Kapitel 7

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 Ich höre wie mein Herz ruhig und gleichmäßig in meiner Brust pulsiert, höre das leise Rascheln meiner Atemzüge und spüre wie sich mein Brustkorb im Rhythmus meiner Atmung hebt und senkt. Es hat etwas Beruhigendes diesen steten Geräuschen zu lauschen. Meine Augen rollen unter den Lidern hin und her, während Stück für Stück mein Bewusstsein zurückkommt. Ich kann eine weiche, warme Decke auf mir spüren und atme den unbekannten Duft der frischen Bettwäsche ein. Langsam öffne ich die Augen. Ich muss ein paar Mal blinzeln, um mich orientieren zu können. Es ist unheimlich hell in diesem Zimmer, weswegen ich einen unangenehmen Stich in den Augen spüre. Nach einigen Sekunden gewöhne ich mich an die Helligkeit und hebe leicht den Kopf. An meinen Unterarmen und um meinen Oberkörper befinden sich weiße Verbände, die ich verständnislos anstarre. Als ich versuche mich aufzusetzen, durchfährt meine Seite ein schrecklicher Schmerz, der mich gänzlich in die Wirklichkeit katapultiert. Allmählich kommen die Bilder der letzten Ereignisse wieder und mein Puls beschleunigt sich. Voller Angst setze ich mich auf und sehe mich mit klopfendem Herzen um. Wo bin ich? Was ist das hier?

»Sophie? Hey, Sophe. Beruhige dich! Es ist alles in Ordnung.« Alex hält mich an den Schultern fest und versucht mich zu beruhigen.

»Was ist los? Wo bin ich?«

»Es hat dich ziemlich schlimm erwischt gestern. Meine Mom hat dich so gut es ging verbunden und deine Wunden versorgt, aber sie meinte, dass das wohl noch länger wehtun würde«, sagt er und sieht mich gequält an. Ich verstehe immer noch kein Wort. Mit zitternden Fingern fahre ich durch meine Haare und atme tief durch, um mein Herz wieder zu beruhigen.

»Was hast du hier gemacht, Sophe?«

»Was...?«, hauche ich und starre Alex verwirrt an.

»Wieso bist du gestern zu mir gekommen?« Ich schlucke und fühle wie mir Tränen in die Augen schießen.

»Du musst keine Angst haben, es ist alles okay«, sagt er und streicht meine Haare hinters Ohr.

»Nein... das... das ist es nicht«, gebe ich zu und eine Träne rollt über meine Wange. Ich kann es fühlen. Den Schmerz und die Heilung. Endlich kann ich es fühlen!

»Was ist es dann?« Alex sieht mich mit seinen tiefblauen Augen fragend an, die bereits angefangen haben, mein Herz zu flicken.

»Du«, presse ich hervor und lächle gequält. Sofort senkt er traurig den Blick und zieht seine Hand zurück, doch das ist das Letze, was ich nun möchte. Schnell greife ich nach seiner Hand und ziehe ihn wieder an mich, was ihn sichtlich überrascht. Ein Funken Hoffnung liegt in seinem Blick, als mein Lächeln bei ihm ankommt. Hoffnung, dass ich ihm doch vergeben könnte.

»Du bist der Grund, weshalb ich hergekommen bin. Was ich da in der Schule gesagt habe, tut mir leid. Das meinte ich nicht so. Du... du hast mich nicht umgebracht, du bist der Grund, weshalb ich am Leben bin. Wärst du nicht gewesen, hätte ich das nie überstanden... mein Leben...« Alex schüttelt den Kopf und streicht eine weitere Träne von meiner Wange, die sich davongestohlen hat. Diese Berührung ist so zart und löst so viele kürzlich verlorene Gefühle in mir aus.

»Nein, ich sollte mich bei dir entschuldigen. Ich weiß auch nicht, was mit mir los war. Ich raste vor Wut auf deinen Vater, war verwirrt wegen der ganzen Situation und wusste nicht, was ich tun sollte, um dir zu helfen. Ich war ein Feigling! Und was du mir in der Schule gesagt hast, stimmt. Ich habe dich im Stich gelassen, als du mich am meisten gebraucht hast und das werde ich mir nie verzeihen!« Seine wunderschönen Augen werden glasig und er verzieht schmerzerfüllt sein Gesicht. Ohne nachzudenken, strecke ich die Hand aus uns fahre durch seine Locken. Die Schmerzen, die er in mir auslöst werden schlimmer. Ich kneife die Augen zusammen und beiße mir auf die Lippe.

SOPHIE (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt