Kapitel 54

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Meine Träume waren logisch und zugleich sinnlos. Ich zählte Farben und mahlte mit Zahlen, aber es schien vollkommen normal für mich und meinen fiebrigen Wahn zu sein. Ab und an tauchte ich zu Bewusstsein auf, schien aber nicht stark genug zu sein und verlor die Konzentration, sodass ich wieder in meine seltsamen Träume fiel.

Es musste eine Ewigkeit gebraucht haben, bis mein Fieber etwas nachliess und ich wieder mehr von der Realität mitbekam.

Mein Kopf schwirrte und ich dachte einen Moment, dass der Morgen angebrochen war und ich in meinem Bett lag, aber das Zimmer sah nicht wie meines aus und der Kittel, der mir angezogen worden war, war ebenfalls nicht meiner. Ich verzog das Gesicht und versuchte mich daran zu erinnern, was geschehen war. Plötzlich ging die Tür auf und eine zierliche, kleine Dame betrat das Zimmer und lächelte mich freundlich an.

„Ah schön! Du bist wach. Wie fühlst du dich?“, sprach sie zu mir auf und notierte sich etwas auf ihrem Klemmbrett. Sie sah wie eine typische Krankenschwester aus…demnach musste ich wohl in einem Krankenhaus sein. Aber weshalb ich hier lag, war mir nicht zu erklären.

„Etwas schummrig.“ Sie nickte, und schrieb weiter.

„Was ist passiert?“, fragte ich und sah, wie sie den Schlauch, der in meine Armbeuge mit einer Spritze befestigt worden war, kontrollierte und ein wenig an einem kleinen Rädchen drehte, damit die Flüssigkeit weniger schnell tropfte. Musste doch ernster gewesen sein, dass ich hier am Tropfen hing.

„Das wird dir der Doktor erklären. Brauchst du noch etwas, bevor ich ihn rufen gehe?“, fragte sie und lächelte mich mit ihren strahlenden Zähnen an.

„Ja, Wasser“, krächzte ich und fühlte das unangenehme Trocken im Rachen und Mund. Sie drehte sich zu dem Tischchen neben meinem Bett um und hielt mir schon eine grosse weisse Tasse mit Wasser hin. Ich schluckte zu Beginn langsam, da meine Speiseröhre und mein Magen schmerzend rebellierten. Wow, was auch immer mit mir los war, es musste mich schlimm erwischt haben.

Die Krankenschwester verliess den Raum und keine fünf Minuten später spazierte ein ziemlich junger Kerl hinein und stellte sich als Maximilian vor. Einen Moment hatte ich meine Bedenken, da er nicht wie ein typischer Arzt wirkte. Es kam nicht alle Tage vor, dass ein vor allem junger Arzt sich mit seinem Vornamen vorstellte. Er nahm das Klemmbrett in die Hand, das die Krankenschwester zuvor hatte liegen lassen und schien es sich durchzusehen, bevor er es weglegte, das Stethoskop in die Hand nahm und mich bat meinen Kittel hochzuziehen, damit er mein Herz abhören konnte. Ich atmete tief durch, während er mir das Ding an den Rücken und an die Brust hielt. Er notierte sich etwas und nickte mir mit einem beschwichtigenden Lächeln zu. Er fasste mit seinen Fingern meinen Kiefer entlang, sah in meinen Mund und in meine Ohren, und mass meine Temperatur. Fehlte nur noch eine Prostatauntersuchung, doch diese schien ich glücklicher Weise nicht zu gebrauchen. Er nickte zu sich selber und notierte sich weitere Dinge, bevor er zu mir hinsah und mir endlich erkläre, was los mit mir war.

„Wir werden nochmal ein Blutprobe brauchen um zu sehen, wie weit der Virus schon abgeschwächt ist. Du hattest vor kurzem noch eine Grippe?“, fragte er mich und ich nickte zögernd und leicht verwirrt. Blutprobe? Virus? Wie konnte er überhaupt von der Grippe wissen?

„Schon ein paar Tage her, wieso?“

„Weil sich diese Grippe mit voller Wucht zurück gemeldet hat und es dir heimzahlen wollte, weil du sie ignoriert hast. Frauen haben das so an sich“, riss er einen Witz und begann zu lachen. Dafür dass er jung war, hatte er einen verstörend alten Humor.

„Wie bitte?“

Er seufzte, setzte sich an den Rand meines Bettes und begann zu erklären:

„Einen Virus, wie du ihn hattest, zu verdrängen, ist sehr gefährlich. Dein Körper hatte keine Möglichkeit ihn zu bekämpfen, da du womöglich durch viel Druck, Stress und wenig Ruhe keine Zeit gehabt hast richtig zu genesen.“ Ich dachte an die Tage zurück, an denen ich die Nachtschichten für meine Abschlussarbeit eingeschoben hatte, den Stress mit Kevin und Jan über mich ergehen lassen musste und wie meine Grippe einfach verschwunden war…oder eben nicht verschwunden war. Ich hatte wirklich keine Ruhe gehabt, geschweige meinem Körper Zeit gegeben die Grippe zu überwinden.

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt