»Das funktioniert doch niemals! Er ist Polizist! Denkt ihr nicht, dass er diesen Versuch durchschaut?«, fragt Mary, die schon seit einer Stunde zappelnd neben uns auf der Couch sitzt.
»Ich denke, er wird zu sehr damit beschäftigt sein, Sophie einen netten Empfang zu bereiten, als seine Gedanken um eine mögliche Hintergehung kreisen zu lassen«, kontert Drake und wirft Mary einen amüsierten Blick zu. Plötzlich hört man von draußen das Glöckchen ertönen, als jemand den Laden betritt. Dumpfe Schritte wandern durch das Geschäft, als Mary aufspringt und nach draußen geht.
»Guten Tag, kann ich etwas für Sie tun?«, höre ich Mary freundlich fragen.
»Könntest du bitte damit aufhören!«, flüstere ich Drake zu, dessen Blick immer noch auf Mary haftet.
»Womit denn?«
»Meine beste Freundin jede freie Sekunde von oben bis unten mit deinem... Dämonen-Blick abzuchecken!« Drake grinst mich belustigt an. Von einer Sekunde auf die andere, verändert er seine Gestalt und die unnatürliche Schönheit kommt an den Vordergrund.
»Das...«, sagt er und zeigt mit dem Finger auf seine dunkelgrauen Augen, die mir immer noch einen Schrecken einjagen »...das ist mein Dämonen-Blick, Schätzchen. Und wenn du den siehst, solltest du die Flucht antreten!« Ich verdrehe die Augen und frage mich, wieso ich überhaupt versucht habe, ihn davon abzuhalten. Drake, der wieder seine Normalgestalt annimmt, beginnt zu lachen und boxt mir freundschaftlich gegen die Schulter.
»Ach komm schon, verstehst du gar keinen Spaß?«
»Heute nicht, nein«, erwidere ich trocken und bin heilfroh, als Mary wieder zu uns kommt.
»Okay... was habe ich verpasst?«
»Deine BFF ist eine Spaßbremse, also... hast du rein gar nichts verpasst!« Mary blickt mich mit einem leichten Lächeln an, als würde sie ihm zustimmen.
»W-Was...? Mary sag ihm, dass ich keine Spaßbremse bin.« Sie schüttelt nur den Kopf und verkneift sich ein Lachen.
»Ach... ne kleine Dramaqueen bist du schon, gibs zu!«, mischt sich Drake wieder ein und greift grinsend nach seinem Glas.
»Das... Ihr... Können wir bitte einfach weitermachen?«, flehe ich und sehe den beiden zu, wie sie sich verbiegen, um nicht in Gelächter auszubrechen.
»Bist du bereit?« Mary streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus meinem Pferdeschwanz gelöst hat. Ich nicke kurz und zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen. Eigentlich war ich noch nie im Leben weniger bereit als jetzt. Nicht einmal, als ich in diese gottverlassene Bar spaziert und in Drakes Arme gelaufen bin. Aber gleich meinem Vater gegenüberstehen zu müssen, dem Mann, dem ich meine zahlreichen Ängste zu verdanken habe, macht mich nicht nur nervös, ich habe Todesangst. Während mir unzählige schreckliche Bilder durch den Kopf geistern, stupst Drake mich an und holt mich wieder in die Realität zurück.
»Dir kann nichts passieren, du bist verkabelt und nimmst alles auf, was er sagt. Wichtig ist nur, dass du ihn auf die häusliche Gewalt ansprichst, damit wir ein handfestes Geständnis von ihm haben. Und wenn alles schieflaufen sollte, hast du immer noch mich.« Ich schlucke und verarbeite die Worte, die mein Gehirn mit einer kleinen Verzögerung erreichen.
»Tja, nur das beruhigt mich leider überhaupt nicht!«, murmle ich und starre abwesend ins Nichts.
»Hör zu, ich weiß, dass wir einen schlechten Start hatten...«
»Einen schlechten Start? Das ist für dich nur ein schlechter Start?«
»Ich hab mich schon dutzende Male bei dir dafür entschuldigt! Und ich habe dir meine Hilfe angeboten, also sei nicht länger so eine verdammte Zicke und nimm sie an!« Ich beiße mir auf die Zunge. Verdammt, irgendwie hat er recht. Aber Vertrauen will verdient sein.
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SOPHIE (Band 1)
FantasiSophies Leben glich einem Traum bis ihre Mutter starb und ihr Vater, vor Trauer geblendet und gebrochen, anfängt sie zu schlagen. Das einzige Beständige, das sie noch auf den Beinen hält, ist ihr Kindheitsfreund Alex, mit dem sie alle Schwierigkeit...