»Sophie. Wach auf, Sophie. Wir sind da.« Alex fährt mir leicht durch die Haare und küsst mich auf die Wange. So müsste man immer geweckt werden. Ich schlage die Augen auf und schmunzle ihn müde an. Es ist schon hell draußen, die Sonne hat ihren Höhepunkt erreicht. Wir stehen mit dem Auto vor einem wunderschönen Haus, das, wie es aussieht, mitten im Nirgendwo steht. Um uns herum ist nur Wald. Keine Straße, kein Weg, meilenweit ist nichts und niemand zu sehen. Das ist wirklich ein Safe-House. Ich fühle wie die Erschöpfung meinen Körper heimsucht und mich dazu zwingen will, meine Augen wieder zu schließen. Mein Herz schlägt schwer und langsam und das Atmen ist mühsam.
»Was ist los?«, fragt Alex, dem mein merkwürdiges Verhalten auch auffällt.
»Ich weiß nicht...«, murmle ich kraftlos und schließe meine Augen wieder, »ich bin nur müde.«
»Sophie?«, fragt Alex mit Panik in der Stimme und rüttelt mich leicht an der Schulter, aber ich bin zu schwach, um zu antworten. Ohne Zeit zu verlieren, steigt er aus und öffnet meine Autotür. Er legt meinen Arm über seine Schulter und trägt mich schnell ins Haus, wo er mich auf eine Couch legt. Ich versuche die Augen aufzumachen und sehe wie Alex gerade das Handtuch von meiner Seite nimmt, das klatschend und vor Blut vollgesaugt zu Boden fällt.
»Oh mein Gott!«, haucht Alex und starrt auf das viele Blut, das an seinen Händen klebt, »wie fest muss er dich geschlagen haben?«
Schnell holt er aus dem Auto einen Erste-Hilfe-Kasten und macht sich an die Arbeit. Er schneidet mein T-Shirt an der Seite auf und legt meine Wunde frei. Berauscht von dem Blutverlust muss ich lächeln. »Das ist nicht sehr nett, mein Herr! Man fragt eine Lady, bevor man ihr Shirt zerschneidet«, nuschle ich, was ihn zum Lachen bringt.
»Ach, Sophe! Warum tust du mir sowas an?«, fragt er mit gequältem Gesichtsausdruck. Ich blinzle ein paar Mal und versuchte wach zu bleiben, doch mein Körper wehrt sich mit allen Mitteln dagegen.
»Nein, bleib wach Sophe. Du muss wach bleiben, hörst du?«
»Okay... ich bin super wach«, hauche ich und sehe ihn an.
»Rede mit mir. Erzähl mir irgendwas.«
»Meine Kamera... ich hätte jetzt gerne... meine Kamera. Dann könnte ich dich fotografieren... deine kleinen Löckchen und... deine Narbe...« Ich strecke die Hand aus und fahre über die Narbe, die seine Augenbraue durchschneidet.
»Okay, wo ist deine Kamera?«
»Weg... ich habe sie in den Müll geworfen...«
»Wieso denn?«
»Weil... weil... ich liebe dich Alex...«, hauche ich leise und schließe meine Augen. Ich höre nur noch, wie er mich anfleht wach zu bleiben, doch da ist es schon zu spät.
Als ich das nächste Mal die Augen aufschlage, ist es draußen bereits finster. Ich liege auf der Couch, an die ich mich teilweise erinnern kann und sehe mich verwirrt um. Alex schläft mir gegenüber in einem gemütlich aussehenden Sessel. Sein Kopf fällt leicht nach hinten, sodass sein Mund etwas aufsteht. Ich muss lächeln, als ich ihn so vor mir sehe. Er sieht so... unschuldig und ungefährlich aus, aber ich weiß, dass er es nicht ist. Ich sehe an mir herunter. Ein neues T-Shirt hat er mir nicht mehr angezogen, aber dafür bedeckt mich eine warme Kuscheldecke und versteckt den frischen Verband. Ich schiebe die Decke nach unten, um meine Wunde zu betrachten und bemerke, dass meine Hände stark zittern. Meine Angst steigt und mir wird bewusst, wie viel Blut ich tatsächlich verloren habe. Ich stemme meine Arme in die Couch und drücke mich hoch, damit ich aufrecht sitze. Schmerzhaft verziehe ich das Gesicht, da jede einzelne Zelle an meiner Seite zu explodieren scheint. Ich stehe langsam und sehr mühsam auf und humple zu meiner Jacke, die über einem Sessel hängt. Schnell krame ich die Packung mit den Schmerztabletten heraus und seufze erleichtert. Ich durchquere das Wohnzimmer und finde hinter einer Glastür eine große, moderne Küche. Aus dem Regal hole ich ein Glas und schenke mir etwas Wasser ein, mit dem ich die Tablette schlucken kann. Da ich noch recht erschöpft bin, beschließe ich, mich wieder hinzulegen. Ich schließe leise die Tür hinter mir und schleiche zur Couch, um Alex nicht aufzuwecken.
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SOPHIE (Band 1)
FantasySophies Leben glich einem Traum bis ihre Mutter starb und ihr Vater, vor Trauer geblendet und gebrochen, anfängt sie zu schlagen. Das einzige Beständige, das sie noch auf den Beinen hält, ist ihr Kindheitsfreund Alex, mit dem sie alle Schwierigkeit...