Hell Yes!!

Kapitel 56

Die zweite freie Woche war erträglicher als die erste. Da ich noch nicht in die Schule durfte, war es tagsüber etwas öde, aber abends begann ich wieder auszugehen. Es war mal wieder an der Zeit die alte Li frei zu lassen. Das Mädchen, das gerne feierte und sich amüsierte. Natürlich hielt sich mein altes Ich in Grenzen. Es gab keine krummen Dinger mehr und ich zog mir auch keine illegalen Substanzen ein. Ich hatte meine Macken keine Frage, aber ich hatte auch von der Vergangenheit gelernt. Die einzige, die von meiner neu gefundenen Ablenkung litt, war Gabi. Die Arme musste nach einer durchzechten Nacht mit mir, immer noch in die Schule, während ich schön ausschlafen konnte, aber alleine Ausgehen war öde und mit den Mädchen aus dem Club hatte ich mich auch nur einmal verabreden können, um sie ein wenig näher kennenzulernen, danach hat es mir Lukas verboten. Es war immer die gleiche Leier. Die Mädchen müssen arbeiten, ich lenke sie ab und ich solle gefälligst auch zuhause bleiben. Bla, bla, bla. Ich wollte nicht zuhause bleiben! Zuhause war ich alleine, weil Kevin arbeitete und wenn man alleine war, hatte man Zeit und wenn man Zeit hatte, dann konnte man Denken und das letzte was ich wollte, war denken. An etwas denken, dass ich wissentlich ausblendete.

Kevin und Enrico waren wieder auf Alarmstufe Rot. Für sie hiess mein gelassenes Tun, dass ich wieder auf die schiefe Bahn geriet und ich wieder mit den Bullen vor der Haustür, high und stockbesoffen nach Hause kam. Ihr Vertrauen in mich war wirklich hoch…

„Li! Ich bin kaputt, bitte lass uns nach Hause gehen“, stöhnte Gabi unter der lauten Musik und den drängenden Menschen, die sie hin und her stiessen. Man sah ihr an, dass ihre Feierlaune nach drei Nächten den Bach runtergegangen war.

„Noch ein Drink?“

„Nein, das hast du vor dem vorherigen auch gesagt!“, rief sie aufgebracht und zog an meinem Ärmel. Sie war definitiv fertig für heute. Ich seufzte, stand von meinem Hocker auf und folgte ihr durch die Massen zum Ausgang. Es war gerade zwei Uhr gewesen. Die Party fing erst an!

„Du musst echt auch mal eine Pause einlegen, Li. Schön und gut, dass du unter die Menschen gehst und wieder etwas Freude dabei hast, aber glaubst du nicht, dass du es ein wenig übertreibst?“, murrte Gabi ausgelaugt und nahm mir die Schlüssel aus der Hand, da sie die war, die nichts alkoholisches getrunken hatte. Ich zuckte mit den Schultern. Natürlich war mir das klar, aber was wäre die Alternative gewesen? Im Bett zu liegen und um Jan zu weinen? Niemals! Dann schoss ich mir lieber die Birne mit billigem Fussel voll.

„Ich will, dass du dich ein wenig zurücknimmst. Auch Kevin und Enrico machen sich schreckliche Sorgen. Sie haben Angst, dass du…dass du…“

„Wieder der Absturz werde, der ich mal war, oder? Leute, bleibt mal am Boden. Ich bin nicht bescheuert. Ich hatte diese Woche frei und dachte mir ein wenig Feiern würde mir nach all dem Stress gut tun. Ich habe nicht vor alte Verhaltensweise wieder aufzunehmen.“

Mein bissiger Ton entging ihr nicht.

„Wenn du das sagst, dann glaub ich dir das…“, begann sie nichts desto trotz ruhig und brachte mich zu einem belustigten Grunzen.

„Von wegen. Ich sehe es euch doch jeden Tag an! Sobald ich mich für einen Abend bereit mache, steht Kevin schon hinter mir, mit diesem verdammt besorgten Gesicht, als hätte ich vor mich auf der Strasse zu verkaufen. Ihr wartete doch nur darauf, dass ich Scheisse baue, oder?“

„Nein, Li. Wir sind nur besorgt, weil du dich seltsam verhältst. Wir vertrauen dir…“

„Das solltet ihr nicht“, murmelte ich, nicht im Klaren, dass mehr der Whiskey aus mir sprach, als sonst etwas, „ich baue doch immer scheisse. Ich enttäusche jeden, Gabi. Immer. Alle.“

„Du musst ins Bett“, seufzte sie und hielt mir die Tür auf. Nur widerwillig setzte ich mich hin und schnallte mich an. Vor kurzem hatte Gabi den Führerschein gemacht, mithilfe von Kevin und mir war es ihr gar nicht schwer gefallen. Jetzt verfluchte ich meine Hilfsbereitschaft, da sie mich nach Hause brachte und genau dort wollte ich nicht hin.