„Du weisst, dass ich hier geboren bin, und ich augenblicklich weiss was die Überraschung ist, sobald du los fährst“, warnte ich ihn, als wir schon im Auto sassen und uns am frühen Abend auf den Weg zu wo auch immer machten. Er zuckte nur mit den Schultern und nahm die Strasse, die aus der Stadt auf die Autobahn führte. Wir fuhren schweigend und hörten ein wenig Musik. Es brauchte bei Jan und mir nicht immer Konversationen um eine angenehme Atmosphäre zu kreieren. Manchmal sassen wir nur nebeneinander und hingen unseren Gedanken hinterher. Andere Male arbeitete Jan und ich sah ihm zu, wie er dieses konzentrierte Gesicht zog, das ihn so seriös und nachdenklich wirken liess, bis er hoch zu mir sah und sein Gesicht plötzlich zu einem warmen Lächeln verzog, bevor er sich wieder der Arbeit widmete. Diese Situationen erwärmten mich, was mir ganz und gar nicht gefiel. Ich wollte nicht lächeln, nur weil er es tat und ich wollte nicht diese wohlige Wärme in mir, wenn er mich mit diesem süssen Ausdruck ansah.
Ich mochte ihn, so viel habe ich mir zugestehen können und mehr würde ich auch nicht tun. Er war wirklich ein toller Kerl und er würde irgendwann jemanden mit diesem Blick ansehen und würde ein erwiderndes Lächeln dafür erhalten nur wussten wir beide, dass ich nicht diese Frau sein würde. Schon einige Male dachte ich an Charlottes Worte. Dass ich diese Chance mit Jan nicht vergeigen sollte und ihm das geben sollte, was er bereit war zu geben, aber ich konnte ihrer Bitte nicht nachkommen. Ich wollte kein Lukas sein, der mir nie das geben wollte, was ich mir gewünscht hatte. Ich konnte nur hoffen, dass Jans Gefühle nie über das gingen, was ich bereit war zu geben, ansonsten… Ich wusste nicht was sonst geschehen würde. Ich genoss die Zeit mit ihm so sehr und ich wollte sie nicht beenden. Es gab zwar kein für immer und ewig für uns, aber ich wollte mehr Zeit mit ihm haben und ich würde sie mir nicht mit zu vielen Gedanken zerstören.
Die Gedanken verdrängt sah ich schliesslich aus dem Auto und war sichtlich verwirrt.
„Was zum Teufel tun wir hier?“, fragte ich und erhielt ein Grinsen. Das bübische Grinsen bestätigte meine Gedanken und ich starrte ihn nur fassungslos an.
„Matini, es ist tiefster Herbst! Willst du uns umbringen?“ Er lachte nur und nahm die Ausfahrt aus der Autobahn Richtung Meer.
„Ich wohne hier schon seit Monaten und habe immer noch nicht das Meer gesehen, also dachte ich mir, weshalb nicht“, erklärte er nur und fuhr auf der kaum befahrenen Strasse am Strand entlang. Ich versuchte Jan seine Idee aus dem Kopf zu schlagen, bis wir bei den Privatstränden angekommen waren. Er parkiert sein Auto an der Seite nahe den Gebüschen, sodass es nicht auffiel und sah schliesslich zu mir hinüber.
„Du weisst, dass wir hier auf privatem Grund sind… Das Aufhalten hier ist streng verboten“, erklärte ich ihm, da ich vermutete, dass er sich dieser Sachen nicht bewusst war, aber als er sein schamloses Schmunzeln breit machte, war mir klar, wie bewusst er sich seines Tuns war.
„Und ich dachte, ich sei die Kriminelle unter uns beiden“, äusserte ich nur sprachlos und verliess den Wagen. Jan stieg ebenfalls aus und packte sich seinen Rucksack im Rücksitz. Langsam stiegen wir durch die Gebüsche den sanften Hang hinunter, bis wir Sand unter unseren Füssen hatten. Ich zog meine Schuhe und Socken aus und vergrub meine Füsse in den kalten Sand.
„Das wird interessant“, murmelte Jan zu sich selber und starrte gebannt auf den endlosen Ozean, der sich vor uns erstreckte. Die Sonne war schon unter gegangen und nur noch ein schmaler Streifen heller Himmel war am Horizont zu entdecken, ansonsten war es schon mehrheitlich dunkel geworden.
„Was genau?“, fragte ich skeptisch und sah dann nur verdattert zu, wie er seine Schuhe, Socken und dann schliesslich sein T-Shirt auszog. Ich wusste im Moment nicht, wie ich aussah, aber mein Mund musste verdammt weit offen gewesen sein, wie meine Augen. Matini J. drehte sich zu mir und zwinkerte mir schelmisch zu, bevor er sich auf den Weg zum Wasser machte.
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Hell Yes!!
RomanceZwei Brüder, die Liria wirklich den letzten Nerv rauben. Schon schlimm genug, dass sie sich mit Lukas ihrem Schuldirektor herum schlagen musste, aber nun taucht noch sein kleiner Bruder auf?! Das Schicksal war wirklich nicht auf ihrer Seite, da dies...