mich zu verbrennen.

„Du wärst sicher bei uns gewesen! Wenn dieser Mistkerl nicht gewesen wäre, dann wärst du in erster Linie gar nicht in diesem Schlamassel gewesen! Aber nein, du musst dich ja immer wieder von ihm einlullen lassen…“ Da musste ich ihm Recht geben. Ich senkte meinen Kopf und starrte auf meine Hände, die ich wie immer, wenn ich nervös war, aneinander rieb. All das hatte ja damit begonnen, dass ich am Ball unbedingt Lukas finden wollte, dafür Matini J. gefunden hatte, diesen auch geküsst hatte und dann einen wütenden, eifersüchtigen Lukas erhalten hatte, der unvorsichtig geworden war und sich bei seiner „ich markiere mein Weib“-Nummer gesehen worden war. All diese Ereignisse hätten sich vermeiden lassen, hätte ich in erster Linie nicht nach Lukas gesucht. Aber wie man schon sagte, im Nachhinein ist man immer schlauer.

„Enrico, sie hat schon genug durchgemacht, wir sollten es ihr nun nicht noch schwerer machen. Ich glaube, sie weiss selber schon, dass es ein Fehler war“, versuchte Kevin Enrico zu beruhigen. Dieser hielt inne und sah zu Kevin hinüber.

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt