»Du... ähm... du siehst gut aus«, stottert Alex als ich zum Wagen komme. Ich stecke in einer eleganten schwarzen Hose, die bis zu den Knöcheln enganliegend ist. Oben trage ich eine weiße Bluse und einen schönen schwarzen Blaser. Um das Bild zu vollenden, habe ich noch schwarze Highheels an.
Rob grub alle eleganten Sachen von May aus, die er finden konnte, um mich für das Gericht perfekt einzukleiden. Meine Haare habe ich zu einem unordentlichen Dutt hochgesteckt, von dem ein paar Haarsträhnen an meinen Wangen heruntergleiten. Ich habe sogar ein wenig Make-Up aufgetragen.
»Danke...«, sage ich und schmunzle ihn verlegen an. Er wendet den Blick ab und schluckt nervös. Dann geht er um sein Auto herum und steigt ein.
»Ich wünsche euch viel Glück, aber so wie die Beweislage ist, wird Zed definitiv eingebuchtet!«, sagt Jason zum Abschied und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln. Ich schlucke schwer und beiße mir auf die Lippe, um meine Angst vor dem heutigen Tag zu verstecken. Was mir nicht wirklich gelingt, denn im nächsten Moment schließt Jason mich in seine Arme. Er überfällt mich geradezu. Ich klammere mich an ihn, als würde ich umkippen, wenn ich mich nirgends festhalten kann. Der Gedanke, dass ich gleich vor Gericht gegen meinen Vater aussagen muss und somit die ganze Wahrheit auf den Tisch kommt, macht mich ganz zittrig. Ich musste es erst einmal jemandem erzählen und das war Mary. Nicht einmal mit Alex musste ich wirklich darüber reden, denn der fand es auch ohne Erklärungen heraus. Seiner Familie erzählte Alex es selbst und ich war schon wieder aus dem Schneider. Aber heute bin ich gezwungen mein ganzes Herz vor einer Menge Leute auszuschütten, was ich... einfach nicht kann...
»Du schaffst das!«, flüstert Jason in mein Ohr und klopft mir leicht auf die Schulter. Ich nicke und lasse ihn schließlich wieder los. Schnell wische ich mir mit zitternden Fingern die Tränen weg, die an meiner Wange heruntergekullert sind. Jason sieht mich abwartend an. Ich nicke noch einmal dankbar und lächle ihn leicht an, dann steige ich zu Alex ins Auto und wir fahren los.
»Alles in Ordnung?«, fragt er nach einigen Minuten des Schweigens, die ich damit verbringe gegen meine besonders hartnäckigen Schluchzer anzukämpfen, die mir die Kehle hochsteigen.
»Mhm...«, murmle ich und drehe mich zum Fenster. Ich presse meine Augen fest zusammen und beiße mir auf die zitternde Lippe. Mein Brustkorb zieht sich zusammen, sodass ich kaum Luft bekomme.
Alex trommelt nervös mit den Fingern am Lenkrad und rutscht auf seinem Sitz herum. Nach einer halben Stunde Fahrzeit, die wir in Schweigen gehüllt verbringen, hält er auf einem Parkplatz an und zieht den Schlüssel ab. Ich fahre zum gefühlt hundertsten Mal unter meinen Augen entlang, um die Tränen abzufangen bevor sie mein Make-Up verwischen können.
Ich will schon aussteigen, als Alex' Hand auf meiner landet. Ich halte inne und sehe ihn überrascht an. Alex blickt mich mitfühlend an, was bei mir erneut die Tränendrüse aktiviert. Meine Lippen beginnen wieder zu zittern und meine Sicht verschwimmt vor mir. Ehe ich weiß, was passiert, beugt sich Alex zu mir vor und schließt mich in seine Arme. Diese Zuneigung von ihm ist zu viel für mich. Ich kann mich nicht länger zusammenreißen und alle meine Mauern stürzen ein. Ich schmiege mich an ihn und vergrabe mein Gesicht in seiner Schulter. Jeder Schluchzer lässt meinen Körper erbeben, während Alex zärtlich über meinen Rücken streicht. Nach ein paar Minuten lässt mein Zusammenbruch nach und ich beruhige mich. Ich löse mich aus der Umarmung und mache mein Gesicht wieder sauber. Alex sieht mich von der Seite her an, aber ich bringe es nicht übers Herz ihn auch anzusehen, das würde mir nur noch mehr wehtun.
»Du gehst mir aus dem Weg...«, beginnt er.
»Alex... bitte... lass uns dieses Gespräch nicht jetzt führen. Ich... ich kann einfach nicht!« Meine Stimme wird mit jedem Wort brüchiger.
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SOPHIE (Band 1)
FantasySophies Leben glich einem Traum bis ihre Mutter starb und ihr Vater, vor Trauer geblendet und gebrochen, anfängt sie zu schlagen. Das einzige Beständige, das sie noch auf den Beinen hält, ist ihr Kindheitsfreund Alex, mit dem sie alle Schwierigkeit...