Nachdem sich alle wieder einigermaßen beruhigt haben, bittet Rob uns ins Wohnzimmer nach oben. Jetzt weiß ich wieso Alex' Familie so ein großes Haus besitzt.
Bei uns würden die nicht alle reinpassen!
Ich erschrecke bei dem Gedanken. Habe ich gerade an Zeds Wohnung gedacht und bei uns gemeint? Das trifft mich härter als erwartet. Diese Wohnung besitzt zwar einen sehr großen Teil von mir, aber uns gehörte sie noch nie. Sie fühlte sich für mich noch nie wie Heimat an. Nur wie Zeds Loch, in das er sich verkriecht.
»Was passiert jetzt damit?«
»Womit?«, fragt Alex und sieht mich fragend an.
»Was?« Ich werde aus meinen Gedanken gerissen und starre Alex verständnislos an.
»Du hast gefragt, was jetzt damit passiert«, erklärt er und verzieht das Gesicht.
»Habe ich das laut gesagt?«
»Ja... Also, was hast du damit gemeint?«
»Ähm... naja, ich musste eben über meine alte Wohnung nachdenken und was jetzt wohl damit passiert.« Alex sieht mich mit einer Mischung aus Mitleid und Überraschung an.
»Ich habe auch keine Ahnung, wieso ich gerade jetzt darüber nachdenke. Wir haben wirklich besseres zu tun! Vergessen wir es einfach!«, sage ich schnell und gebe ihm einen Kuss auf die Wange bevor ich an ihm vorbeigehe und mich neben Rob an den Tisch stelle. Ich habe das stechende Gefühl, dass sich Alex' Blick von hinten in mich hineinbohrt, aber ich weiß, dass ich wahrscheinlich wieder zusammenbrechen werde, wenn ich mich jetzt umdrehe. Und das kann ich mir im Moment einfach nicht leisten. Jetzt ist das wichtigste Stan aufzuhalten und May zu befreien.
»Okay. Wenn alle etwas zu trinken haben, können wir ja anfangen«, beginnt Rob und lehnt sich an den Esstisch.
»Was wisst ihr?«, fragt Peter, der direkt neben ihm steht und Rob forschend von der Seite her ansieht. Genauso wie bei Jason und Brad merkt man auch bei Peter und Rob nicht, dass sie Brüder sind. Die Unterschiede sind einfach enorm!
»Stan und seine Anhänger haben ihr Nest in einem alten Hotel am Ende der Stadt. Wir wissen nicht genau wie viele es sind, aber er hat bestimmt auch einige Sorai und sehr starke Aphra in seinem Team«, erzählt Rob und sieht ernst in die Runde.
Woher weiß er, dass Stan in einem Hotel ist? Ich drehe mich zu Drake um, der hinter mir steht und gelangweilt auf seine Füße starrt.
»Haben du und Rob gesprochen?«, flüstere ich ihm zu und hole ihn aus seinen Gedanken.
»Natürlich! Oder denkst du, dass wir nur dagesessen sind und Däumchen gedreht haben, während ihr bei Gericht wart?« Ich verdrehe die Augen und richte mich wieder auf. Ich bemerke wie Alex an mir vorbei zu Drake sieht. Seit ich ihm das erzählt habe, traut Alex ihm noch weniger über den Weg als vorher. Aber ich musste ihm etwas sagen. Dass Stan mich anstatt May will, kann ich zwar immer noch nicht ganz glauben, aber ich finde auch keine andere Erklärung, was Stan dazu veranlasst hat sie einfach zu entführen.
»Woher wissen wir, dass May nicht schon längst tot ist?«, fragt ein anderer aus der Runde und lässt mich erstarren. Rob überrascht diese Frage sichtlich. Er verschränkt die Arme vor der Brust und atmet tief durch. Alle Augen sind auf Rob gerichtet, der innerlich mit sich zu ringen scheint.
»Das wissen wir nicht. Aber wir nehmen es an. Warum sollte Stan May mitnehmen, um sie später zu töten?«, sagt Rob ruhig.
»Vielleicht will er uns anlocken. Er stellt uns eine Falle, ganz bestimmt!«, kontert der andere Kerl. Er sieht nicht älter aus als 30, hat blonde kurze Haare und ein Nasenpiercing. Seine Augen sind dunkel und sein Blick erinnert mich stark an den einer Raubkatze. Furchteinflößend. Mir stellen sich im Nacken alle Haare auf, wenn ich ihn ansehe. Selbst, wenn seine Augen nicht auf mich gerichtet sind.
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SOPHIE (Band 1)
FantasíaSophies Leben glich einem Traum bis ihre Mutter starb und ihr Vater, vor Trauer geblendet und gebrochen, anfängt sie zu schlagen. Das einzige Beständige, das sie noch auf den Beinen hält, ist ihr Kindheitsfreund Alex, mit dem sie alle Schwierigkeit...