Kapitel 40

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Es war selbstverständlich für Lukas, dass ich hinter ihm sein würde. Und trauriger Weise folgte ich ihm wirklich. Irgendwo in meinem Kopf versuchte mich die Stimme der Vernunft zu erreichen und mir klar zu machen, dass ich noch Unterricht hatte und Lukas bestimmt kein harmloses Coach-Schützlinggespräch im Sinn hatte. Aber sobald Lukas in der Nähe zu sein schien, verliess mich die Vernunft und machte Platz für die Naivität. Ich wusste, weshalb Lukas hier war und ich wusste auch, was er mit mir besprechen wollte, nur wusste ich nicht seine Reaktion einzuschätzen. Lukas war keine Person, die sich Gewohnheiten in seinem Verhalten aneignete. Sein Verhalten auf das gleiche Geschehen konnten immer anders sein und genau das war es, was ich befürchtete. Er konnte auf die Nachricht über Matini J. und mich gleichgültig und kalt, wie er es des Öffteren war, reagieren, oder er liess den Bastard raus, der er nun mal war und verwandelte Matini Js. und mein Leben zur Hölle. Beide Seiten hörten sich nicht schön an und wie ich Lukas kannte, gab es sogar eine dritte Variante. Die Tür, die hinter mir ins Schloss fiel, liess mich aufzucken. Ich sah um mich und bemerkte, dass wir schon in seinem Büro standen und Lukas mich nun mit Adleraugen beobachtete. Vorsichtig und ohne mir meine Nervosität anzumerken, setzte ich mich hin und wartete darauf, dass es mir Lukas gleich tat, doch dieser verharrte in seiner stehenden Position mit den Händen tief in seiner Hosentaschen vergraben und hörte nicht auf mich zu betrachten. Es war fast so, als versuche er mich mit seinem Blick auszupressen. Ich schluckte schwer und lenkte mich ab, indem ich da Büro anstatt ihn ansah.

"Nun, hast du dir schon ein Thema für deine Arbeit überlegt?", hörte ich ihn aufsprechen, worauf ich überrascht zu ihm hoch sah. Er wollte wirklich über meine Abschlussarbeit sprechen? Er legte den Kopf schief und sah mich abwartend an. Mir wurde nach langem Schweigen klar, dass ich noch gar nicht geantwortet hatte. Aber ich konnte nun unmöglich über solche Dinge sprechen...

"Lukas, ich weiss, dass du mit Charlotte gesprochen hast..."

"Ich brauchte nicht mit Charlotte zu sprechen um zu wissen, dass mein kleiner Bruder dich flach legt..." Lukas Stimme hätte nicht kälter sein können und einen Moment lang fühlte ich eine riesige Ladung Schuld auf meinen Schultern lasten. Ich fühlte mich, als hätte ich ihn eiskalt betrogen und es schmerzte... bis mir wieder einfiel, dass nicht ich die war, die betrogen hatte.

"Niemand hat hier von Flachlegen gesprochen", verteidigte ich mich und stiess die seltsame Schuld, die mich immer noch umgab, beiseite.

"Du hast recht", entgegnete er ohne mich anzusehen und richtete einige Akten auf seinem Schreibtisch, "ich frage mich nur, weshalb du ausgerechnet für meinen Bruder die Beine spreizen musst..."' Ich zuckte auf, als hätte ich eine Ohrfeige erhalten. Diese Seite von Lukas war mir durchaus bekannt. Wenn Lukas sauer war und das im hohen Masse, dann konnte er jemanden mit Worten niederschlagen.

Er hob seinen dunklen Blick und mir wurde klar, dass Lukas diese Sache mehr mitnahm, als ich befürchtet hatte...

"Es gibt genügend willige Kerle auf diesem beschissenen Planeten und du suchst dir ausgerechnet diesen Dreckskerl? Wieso? Hast du eine offene Rechnung mit mir oder macht es dir Spass den ganzen Familienstammbaum in deinem Bett zu haben", zischte er so kühl, dass mir kalt ums Herz wurde. Selbst die Beleidigung war nicht so schlimm, wie dieser abschätzende Blick.

"Hör auf..."

"Oh nein, ich fange erst an. Ihr wolltet mich reizen nun habt ihr mich gereizt. Ich war nichts im Vergleich zu dem, was ich nun sein werde..."

Nun hatte er sich vor mich aufgebaut und starrte mich mit einem eiskalten Gesichtsausdruck an. Ich glaubte ihm augenblicklich, dass er uns die Hölle auf Erden bringen konnte.

"Es ging hier nicht um dich... Wir...", ich wusste nicht mal, wie ich mich erklären sollte. Was konnte ich ihm schon sagen? Alles was nun aus meinem Mund kam, konnte ihn noch mehr verärgern, als es schon tat.

Hell Yes!!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt