Kapitel 11

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»Wie war die Fahrt?«, fragt Rob freundlich nachdem er uns drei begrüßt hat.

»Lang«, sage ich und lache. Dann fällt sein Blick auf unser neuestes Outfit und er runzelt schmunzelnd die Stirn.

»Etwas Besseres gab es nicht!«, verteidigt sich Jason schon vorweg, als er Robs amüsierten Blick sieht.

»Schon gut, so wird euch auf jeden Fall niemand erkennen...«

»Das habe ich auch gesagt!«, unterbricht Jason ihn und grinst ihn stolz an.

»Niemand außer Zed, also rate ich besonders dir, Sophie, dich möglichst verdeckt zu halten. Ihr geht nur hinaus, wenn es unbedingt notwendig ist!«, ermahnt er uns und sieht uns abwartend an. Alex und ich nicken nur, wie brave Kinder und setzen uns auf die Couch, obwohl wir beide insgeheim vermuten, dass wir diese Regel früher oder später brechen werden.

»Habt ihr Hunger? Ich habe Pizza bestellt.« Rob zeigt auf fünf Pizzakartons, die in der Küche aufgestapelt sind. Daher kommt also dieser betörende Duft! Und ich hatte Angst, dass mein Hunger schon meine Fantasie in Anspruch genommen hat und mich Phantom-Pizzen riechen lässt.

»Oh Gott! Ich bin am Verhungern!«, rufe ich und gehe in die Küche, wo ich mich sofort an den Verpackungen zu schaffen mache. Alex stellt sich neben mich und nimmt sich ebenfalls ein Stück. Er beißt ab, während er mich forschend betrachtet.

»Was ist? Du hast mich doch schon tausendmal essen sehen.«

»Nichts. Es ist nur... du siehst mit deinen schwarzen Haaren viel besser aus«, flüstert er und grinst.

»Tja, du siehst ohne diesen dämlichen Hut auch besser aus!«, kontere ich, was allerdings gelogen ist. Alex sieht einfach in allem gut aus, da kann der Hut auch noch so dämlich aussehen. Langsam füllt sich die Küche und einige Minuten widmet sich jeder nur dem Stück Pizza, das er in der Hand hält. Man hört nichts weiter, als die Schleifgeräusche, wenn ein neues Stück aus der Schachtel genommen wird und seine eigenen Gedanken. In meinem Falle kreisen diese vorwiegend um May und Zed, was all die bösen Erinnerungen wieder wachruft. Die werde ich wohl nie mehr loswerden... die bösen Erinnerungen. Sie haben sich in mein Gedächtnis gebrannt und je mehr ich versuche sie aus meinem Kopf zu bekommen, umso stärker nehme ich sie wahr. Es ist wie ein Teufelskreis. Anscheinend muss ich mich damit abfinden, auch nach Jahren noch Zeds wutverzerrtes Gesicht in meinen Träumen und Gedanken zu sehen. Auch noch, wenn das Alles längst ein Ende hat. Zumindest hoffe ich, dass es bald ein Ende hat.

»Was wollen wir jetzt unternehmen?«, fragt Alex, der anscheinend schon genug davon hat, die jüngsten Ereignisse zu verdrängen. Rob blickt ihm gequält in die Augen. Es zerreißt mich innerlich, ihn und Alex so gebrochen zu sehen, aber das ist nun mal die bittere Wahrheit. Sie müssen lernen diesen Fall wie jeden anderen anzupacken, sonst machen sie es sich selbst nur noch schwerer. Leichter gesagt, als getan, aber ich weiß zufällig wovon ich spreche.

»Ich weiß es nicht, Junge.«

»Habt ihr einen Verdacht, welche Gruppe von Dämonen das gewesen sein könnte?«, fragt Alex diesmal an Jason und Brad gewandt, die nur schweigend den Kopf schütteln.

»Wir stehen mit dem Kopf an der Wand, Alex!«, erwidert Brad schulterzuckend. Ich rümpfe die Nase. Heißt das Sprichwort nicht: Man steht mit dem Rücken zur Wand? Ich schüttle den Kopf und rüge mich selbst dafür, dass ich in diesem Moment über so banale Sachen nachdenke.

»Aber ihr müsst doch irgendeinen Verdacht haben! Es muss ein Zeichen geben, eine Sache, die uns zu ihnen führen könnte... IRGENDWAS!«, brüllt Alex verzweifelt und schlägt mit der Faust gegen die Marmorplatte der Theke. Ich zucke zusammen. So wütend habe ich ihn noch nie erlebt. Alex schüttelt mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Hand, die angefangen hat zu zittern. Es ist denkbar, dass er sich an der harten Steinplatte etwas gebrochen hat.

SOPHIE (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt