Kapitel 8

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Das nächste Hogsmeade-Wochenende stand eine Woche vor en Winterferien an. Hannahs Leben hatte sich wieder normalisiert, und sie unterdrückte ihre Gefühle, insbesondere für Snape, den Tag über. Nur am Abend dachte sie an ihn, was noch immer sehr weh tat. Aber es war bei weitem nicht mehr so schlimm.
Am Samstagmorgen traf sie sich mit John vor dem Haupteingang, um mit ihm zusammen nach Hogsmeade zu gehen. Auf dem Weg unterhielten sie sich, über nichts besonderes, aber die Unterhaltung machte Spaß.
Wenn er tatsächlich ein Verehrer ist, dachte Hannah, könnte ich mir tatsächlich gut vorstellen, ihn nicht abzuweisen. Er ist nett, sieht gut aus...
Sie unterhielten sich über den Stoff aus der letzten Stunde Zaubertränke. John war schlau und konnte recht gut mit Hannah mithalten, ihren Erklärungen folgen. Und er war tatsächlich interessiert und hörte ihr zu.
Im Dorf angekommen suchten sie sich einen etwas abgelegeneren Tisch im Drei Besen. Sie waren die ersten gewesen, die das Schloss verlassen hatten, und waren zügig gegangen, sodass es noch recht leer war. Hannah bestellte einen großen heißen Kakao, John einen schwarzen Tee. Eine Weile redeten sie noch fröhlich, dann wurde John plötzlich ernst.
„Ich wollte dich etwas fragen. Du wirst mich wahrscheinlich für verrückt halten, aber hör mir bitte zu, okay?", fragte er und fuhr sich durch sein Haar.
Er will also tatsächlich was von mir, dachte Hannah. Irgendwie fand sie das schade, denn sie wären so gute Freunde geworden. Aber sie würde ja sagen.
„Klar, was ist los?", fragte sie trotzdem möglichst locker.
„Also, es ist so...meinen Freunden ist neulich aufgefallen, dass ich abends immer erst kurz vor der Sperrstunde in den Gemeinschaftsraum komme. Und dass du auch immer kurz vor mir oder kurz nach mir auftauchst. Jetzt denken sie, wir würden uns heimlich treffen..."
Das war nicht, was Hannah erwartet hatte.
„Worauf willst du hinaus?"
„Ich treffe mich tatsächlich mit jemandem, aber meine Freunde sollen das nicht wissen. Weil ich mich nämlich mit", er schluckte und fuhr sich wieder nervös durchs Haar, „mit einem Jungen treffe. Schon eine Weile. Wir sind...ein Paar"
Hannah sah ihn fragend an.
„Warum genau erzählst du mir das?"
„Nun ja, du triffst dich heimlich mit jemandem. Und ich auch. Und ich dachte, wenn wir so tun, als wären wir ein Paar, würde niemand mehr Fragen stellen. Und wir verstehen uns echt recht gut. Ich dachte das wäre für alle eine gute Lösung."
Hannah fand die Idee erstaunlich gut.
„Okay. Ja, die Idee ist gut. Lass es uns so machen"
„Ehrlich?"
John war erstaunt, lächelte aber breit.
„Ja, die Idee ist super. Es würde es tatsächlich einfacher machen"
„Wirklich?", fragte er wieder, immer noch erstaunt. Es sah so aus, als hätte er nicht damit gerechnet, dass sie seinem Plan zustimmte.
„Ja, echt, wirklich, sicher", bestätigte Hannah wieder und lachte.
Das Drei Besen wurde  langsam sehr voll, da alle Schüler jetzt aus dem Honigtopf kamen und noch ein Butterbier trinken wollten, bevor sie wieder zurück mussten, also machten Hannah und John sich auf den Rückweg. Als sie das Drei Besen verließen legte John ihr einen Arm um die Schultern und sie lächelte zu ihm auf. Im vorbeigehen sah Hannah Flint aus dem Augenwinkel die Zähne fletschen. Sobald sich die Tür hinter ihnen schloss fing sie an breit zu lächeln.
Auf dem Weg unterhielten sie sich weiter locker. Dabei erfuhr Hannah, dass Johns Familie bei seiner Einschulung in Frankreich lebte, aber ursprünglich aus Schottland kam und jetzt wieder hier lebt.
„Das erklärt, warum du mir früher nie aufgefallen bist", stellte Hannah lächelnd fest.
„Oh, ich bin dir also aufgefallen, bevor ich dich angesprochen habe?"
„Ja, ich mag deine Augen"
Sie schauten sich einen Moment lang an und mussten dann lachen.
Als sie sich im Gemeinschaftsraum trennten, um sich mit ihren jeweiligen Freunden zu treffen, lächelte Hannah. Und dieses Lächeln kam von Herzen. Sie hatte einen Freund gefunden, den sie wirklich mochte, der sie innerlich auftauen ließ. Sie war glücklich.

*

Nach ein paar Tagen hatte es sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Schule verbreitet. In den Gängen wurden sie schon nicht mehr angestarrt, und es wurden kaum noch Fragen gestellt. Am Tisch in der großen Halle saßen ihre Freundeskreise nebeneinander und verstanden sich super. Während John sich abends mit seinem Freund traf (Hannah wusste immer noch nicht, wer genau es war, aber er war ich sechsten Jahrgang und in Ravenclaw), verbrachte Hannah ihre Abende immer noch in der hintersten Ecke der Bibliothek. So auch diesen Abend. John begleitete sie nach dem Abendessen zur Bibliothek, dort verabschiedeten sie sich voneinander. John verschwand in einem dunklen Gang, und auch Hannah machte sich auf den Weg in die weniger belebten Bereiche der Bibliothek. Es gab ganz hinten, hinter mehreren Regalen voller alter Bücher die nie jemand las, eine kleine Leseecke mit einem großen Sessel, einem kleinen Tisch und einem schmalen Fenster. Da es mittlerweile schon Dezember war, war es draußen schon dunkel, und Hannah ließ mit einem Schwenk ihres Zauberstabs eine Kerze in einem Kerzenalter aufflammen. Dann machte sie ihre Hausaufgaben, aber da sie damit viel zu schnell fertig wurde vertiefte sie sich in einem der Bücher. Obwohl dieser Bereich frei zugänglich war, gab es hier Bücher über Magie, die zwar nicht konkret schwarze Magie war, aber doch im Alltag nicht verwendet und in Hogwarts nicht gelehrt wurde. Sie hatte zum Beispiel neulich einen Zauberspruch gelernt, der einen zwar nicht genau genommen unsichtbar macht, jedoch dafür sorgt, dass niemand an einen denkt oder einen sucht, und andere Menschen von sich weg lenkt. Diesen Spruch wandte sie mittlerweile jeden Abend an, um zu verhindern, dass jemand sie per Zufall fand. Um diesen Spruch zu erkennen und zu umgehen musste man nämlich umfangreiche Fähigkeiten was dunkle Magie angeht besitzen, und das hatte kein Schüler, und auch die meisten Lehrer nicht. Deswegen machte Hannah sich auch keine Sorgen, als sie Schritte hörte. Auch nicht, als diese immer näher kamen. Wer sollte sie schon suchen? Ungestört las sie weiter und ignorierte die Schritte.
Umso mehr erschrak sie, als plötzlich ein Schatten auf ihr Buch fiel und eine ihr zu gut bekannte Stimme sagte:
„Was zur Hölle tun Sie denn hier, Miss Blackwood?"

Emotions (HP/Severus Snape FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt