Es war der braunhaarige Junge, dessen Augen Hannah gestern so fasziniert hatten. Auch heute lagen erstaunlich viele Emotionen im dunklen Braun seiner Augen verborgen. Wie Fledermäuse im Schatten der Nacht, schoss es Hannah durch den Kopf.
„Hallo.", sagte er ein wenig außer Atem als er völlig durchnässt bei ihr ankam.
„Hallo", sagte Hannah ein wenig verwirrt. Was wollte er denn von ihr? Er hatte noch nie mit ihr geredet...
„Ich heiße John. Und du bist Hannah, nicht wahr? "
„Ja. Hannah Blackwood", stimmte sie John zu.
Dann schwiegen sie eine Weile. Hannah wusste nicht, was sie sagen sollte. War dieser John ein weiterer "Verehrer"? War er vielleicht wie Flint, wollte nur ihre perfekte Fassade?Aber da fragte Hannah sich plötzlich, wie perfekt ihre Fassade überhaupt noch war. Sie war seid einer ganzen Weile schon nicht mehr das perfekte Oberhaupt ihrer Clique gewesen, und der ständige Schlafmangel hatte ihre Gesichtszüge verzerrt und ihre Augen und Haare Stumpf werden lassen, ihre Lippen rissig und ihre Wangen aschfahl.
Wie perfekt war Hannah noch?„Ich wollte fragen, ob du nächstes Wochenende mit mir nach Hogsmeade gehen möchtest? Wir können im Drei Besen etwas essen gehen? ", unterbrach John die Stille.
Tatsächlich, ein Verehrer, dachte Hannah.„Ja, gerne", sagte sie, denn sie war neugierig auf diesen Jungen. Wie konnte er, ein einzelner Mensch, nur so viel auf ein Mal fühlen?
„Gut", sagte er und machte auf dem Absatz kehrt und lief eilig zurück zum Schloss.
Was sollte das denn bitte? So schüchtern oder verwegen war er ihr gar nicht vorgekommen.Auch sie machte sich auf den Weg zurück zum Schloss. Langsamer als John allerdings. Gemütlich schlenderte sie zum Gemeinschaftsraum der Slytherins zurück, machte ihre Hausaufgaben und ging zu Bett, bereit, den nächsten Tag damit zu verbringen, von Snape ignoriert zu werden. Es dauerte eine Weile, bis sie eingeschlafen war. Nur ein Gedanke plagte sie:war sie denn noch perfekt?
Mitten in der Nacht wachte sie auf. Diese Frage ließ sie nicht mehr los. Hatte sie ihr Leben zerstört? Hatte sie ihre Lebensgrundlage zerstört, nur, weil sie verliebt war? So leise wie möglich stand sie auf und schlich ins Badezimmer. Dort zündete sie die Kerzen mit einem Schlenker ihres Zauberstabs an, sodass sie neutral weißes Licht verströmten, und sah
sich im Spiegel an.Ihre Haut war noch immer seidig weich, weiß und rein, es zogen sich allerdings hektische rote Flecken über ihr Gesicht und tiefblauen Augenringe zieren ihre Augen. Ihre Augen hatten noch immer das tiefe Blau, aber der Glanz war daraus verschwunden. Durch ihr durchsichtiges Nachthemd sah sie ihre Rippen und ihre Hüftknochen deutlich hervorstehen, und auch ihre Schlüsselbeine und Wangenknochen stakten weiter heraus als normal. Ihr weißblondes Haar war Stumpf und ein wenig strohig, ihre Lippen rissig. Aber mehr konnte sie beim besten Willen nicht finden.
„Das bekomme ich schon wieder hin", murmelte Hannah leise und holte eine kleine Tasche mit Make-Up aus ihrer Schublade. Zwar hatte sie dies in Hogwarts nicht gebraucht, aber in den Ferien, wenn sie nicht zaubern durfte, war es durchaus nützlich gewesen.
Sieben Minuten später sah sie durchaus wieder ansehnlich aus. Ihre Augenringe waren verschwunden und ihre Haut wies keine seltsamen roten Flecken mehr auf. Ihre Haare waren wieder seidig weich und strahlten wieder ihren altbekannten Glanz aus.Nur ihre Augen waren noch stumpf.
„Reiß dich zusammen, Hannah!", zischte sie ihr Spiegelbild an und sah sich selbst tief in die Augen. Dort sah sie erst nur den schmerz von nicht erwiderter Liebe, doch nach einer Weile hatte sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle und ihre Augen zeigten nicht mehr jede ihrer Emotionen der ganzen Welt.
Einigermaßen zufrieden mit sich schminkte Hannah sich ab und spritze sich ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht. Nun sah sie fast, abgesehen von den tiefen Schatten unter ihren Augen und der Tatsache, dass sie noch zu dünn war, aus wie früher.
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Emotions (HP/Severus Snape FF)
FanfictionZehn Jahre ist es her, dass Lily gestorben ist, und der Professor Severus Snape hat ihren Tod noch immer nicht verkraftet. Seid Jahren schon versucht er seinen Kummer in Arbeit zu ertränken. Doch jetzt, wo Lily's Sohn Harry nach Hogwarts geht und er...