(45) Immer wenn ich weine, komme ich zu dir, damit du mich in deinen Armen hältst und mir sagst, dass alles okay ist. Nur dieses Mal weine ich wegen dir.
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Er war nicht mehr da. Nicht mehr in meinem Team, nicht mehr in der Nähe und nicht mal mehr in Reichweite. Sein Teamwechsel war eine tolle Chance, schon klar und ja natürlich war ich stolz und natürlich musste er diese Chance annehmen, aber so sehr ich mich auch freuen wollte, ich war traurig und hatte obendrein Angst.
Ob er mich jetzt vergessen würde und sich jetzt mit Max anfreunden würde? Vielleicht war ich die ganzen Jahre nichts als ein einfacher Kollege, der halt verfügbar war und nichts von dem was ich empfand war relevant, ich war nicht relevant, das wusste ich, aber als Formel 1 Fahrer muss man nun mal immer Lächeln und immer glücklich sein.
Sebastian war zwar auch echt nett, aber es war einfach nicht das selbe. Er fehlte hier so sehr und es tat bei jedem Rennen mehr und mehr weh, dass er nicht in meinem Team war und das sein Auto nicht die selbe Farbe wie meins hatte. Es war als hätte ich meinen besten Freund verloren.
Leider bekam ich mehr und mehr das Gefühl, dass er nicht nur mein bester Freund war, sondern mir viel wichtiger wurde als das. Das alles fing mitten in der letzten Saison an, schlagartig sah ich mehr in ihm, als wäre ich morgens aufgewacht und jemand hätte einen Schalter in meinem Kopf umgelegt. Zwei Wochen später saßen wir abends zusammen in seinem Hotelzimmer und er verkündete mir seinen Teamwechsel.
Diese Erinnerungen kamen in der letzten Zeit häufig hoch, viel häufiger als mir es lieb war und jedes mal, war ich den Tränen nahe, nur jetzt stand ich in der Box, nach dem Training, mein Helm in der Hand, den Rennanzug an der Hüfte zusammengebunden, und konnte nicht weinen, bzw. wollte es nicht.
Wie der Zufall es wollte lief in diesem Moment Sergio an mir vorbei, etwa vier oder fünf Meter entfernt war er nur, er lachte mit seinem Trainer, sah sogar kurz zu mir, aber grüßte mich nicht, lächelte nicht mal.
Wenn die Schmerzen der letzten Wochen Nadelstiche in meine Brust gewesen wären, dann wäre das hier wohl das Messer, dass er mir direkt zwischen meine Rippen stach.
"Ich gehe in mein Motorhome." sagte ich entschieden, aber leise zu meinem Trainer und ging von ihm weg, ließ ihn regelrecht stehen. So schnell ich konnte lief ich zwischen den ganzen Menschen in der Box hindurch zum Ausgang der Boxengasse. Je schneller ich lief, desto schneller rannen mehr und mehr Tränen über meine Wangen. Nur wenige Leute bemerkten mich und noch viel weniger bemerkten die Nässe auf meiner Haut.
"Lance!" hörte ich die erfreute Stimme meines neuen Teamkollegen, aber ich antwortete nicht, sah Sebastian nur kurz im Vorbeigehen an und lief dann gradewegs an ihm vorbei endlich in das schützende Gebäude und dort in mein Zimmer. Die Tür schloss ich ab und ließ mich auf den Boden vor dem Bett sinken. Jetzt weinte ich richtig, lautstark und unkontrolliert.
Es tat weh, es tat so weh. Er war der einzige an der Strecke, der mich so richtig verstand und der einzige bei dem ich mich jemals sicher gefühlt hatte. Nachdem Esteban sich von mir getrennt hatte und unsere Jahre lange Beziehung ein Ende fand war er bei mir, hat mir gesagt, dass alles gut wird und hat mir vor allem niemals das Gefühl gegeben nicht okay zu sein und das obwohl ich ihm nie von der Beziehung erzählt hatte und wir sie immer geheim hielten.
Er war der, der mich ermutigte wieder aufzustehen und weiterzumachen und er war der, und dafür sorgte, dass ich wieder begann mich mit anderen zu treffen. So gut mir das damals auch tat, im nachhinein tut es weh von ihm zu hören, dass ich mich mit anderen Männern treffen soll, weil ich ja eigentlich ihn wollte. Aber er hat eine gute, lange Beziehung und ist glücklich mit Isabel. Niemals würde er mich wollen. Nie.
"Lance?" es klopfte an die Tür und ich erkannte sie sofort, die Stimme, die ich so gern hörte. "Ja?" antwortete ich und klang dabei fürchterlich verweint. "Mach auf, bitte." Mit den Ärmeln meines Shirts wischte ich mir die Tränen möglichst gut weg und ging dann zur Tür und schloss sie auf.
"Oh Lance..." flüsterte der Mexikaner und nahm mich einfach in den Arm, als er sah wie verweint ich war. Ich drückte mich direkt an ihn und verstreckte meinen Kopf im weichen Stoff seines Pullovers, mit den Händen griff ich ihn hinter seinem Rücken.
Der Ältere drückte mit einer Hand kurz die Tür hinter uns zu und legte sie dann um mich und streichelte mich sanft. Es war schön, wirklich wunderschön, aber so selten geworden, dass ich allein bei dem Gedanken auf die nächste Umarmung wieder so lang warten zu müssen traurig wurde und erneut begann leise zu weinen.
Sergio fing mich und meine Emotionen wieder auf und war dabei so perfekt wie er eben immer war. "Was ist los?" flüsterte er sanft und ich zuckte nur mit den Schultern. Ich konnte und wollte ihm nicht sagen, weshalb ich weine. "Es ist okay, Lance." flüsterte er und strich mir ganz vorsichtig über den Rücken.
Verzweifelt löste ich mich und entfernt mich einige Schritte von ihm. "Genau das ist das Problem. Ganz genau das." murmelte ich traurig. "Dass ich gesagt habe, dass es okay ist?" versicherte er sich verwirrt und ich nickte nur. "Immer wenn ich weine, komme ich zu dir, damit du mich in deinen Armen hältst und mir sagst, dass alles okay ist. Nur dieses Mal weine ich wegen dir, seit Wochen weine ich nur noch wegen dir." hauchte ich kraftlos.
Der Ältere schien total geschockt und gleichzeitig verzweifelt. "Das wusste ich nicht, was habe ich denn gemacht? Es tut mir leid." Ich schüttelte nur den Kopf. "Entschuldige dich nicht, du hast alles richtig gemacht, zu Red Bull zu gehen war die richtige Entscheidung." "Und wieso weinst du deshalb?" Ich zuckte mit den Schultern.
"Weil ich dich so schrecklich vermisse und du dich mit Max genauso gut verstehst und ich irgendwie das Gefühl habe, dass du dich einfach mit jedem so gut anfreundest, der in deinem Team ist." das mochte hart gewesen sein, aber so fühlte ich nun mal.
"Lance... das ist Quatsch. Niemand wird mir jemals so wichtig sein wie du es für mich bist. Niemand." erklärte er mir. Ich lachte einmal etwas gehässig auf, dann liefen wieder Tränen aus meinen Augen. "Als Freund. Schon klar." murmelte ich und setzte mich aufs Sofa, zog eine Decke über mich und krallte mich an ihr fest.
"Wie würdest du reagieren, wenn es mehr als das wäre?" Er setzte sich zu mir, aber hielt Abstand. "Das ist ein schlechter Scherz oder?" Wieder war ich ziemlich gehässig, auch wenn das eigentlich nicht meine Art war.
"Nein, das ist kein Witz... Du bist für mich mehr als nur ein Freund, das ist mir in den letzten Monaten immer klarer geworden, zu Red Bull zu gehen war die richtige Entscheidung für meine Karriere, aber wenn ich gewusst hätte, dass ich dadurch so viel weniger Kontakt zu dir habe, hätte ich meine ganze Karriere lieber beendet, als diese Chance wahrzunehmen." flüsterte er.
"Das wäre schlecht gewesen, dann hätte ich dich ja noch weniger gesehen. Aber ja es ist doof, dass... Hast du eben gesagt, dass du mehr für mich empfindest?" fragte ich dann mit weit aufgerissenen Augen, ich konnte das nicht so richtig glauben, wenn ich ehrlich war. Er schmunzelte etwas und nickte dann.
"Ich bin voll in dich verliebt." brachte ich wie ein 12 jähriges Kind heraus, aber es reichte ihm, denn er rückte näher an mich und legte seine Arme um mich. "Darf ich dich küssen, Lance?" flüsterte er. Ich antwortete nicht mehr sondern küsste ihn einfach schüchtern, aber glücklich lächelnd.
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Für LadySoccer455, ich hoffe er gefällt dir und bitte entschuldige, dass er so viel kürzer und wohl auch schlechter als sonst ist, das ist wohl einfach nicht mein Pair.Ein Kapitel kommt heute nicht mehr, mein Kopf steht irgendwie überall außer auf Wattpad, sorry!
Bis bald
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Formel 1 OneShots
Fanfiction"When you give up your hunger for success you are not racing full heartedly anymore. Just to be there, that is not my style." - Felipe Massa