Kapitel 4

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Der Professor Severus Snape wachte am nächsten Morgen mit entsetzlichen Kopfschmerzen auf. Was hatte er nur getan?
Mit Entsetzen dachte er an den vorigen Abend zurück. War er denn Wahnsinnig geworden? Er hätte Hannah einfach hinauswerden sollen! Er war ihr viel zu nahe getreten!
Wie war er eigentlich ins Bett gekommen? Das letzte, woran er sich erinnern konnte war, dass Hannah an sein Bein gelehnt eingeschlafen war und er irgendwann angefangen hatte, mit ihrem langen, glatten Haar zu spielen.
Verdammt!
Er könnte sich selbst einen Fluch auf den Hals hetzen so wütend war er auf sich selbst.
Gehetzt sprang er auf und fing sofort an, gedankenverloren im Raum auf und ab zu laufen. Kurz spielte er mit dem Gedanken, sie suchen zu gehen und sich zu entschuldigen. Aber dann fiel ihm auf, dass Sonntag war, und es käme wohl merkwürdig an, wenn er jetzt eine Schülerin zu sich rufen würde.
Aber dann musste er sich fragen, warum er überhaupt so viele Gedanken darauf verschwendete, wie etwas bei einer Schülerin ankommen würde. Er musste sich leider eingestehen, dass er in letzter Zeit allgemein sehr viel an Hannah gedacht hatte. Er ließ alle Geschehnisse Revue passieren. Das erste Mal ernsthaft geredet hatte er mit ihr an Halloween. Sie hatte sein Bein verarztet.
Das musste wohl der Auslöser gewesen sein, denn seitdem waren seine Gedanken immer wieder zu ihr gewandert.
Der Freitag nach Halloween, der Tag direkt nach Halloween allein schon! Er hatte sie nach dem Nachsitzen kurz fragen wollen, ob sie nicht noch bleiben wolle. Stattdessen hatte er sie nach dem Quidditch-Spiel gefragt! Als wüsste er nicht genau, wann das stattfand!

Genervt von sich selbst machte er sich fertig und ging zum Frühstück. Er war recht früh dran. Er hatte so gut geschlafen, dass er ziemlich ausgeruht und ausgeglichen war. Sein Problem war nur, dass er keinerlei Pläne für den heutigen Tag hatte und so keine Ahnung, was er machen solle. Wenn er nicht aufpasst würde er noch in Gedanken an Hannah versunken den ganzen Tag in seinen Büro sitzen und hoffen, dass sie vorbei käme.
Warum musste er denn ununterbrochen an dieses Mädchen denken?

Schon als er sie das erste Mal gesehen hatte, waren ihm ihre Augen aufgefallen. Diese waren so dunkelblau, dass sie im Kerzenlicht fast schwarz wirkten. Sie waren zwar hübsch... Aber seltsam kalt.
Noch nie hatte er so kalte Augen gesehen, so emotionslos.
Auch in den Jahren danach war ihm hin und wieder aufgefallen, wie kalt sie war. Sie hänselte und quälte jüngere Schüler, aber nicht, weil es ihr krankhafte Freude bereitete - wie zum Beispiel Bellatrix Lestrange - sondern weil diese ihr im Weg waren.
Es löste in ihr schlicht keine Gefühlsregung aus.
Aber bisher hatte er sich nie solche Gedanken darum gemacht. Wieso auch? Sie fiel selten negativ auf und ließ sich wenn doch schnell zurechtweisen.

„Hallo, Severus", sagte jemand hinter ihm. Dumbledore hatte sich zu ihm gesellt.
„Hallo", antwortete er kurz angebunden.
„Was ist Ihnen denn zugestoßen? Sie wirken mehr als besorgt. Hat es etwa etwas zu tun mit...? "
„Nein, nein, keine Sorge. Dieses erbärmliche Eichhörnchen hat sich seid gestern soweit unauffällig verhalten..."
„Gut gut, Severus. Aber dann verstehe ich Ihren Gesichtsausdruck nicht. Stimmt etwas nicht? ", bohrte der ältere weiter.
„Es ist nichts...", sagte er lahm und erhob sich. Er ließ Dumbledore einfach stehen und ging, dabei spürte er die prüfenden Blicke des Schulleiter auf ihm ruhen.
Auf dem Weg aus der großen Halle rauschte er an Hannah vorbei. Leider konnte er nicht stehen bleiben um mit ihr zu reden und doch hauchte er ihr ein leises Danke zu, als er auf ihrer Höhe war.

*

Als Hannah an diesem Morgen erwachte war sie todmüde, aber glücklich.
Nein, glücklich passte nicht.
Sie war euphorisch.
Und das, obwohl in ihrem Brustkorb ein Krieg wütete. Das erste Mal in ihrem Leben hatte sie so etwas wie Gefühle.

Es fühlte sich grausam an.

Sie machte sich zum Frühstück fertig und ging dann mit ihrer Clique zur großen Halle. Die anderen verhielten sich vie immer, sie lachten und kicherte und giggelten und waren albern. Bisher hatte es Hannah nie gestört, aber heute bereitete es ihr seltsamerweise Kopfschmerzen.
Albernheit setzte sie auf die Liste der menschlichen Eigenschaften, die sie nicht leiden konnte.
Als sie in der großen Halle ankamen stand Snape grade auf und machte sich eilig auf den Weg aus der Halle. Sein Gesicht war angespannt und zu der üblichen Zornesfalte zwischen seinen Augen hatten sich einige weitere gesellt.
Kurz hoffte Hannah, dass er sie ansprechen würde, es war gestern Abend so gemütlich gewesen mit ihm zu Abend zu essen... Aber schnell verwarf sie diesen Gedanken wieder.
Als er grade an ihr vorbei rauschte meinte sie ein leises Danke zu hören, aber sicher war sie sich nicht.
Doch nach einigen Sekunden erwischte sie sich dabei, wie sie mit geschlossenen Augen seinen Geruch in sich aufsog...

Emotions (HP/Severus Snape FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt