Kapitel 21

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Severus zog sie in eine feste Umarmung und vergrub sein Gesicht an ihrer Halsbeuge. Hannah spürte seine warmen Tränen auf ihrer Haut, und an seiner Atmung erkannte sie die unterdrückten Schluchzer.
Schweigend strich sie ihm über den Rücken. Ihr fielen zu dieser Situation keine beruhigenden oder aufbauenden Worte ein. Also standen sie nur da, schweigend, in der Dunkelheit des Raums.
Nach einer Weile, Hannah hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, lösten sie sich langsam wieder voneinander.
Hannah wollte nach ihrem Zauberstab greifen, doch dieser war immer noch bei Emily in Severus Büro. Also zog sie Severus Zauberstab aus der Innentasche seines Umhangs, murmelte Lumos und erhellte den Raum.
Sie befanden sich in einem recht großen Klassenzimmer, dessen Wände mit Regalen, zum Großteil mit Büchern gefüllt, bedeckt waren. Zu Hannahs Freude gab es einen kleinen Kamin an einer Seite des Raumes (einige der Klassenzimmer im Kerker hatten Kamine, jedoch bei weitem nicht alle, sehr zu Hannahs bedauern, denn sie fror schnell). Mit einem Schwenk des Zauberstabs flammte ein kleines aber warmes Feuer im Kamin auf.
Auf einem der Regale sah Hannah ein paar Kissen, es sah ganz so aus als wäre dieses Klassenzimmer mitunter als Rumpelkammer benutzt worden, und sie nahm diese und legte sie auf den Steinboden im Lichtkreis des Feuers. Dann setzte sie sich und klopfte, Severus ansehend, auffordernd neben sich.
Dieser setzte sich ein wenig ungelenk zu ihr.
„Weißt du, nicht jeder sitzt so gerne auf dem Boden wie du. Es gibt einen guten Grund dafür, dass es so viele Stühle in diesem Schloss gibt", merkte er an.
„Kann sein", sagte Hannah trocken und zuckte mit den Schultern.
„Und es hat auch seinen Grund, dass jede Hexe und jeder Zauberer seinen eigenen Zauberstab hat", fügte er nachdrücklich hinzu und lehnte sich zu ihr, um nach seinem Zauberstab zu greifen. Doch Hannah zog ihn weg, lehnte sich ebenfalls zur Seite. Nach einem kurzen Zögern griff sie nach seinem Hemdkragen, lies sich auf den Boden fallen und zog ihn mit sich.
Sie mussten beide ein wenig lachen, und Severus drückte ihr einen sanften Kuss auf die Lippen. Dann machten sie es sich beide auf den Kissen gemütlich, und lagen, Hannahs Kopf auf seiner Brust liegend, vor dem Feuer.
„Du kanntest also meine Mutter?", fragte Hannah leise.
„Ja, sie war ebenfalls eine Todesserin. Wir haben uns häufig bei Treffen gesehen. Aber wir waren nicht...nicht befreundet oder so. Sie war eine talentierte Hexe, ich habe selten jemanden so schnell lernen sehen. Sie war zudem auf vielen Gebieten talentiert, hatte kein Spezialgebiet oder so. Sie konnte fast genau so gut brauen wie ich, aber auch noch so komplizierte Zauber ausführen oder auch einen Sessel in einen weißen Pfauen verwandeln. Ich glaube, die Malfoys haben die Pfauen sogar noch..."
Bei dieser Erinnerung lachte er auf, und wie immer, wenn sie ihn lachen hörte, machte Hannahs Herz einen kleinen Satz.
„Sie war keineswegs ein durch und durch schlechter Mensch", fuhr er fort, „aber sie war auch eine überzeugte Todesserin. Ihre Eltern auch, sie wurde damit groß. Ihre Eltern und Freunde hatten, denke ich, einen schlechten Einfluss auf sie und sie ihn die falsche Richtung gedrängt...Was ihre Entscheidung keinesfalls rechtfertigt, aber doch verständlicher macht..."
Seine Simms verlor sich langsam, als würde er weiter darüber nachdenken und nur vergessen, auch weiter zu reden.
„Wie bei dir. Ich glaube auch nicht, dass du ein schlechter Mensch bist, und obwohl ich deine Entscheidung von damals nicht gutheißen kann, kann ich es doch verstehen...", meinte Hannah leise.
Als er nicht antwortete hob sie den Kopf von seiner Brust und sah zu ihm auf. Er sah sie nur schweigend an, ein mildes Lächeln auf den Lippen. In seinen Augen meinte sie gleichzeitig Freude und Schmerz zu sehen.

Sie hatten noch kurz so da gelegen, auf alten Kissen auf dem Boden vor einem kleinen Kamin, aneinander geschmiegt, und hatten geschwiegen. Sie hatte mit dem Finger Muster auf seine Brust gezeichnet, er hatte mit ihrem Haaren gespielt, und alles war perfekt gewesen.
Doch dann mussten sie zurück, Emily und Eric waren immerhin noch da, sie warteten wahrscheinlich noch in Severus Büro.
„Ich gehe vor und sage ihnen, ich hätte dich im Krankenflügel gefunden, du hättest dir von Madame Pomfrey helfen lassen. Warte einfach noch zehn Minuten hier", sagte Severus und gab ihr einen Kuss auf den Scheitel.
„In Ordnung"
Severus wollte grade den Raum verlassen, als Hannah eilig nach seinem Umhang griff und ihn zurückhielt.
Fragend zog er eine Augenbraue hoch.
Hannah zog seinen Zauberstab aus der Innentasche ihrer Umhangs, wohin sie ihn gedankenverloren gesteckt hatte. Dann richtete sie ihn auf seinen Ärmel, der immer noch zerrissen war.
„Oh", sagte er nur.
Sie Reparierte den Riss und überreichte ihm seinen Zauberstab.
„Danke", sagte er und strich ihr noch einmal über die Wange, bevor er sich abwandte und eilig davon ging.
Hannah ging zehn Minuten nervös im Raum auf und ab, bevor sie den Raum verließ. Das Feuer lies sie brennen, sie konnte es ohne Zauberstab nicht löschen.
Auch sie ging eiligen Schrittes, bei dem Gedanken daran, dass Severus mit ihren Eltern alleine war, war ihr nicht ganz wohl.
Vor der Tür zu seinem Büro angekommen hielt sie einen Moment inne. Sie hörte Emilys aufgebrachte Stimme, sie sagte grade, scheinbar sehr wütend:
„Versprechen Sie, sich von ihr fern zu halten! Ginge es nach mir, wären Sie schon in Askaban, aber Dumbleddore lässt das ja nicht zu! Halten Sie sich von ihr fern, versprechen Sie es!"
Schnell klopfte Hannah und trat ohne auf eine Antwort zu warten ein.
Eric kam auf sie zu und legte ihr einen Arm um die Schultern.
„Hey, wie geht es dir, Liebes?", fragte Emily.
„Mir ging es schonmal besser, ehrlich gesagt, aber es geht schon", sagte sie.
Eric drückte sie ein bisschen fester an sich und bot an:
„Du kannst mit nach Hause kommen, wenn du willst. Dumbledore meinte, das sein in Ordnung"
„Nein, es ist schon in Ordnung. Wenn ich merke, dass es doch nicht geht schreibe ich euch und komme dann nach Hause, aber ich will es erst versuchen", lehnte sie ab.
„In Ordnung, aber schreib uns, wenn es dir nicht gut geht. Du musst das nicht alleine durchstehen", schärfte Emily ihr ein, kam auf sie zu und umarmte sie.
„Ich bin ja nicht alleine. Morgen kommen die anderen Schüler wieder, und ich hab ja - "
Sie hatte erst Ich hab ja Severus sagen wollen, doch im letzten Moment verbesserte sie sich:
„Ich hab ja Madame Pomfrey, und ab morgen Victoria und die anderen."
„Gut, aber melde dich trotzdem in ein paar Tagen noch einmal", bat Eric. Gemeinsam verließen sie das Büro, nur Severus blieb zurück. Auf dem Weg nach draußen redeten sie über andere Dinge, und an der Grenze des Schulgeländes verabschiedeten sie sich voneinander.
Sie waren mit dem Besen gekommen, und Hannah sah ihren Eltern noch lange hinterher, bis sie erst zu kleinen fliegenden Punkten wurden und dann am Horizont verschwanden...  

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Kennt ihr das, wenn man eine Videokonferenz hat und sich denkt „Heute passe ich auf und arbeite mit und alles" und am Ende schreibt man 70 von 90 Minuten Fanfictions?
Ich schon.

Ich wollte übrigens eine Spotify-Playlist zu dieser Story machen, aber 1. ist mein Musikgeschmack mehr als nur fragwürdig und 2. höre ich beim Schreiben immer nur das gleiche Lied in Endlosschleife (Another Love von Tom Odell, ich gehöre zu diesen Menschen die besessen von einem Lied sind und dann nur dieses eine Lied hören bis sie es nicht mehr hören können ohne auszurasten), also dachte ich, ihr könntet vielleicht ein Lied das hierzu passt kommentieren?

Emotions (HP/Severus Snape FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt