Kapitel 14

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Kurz nachdem Snape die große Halle verlassen hatte folgte Hannah ihm.  Während sie durch die Korridore lief atmete sie ein paar Mal tief durch, um die Nervosität gar nicht erst hoch kommen zu lassen.
Als sie an die Tür seines Büros klopfte dauerte es eine Weile bis er antwortete. Als er dann doch „Herein!" rief und sie den Raum betrat legte sich ein irritierter Ausdruck auf sein Gesicht. Er legte den Federkiel, mit dem er gerade noch Notizen in einem kleinen Buch gemacht hatte, beiseite und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
„Miss Blackwood, was machen Sie denn hier?", fragte er, seine Stimme war kühl.
Hannah durchzuckte Panik. Hatte die Notiz unter ihrem Aufsatz womöglich Jules geschrieben, um sie bloßzustellen?
„Ähm...unter meinem Aufsatz...die Notiz...Sie meinten...", stammelte Hannah und hätte sich am liebsten selbst geschlagen dafür, dass sie sich in letzter Zeit so leicht aus der Fassung bringen ließ.
„Ich habe Miss Davis den Aufsatz heute Vormittag gegeben, ich meinte nach dem Mittagessen...", erklärte er, die Stimme ein bisschen wärmer als zuvor.
„Oh...Jules hat ihn mir erst heute Nachmittag gegeben..."
„Ich dachte schon...", murmelte er, beendete seinen Satz aber nicht.
„Was dachten Sie? Dass ich Sie ignoriert hätte und nicht kommen würde?", fragte Hannah. Wieder wollte sie sich am liebten selbst ohrfeigen, jetzt begann sie auch noch, jeden Gedanken auszuplaudern.
Aber Snape sah nur an, blinzelte kurz irritiert, lächelte dann und sagte:
„Ja, ich hatte schon befürchtet, Sie kämen nicht mehr. Dabei wollte ich dringend mit Ihnen reden."
Hannah setzte sich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und sah ihn erwartungsvoll an.
„Als wir uns heute morgen über den Weg gelaufen sind", begann er, „war ich auf dem Weg zu Ihnen. Ich wollte... Aber da Sie nicht alleine waren konnte ich nicht mit Ihnen reden. Zudem war ich...enttäuscht, und verunsichert. Sagten Sie nicht gestern noch, Sie und Mr. Edwards seien kein Paar?"
Hannah wollte antworten, doch er unterbrach sie, bevor sie überhaupt angefangen hatte zu sprechen:
„Zuerst wollte ich nicht mehr mit Ihnen sprechen. Zuerst wollte ich nie wieder mit Ihnen reden. Doch...doch ich konnte es mir nicht vorstellen, nie wieder mit Ihnen zu reden, und so schrieb ich Ihnen einen Notiz und bat Miss Davis, sie Ihnen zu geben. Miss Davis ist häufig im Kerker unterwegs, haben Sie eine Ahnung, was sie immer hier unten zu suchen hat?"
Unwillkürlich musste Hannah lachen und erklärte: „Ja, sie sucht Sie. Sie ist total verliebt."
snape runzelte die Stirn und sah sehr befremdet aus. Dann schüttelte er leicht den Kopf und seine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln.
„Na gut, das ist ungünstig für Miss Davis, aber für mich war es in jenem Moment sehr günstig. Wie dem auch sei, ich wollte mit Ihnen reden über gestern Abend...und heute Vormittag..."
Das Lächeln, dass er soeben noch auf den Lippen hatte verschwand und ein ernster und trauriger Ausdruck trat auf sein Gesicht.
„Haben sie mich belogen? Oder belügen Sie Mr. Edwards? Oder waren Ihnen meine Gefühle nicht wichtig genug, um auf eine Antwort zu warten? Waren Sie zu ungeduldig, nur ein paar Tage zu warten? Ich habe Ihnen mein...mein Herz ausgeschüttet, und Sie suchen sich jemand anderes, weil ich nicht sofort-"
Er brach ab.
„Nein, Sir, ich habe Sie nicht belogen. Und ich war nicht zu ungeduldig, und ich würde niemals einen anderen als Sie wählen. John und ich sind kein Paar, wir waren nie eins und werden nie eins sein. Wir sind nur gute Freunde. Aber wir tun so als wären wir ein Paar. John hat einen festen Freund, aber er möchte nicht, dass seine Eltern das schon erfahren. Und deswegen tun wir so als ob. während er sich abends mit seinem Freund trifft verstecke ich mich ganz hinten in der Bibliothek..."
Sie verstumme. Es war ihr plötzlich ziemlich peinlich. Warum hatte sie sich darauf nur eingelassen.
Beschämt hatte sie den Blick von Snape abgewandt, als sie gesprochen hatte, aus Angst vor seiner Reaktion. Doch als sie den Blick doch wieder hob und ihm in die Augen sah, lächelte er belustigt und in seinen Augen lag ein liebevoller Ausdruck.
„Sie werden nie einen anderen als mich wählen?", flüsterte er und sah ihr tief in die Augen.
„Nein, niemals", flüsterte sie zurück. Ihre Stimme war plötzlich kratzig.
Snape stand plötzlich auf, ging um den Tisch herum, und blieb vor ihr stehen. Er ergriff ihre Handgelenke, zog sie vom Stuhl hoch, und zog sie in eine feste Umarmung. Sie schmiegte ihr Gesicht an seine Brust und sog seinen Geruch nach Kaminfeuer und Kräutern ein. Obwohl sie ihm nicht häufig so nah gewesen war, kam dieser Geruch ihr so vertraut vor, als hätte er sie schon oft umgeben.
„Egal, wie sehr ich an mir zweifele, es gibt eine Sache, die ich in diesem Moment genau weiß: ich könnte mich nicht von dir fern halten, so sehr ich es auch versuchen würde. Warum es also weiter versuchen?", flüsterte er ih ihr Haar.
„Egal was passiert, bitte versuchen Sie nie wieder, sich von mir fern zu halten", flüsterte sie lächelnd zurück.
Er löste sich von ihr, trat einen kleinen Schritt zurück und umfasste ihr Gesicht mit den Händen.
„Versprochen, ich halte mich nie wieder von dir fern", er lächelte sie an und drückte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen und fügte lächelnd „und, bitte, sag Du zu mir" hinzu.
„Na gut", sagte sie, strahlend vor Glück, und zog ihn an seinem Hemdkragen zu sich, um ihn zu küssen.

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Genießt den vorübergehenden und sehr vergänglichen Frieden, ihr habt keine Ahnung, was jetzt kommt, und ich liebe es :)

Emotions (HP/Severus Snape FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt