Kapitel 15

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Am nächsten Morgen wachte Hannah glücklich und ausgeruht auf. Severus hatte sie am Abend noch zu Gemeinschaftsraum gebracht, da sie bis lange nach der Sperrstunde in seinem Büro gesessen und geredet hatten.
„Komm doch morgen nach dem Frühstück zu mir", hatte er ihr zugeflüstert, als er sie vor dem Gemeinschaftsraum verabschiedet hatte, dann war er davongerauscht. Der Gemeinschaftsraum war zum Glück schon leer gewesen, sodass niemand Fragen stellen konnte. Sie war sofort ins Bett gegangen, berauscht vor Glück. Jedes Mal, wenn sie an Severus Küsse oder an sein Lächeln oder an den Ausdruck seiner Augen, wenn er sie ansah, gedacht hatte, hatte ihr Herz einen kleinen Satz gemacht und sie hatte angefangen zu grinsen.
Sie war so glücklich und unbeschwert gewesen, dass es sie nicht interessiert hatte, dass sie auf ihre Bücher getreten war, und sie war mit einem Lächeln im Gesicht eingeschlafen.
Am morgen machte sie sich schnell fertig und eilte zum Frühstück. Sie konnte es kaum erwarten, nach dem Frühstück zu Severus zu gehen.
In den Gängen war es mittlerweile, wie es für Ende Dezember typisch war, eiskalt. Hannah sah ihren Atem als kleine Wolke vor sich aufsteigen, als sie durch die Gänge ging. Überall hatten Hauselfen kleine Weihnachtskugeln aufgehängt, und hin und wieder hingen kleine Mistel- oder Tannenzweige an einer Statue oder Ritterrüstung.
Auf halber Strecke zur großen Halle begegnete sie Peeves, der mit den Weihnachtskugeln nach den vereinzelnd durch die Gänge huschenden Schülern warf.
„Pass auf Peeves, Madame Pomfrey wird sich sicher nicht freuen, wegen dir so viele Schnitte nähen zu müssen", rief Hannah dem Poltergeist zu, als mal wieder eine der Kugeln an einer Wand zerschellte und einer der Splitter einen jungen schüler ins Gesicht traf.
„Lass mich dir helfen", sagte sie dann zu dem Schüler, und mit einem Schwenk ihres Zauberstabs verschloss sie die Wunde, sodass nur ein kleiner roter Striemen zurück blieb, der in den nächsten Tagen verblassen und dann vollends verschwinden würde.
„Danke", murmelte der Junge, dann warf er Peeves einen bösen Blick zu und eilte davon.
„So süß, wie die Vertrauensschülerin vom Dienst sich um ihre kleinen Schützlinge kümmert!", sagte Peeves. Dann riss er zwei Weihnachtsbaumkugeln von der Lanze der Lanze der Ritterrüstung neben sich und warf sie nach Hannah. Diese fing beide unnd warf sie nach dem Geist. Dieser versuchte noch auszuweichen, doch die erste ging sauber durch seine Brust, die zweite durch sein Gesicht.
„Zehn und fünfzehn Punkte für mich, Peeves", sagte sie triumphierend und ging davon.
Der blutige Baron kam ihr entgegen. „Sehr gut gemacht, Kleine", raunte er ihr im Vorbeischweben zu.

In der großen Halle angekommen setzte sie sich zu ein paar anderen Slytherin-Mädchen.
„Habt ihr gesehen wie schön alles geschmückt ist? Die letzten Jahre haben die immer ein bisschen früher angefangen, alles zu schmücken, ich bin so froh, dass endlich alles weihnachtlich ist!", freute sich eine etwas jüngere Schülerin mit braunen löcken und vor Freude rosa verfärbten Wangen.
„Jaa, ich bin auch froh darüber, ich liebe Weihnachten", sagte Hannah lächelnd.
Während des Essens plauderten sie darüber, welche Geschenke sie dieses Jahr erwarteten und warum sie über Weihnachten nicht nach Hause fahren konnten.
Severus betrat kurz nach ihr die Halle und unterhielt sich, scheinbar ebenfalls gut gelaunt, mit seinen Kollegen zu unterhalten. Verstohlen warfen sie sich hin und wieder Blicke zu.
„Hannah, warum bist du dieses Jahr eigentlich die Ferien über hier? Du fährst doch sonst jedes Weihnachten nach Hause?", fragte das kleine braunhaarige Mädchen.
Alle Gespräche in ihrer Gruppe verstummten augenblicklich. Anscheinend war des eine sehr interessante Frage.
„Meine Zieheltern arbeiten im Ministerium und verfolgen dort Verstöße gegen die Regeln und Gesetze der Zauberergemeinschaft. Wenn jemand zum Beispiel einen unverzeihlichen Fluch anwendet, vor Muggeln zaubert oder so, sind meine Eltern zuständig. Sie haben zu Beispiel nach dem großen Krieg ermittelt, welche Todesser sich welchen Verbrechen schuldig gemacht haben. Und neulich haben sie einen Zeugen eines großen Kampf gefunden und werten derzeit die Beweise und Informationen aus. Der Kampf ist zwar schon zehn Jahre her, aber es ist trotzdem sehr interessant und wichtig", erklärte sie.
Bei ihrer Erklärung lies sie jedoch aus, dass ihre Eltern in jenem Kampf gestorben waren, und Eric und Emily immer noch versuchten, ihren Mörder zu finden.
„Oh, sie sind sowas wie die Polizei bei Muggeln?", fragte das braunhaarige Mädchen.
„Wie Polizei und Anwalt in einem, ja"
„Wow, das ist cool!", sagte sie ehrfürchtig.
„Ist das nicht fast das gleiche wie Auroren?", fragte ein anderes Mädchen.
„Auroren kämpfen aktiv, meine Eltern klären danach auf, was genau passiert ist"
Sie unterhielten sich noch eine ganze Weile über die Berufe ihrer Eltern und drüber, was sie selbst später Beruflich machen wollten. Wieder regten die Fünftklässler sich darüber auf, noch keinerlei Zukunftspläne zu haben, obwohl sie nun langsam so wichtige Entscheidungen treffen sollten.
Als Severus aufstand und die Halle verließ blieb Hannah noch ein paar Minuten sitzen - sie hatte Angst, dass es vielleicht zu auffällig wäre, würde auch sie aufspringen, sobald Severus sich erhob -, und ging dann in Richtung Kerker. Sie ging jedoch am Gemeinschaftsraum vorbei und weiter zu Severus Büro.
Vor. Der Tür blieb sie einen Moment stehen, nicht sicher, ob sie klopfen oder einfach eintreten sollte, immerhin hatte er sie eingeladen, doch dann klopfte sie lieber.
Er rief Herein!, und sie trat ein. Als er sie sah hellte sich sein Gesicht augenblicklich auf und er stand von seinem Stuhl auf, ging auf sie zu und schloss sie in eine feste Umarmung. Auch sie zog ihn an sich und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust.
Als sie sich voneinander lösten nahm er ihre Hand, sagte „Komm mit!", und sog sie zu einer kleinen Tür aus dunklem Holz und mit Metallbeschlägen in der hintersten Ecke seines Büros. Als sie hindurchtraten kamen sie ein einen kurzen und schmalen Korridor, an dessen Wand einige Gaderobenhaken mit verschiedenen schwarzen Umhängen hingen. Am ende der Korridors war eine weitere Tür, die der ersten sehr ähnlich war. Auch durch diese traten sie hindurch und gelangten in seine privaten Räume. Diese sahen seinem Büro und seinem Klassenzimmer nicht unähnlich, an den Wänden waren deckenhohe Regale, doch standen hier keine Trankzutaten sondern Bücher. Es gab einen kleinen Kamin, der, wie der in seinem Büro, so aussah als würde er nicht allzu häufig benutzt werden, einige Sessel und eine Couch aus dunklem Stoff standen davor, zudem ein kleiner runder Tisch aus dunklem Holz.
Gegenüber der Tür gab es eine kleine Küchenzeile und einen Esstisch mit passenden Stühlen, ebenfalls aus dunklem Holz. Generell war der Raum in dem für Severus typischen dunklen Stil eingerichtet, strahlte aber trotzdem Wärme und Gemütlichkeit aus.
Mit der freien Hand schloss er die Tür hinter ihnen, mit der anderen hielt er noch immer Hannahs Hand.
„Es ist nichts besondere, aber es ist...mein Zuhause", sagte er mit leiser Stimme und sah ein wenig verlegen aus.
„Ich mag es", sagte Hannah sanft und sah lächelnd zu ihm auf. Sie mochte es wirklich, es erinnerte sie an ihre Fensternische in der Bibliothek.
Es roch hier auch wie in ihrer Nische, nach Kaminfeuer und Kräutern...
„Wirklich?", fragte er und sah dabei sehr überrascht aus.
„Wirklich", sagte sie und zog ihn wieder zu sich, um ihn erneut zu umarmen.
Nach einigen Augenblicken löste er sich halb von ihr, legte ihr eine Hand unter das Kinn und zog sie damit zu sich und küsste sie.
Und in diesem Moment, mit ihm, in seinem Wohnzimmer, fühlte sie sich, als wäre sie endlich ach einer langen Reise zu Hause angekommen.

Emotions (HP/Severus Snape FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt