Kapitel 8

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»Deckung!«, brüllt Jason, als er zum gefühlt hundertsten Mal auf mich zukommt und versucht, mich zu Boden zu bringen. Die Lähmung, die mit meiner Angst einhergeht, wenn mich jemand angreift, ist durch das Training bereits besser geworden, aber ganz kann ich sie noch nicht abstellen. Das bringt mir allerdings einen erheblichen Nachteil im Ring ein. Jap, richtig gehört! Alex' Familie hat einen Ring im Keller! Dieser steht in der Mitte eines riesigen Trainingsraumes mit jeder Menge Fitnessgeräten. Mittlerweile stehe ich schon seit einigen Stunden mit Jason im Ring, er bringt mir eine Mischung aus Karate und Krav Maga bei, was mir helfen soll, mich zu verteidigen. Zwar haben sie nicht vor, mich demnächst auf die Dämonenjagd mitzunehmen, aber verteidigen sollte ich mich allemal können.

Wie ich mittlerweile herausgefunden habe, trainieren sie alle täglich für mehrere Stunden. Jetzt wundere ich mich wirklich nicht mehr über die Tatsache, dass Alex in kürzester Zeit so viele Muskeln bekommen hat. Ja... er ist wirklich schön anzusehen in seinem Sportshirt, das ihm beim Trainieren eng am Körper klebt.

»Konzentriere dich!«, ermahnt mich Jason streng und zwingt mich die Fantasien von Alex aus meinem Kopf zu vertreiben. Inzwischen ist er schon fertig mit Gewichten stemmen und geht nervös neben dem Ring hin und her, während er mich mit Adleraugen bewacht. Ich kann seine Anspannung und die Sorge, mir könnte etwas passieren, bis hierher spüren. Es gefällt ihm ganz und gar nicht, dass Jason heute schon mit mir trainieren wollte. Aber wir beide wissen, dass ich schnellstmöglich in Form kommen muss, wenn ich zu seinem Team gehören will. Deshalb war es auch eine gute Idee, dass Jason mit mir trainiert und nicht Alex. Er hätte es nie übers Herz gebracht mich wirklich anzugreifen, was Jason allerdings nicht schwerfällt. Trotzdem versucht er mich möglichst nicht an meiner Seite anzufassen, damit die Wunde, die May zusammengeflickt hat, nicht wieder aufbricht. Trotzdem durchfährt mich bei jedem Fall auf die Matte ein Stich, was ich versuche Alex nicht zu zeigen. Ansonsten hätte er mich bereits aus dem Ring geholt und im Zimmer eingeschlossen. Einerseits finde ich seinen Beschützerinstinkt extrem süß, aber lernen könnte ich so nie etwas und das möchte ich. Wirklich.

»Du wirst besser«, sagt Jason als er mich noch einmal auf die Matte wirft und ich zu stöhnen beginne, weil ich alle Muskeln spüre.

»Ich habe das Gefühl, dass da noch ein Aber kommt...« murmle ich Alex zu, der neben mir steht.

»Aber du musst unbedingt so schnell wie möglich deine Ängste ablegen, sonst wirst du das nicht lange überleben!«

»Ups... there it is!« Alex grinst mich amüsiert an und schüttelt lachend den Kopf.

»Du bist einfach unglaublich, Sophe!«, flüstert er und lacht noch mehr.

»Du kannst dich nicht darauf verlassen, dass dein Ali-Bär dich immer beschützen kann, Kleine!«, raunt Jason noch, der nicht mitbekommen hat, welchen Spaß wir bei seiner Rede hatten. Ich versuche, Jason so ernst wie möglich anzusehen, doch das gelingt mir nicht wirklich. Das Lachen kitzelt mich schon im Bauch und will endlich rausgelassen werden, es ist unerträglich!

»Was ist los?«, fragt Jason verwirrt, der noch immer nichts begriffen hat. Wie auf Kommando lachen Alex und ich los und halten und den Bauch. Eine Träne schleicht sich aus meinem Auge. Die erste Träne seit Langem, die ich wegen des Lachens vergieße. Das ist schön.

Jason verdreht die Augen und verkneift sich ein Grinsen.

»Okay, okay! Genug jetzt! Sophie, hast du gehört, was ich gesagt habe? Du musst an deiner Deckung arbeiten und... gewöhn dir das mit deiner Starre ab!« Jason streckt mir mit gespielter Ernsthaftigkeit den Finger ins Gesicht und zieht mich wieder auf die Beine.

»Alles klar.«

»Ich denke, wir machen eine Pause. Du siehst... naja... ziemlich scheiße aus!«, behauptet Jason mit einem Grinsen und lässt mich schnaufen.

SOPHIE (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt