10. Kapitel

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Narin Arslan POV

Ich schaute in den Spiegel. Nach paar Tagen ging es mir und meiner Wunde einigermaßen besser. Die Jungs hatten den Yasin Demir Fall komplett erledigt und alles lief wie gewollt. Wir wollten erstmal dabei bleiben und nicht direkt übertreiben. Wir trafen unsere Entscheidungen weise und nicht ungedacht. Ich hatte einen Anruf von Berat bekommen; dass mein Vater mich treffen und mit mir reden möchte. Nachdem ich mit den Jungs darüber geredet hatte, stimmte ich zu. Ich wollte ihm klarmachen auf was für einem Weg ich jetzt war. Er sollte sehen, dass ich stark genug bin, um auf eigenen Beinen zu stehen. Er hatte mir bis jetzt immer das Gefühl gegeben nicht genug zu sein. Für ihn musste ich immer perfekt sein und das in allen Sachen. Er hatte mich psychisch wirklich fertig gemacht, sei es wie er meine Mutter behandelt hatte oder generell seine widerliche Art. Ich hatte das Gefühl dazu programmiert zu sein alles richtig zu machen. Fehler waren nicht erlaubt, als wäre ich ein Roboter ohne Gefühle und Herz. Ich kann bis heute nicht verstehen wieso er so ist. Er hatte auch vor diesen letzten Aktionen mein Leben zerstört, da machte es jetzt ehrlich gesagt auch kein Unterschied. Ich wollte ihm zeigen, dass ich nicht so bin wie er, dass ich nie wegschaue, wenn man jemanden unfair behandelt, dass ich für Gerechtigkeit bin und niemals aufhören werde hinter meiner Meinung zu stehen, egal wer vor mir steht. Nur weil sie meine Eltern sind, heißt es nicht, dass ich mich wie Dreck behandeln lassen werde. Ich hatte mich nun fertig gemacht und verließ das Zimmer.

Ich verabschiedete mich von den Jungs und fuhr nach Hause zu meinem Vater

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Ich verabschiedete mich von den Jungs und fuhr nach Hause zu meinem Vater. Angekommen öffnete mir meine Mutter die Tür. Sie bat mich herein. Ich ging direkt in sein Büro.

„Du wolltest mich sprechen. Ich habe nicht viel Zeit, also halt es kurz.", sagte ich direkt und setzte mich hin.
„Ich habe mitbekommen, dass du einen unserer Männer im Club umgebracht hast.", fing er an zu sprechen. Ich grinste.
„Du meinst den, den du schicken lassen hast, um mich umzubringen?", stellte ich klar. Er verneinte es nicht mal. Wie unverschämt war er eigentlich?
„Du stellst dich gegen deine Familie, Narin. Alles hat seine Konsequenz.", sagte er emotionslos. Ich lachte.
„Ich? Du bist der Grund dazu! Und du bist der Jenige, der mich umbringen wollte! Deine Tochter!", schrie ich wütend. Wie kann er nur so sein?
„Es war eine Frage der Zeit. Du hattest dich schon vor langer Zeit entschieden. Also will ich auch nicht, dass du Kontakt zu dieser Familie hast.", meinte er kalt.
Dachte er ernsthaft, dass ich Kontakt haben wollte?
„Ich will euch auch nicht sehen, keine Sorge.", zischte ich wütend und stand auf.
„Umut auch nicht.", sagte er weshalb ich stehen blieb und ihn schockiert anschaute. Er wollte mir Umut wegnehmen? Ich fing an zu lachen. Wollte er mich verarschen? Wie herzlos konnte man bloß sein, dass man Geschwister voneinander trennen wollte?

„Ist das dein Ernst?", fragte ich.
„Sehe ich aus als würde ich spaßen?", fragte er genervt. Ich war wie in einer Starre.
„Du weißt ganz genau, dass ich das nicht machen werde. Umut ist mein Bruder. Kerim hast du mir schon weggenommen und ihn zu meinem Feind gemacht. Lass wenigstens Umut aus dem Spiel.", sagte ich ernst.
„Du spielst mit dem Feuer.", meinte er mit leeren Augen. Ich grinste extra.
„Falsch. Ich bin das Feuer.", sagte ich und betonte das ‚bin'. Darauf verließ ich das Büro und ging auf Umuts Zimmer. Ich öffnete die Tür und ging rein.

„Umut?", fragte ich und sah, dass er am schlafen war. Ich ging auf ihn zu und strich seine Haare weg. Meine Augen füllten sich automatisch mit Tränen. Ich kniete mich auf den Boden und hielt seine Hand fest.

„Es tut mir so leid, dass ich dich nicht hier rausholen kann. Aber halt es bitte noch aus.", flüsterte ich und wischte mir meine Tränen weg. Ich küsste seine Stirn und schaute ihn zum letzten Mal an. Danach verließ ich komplett das Haus und ging zu meinem Auto. Ich fuhr zu Merals Haus. Ich fühlte mich echt ekelhaft. Ich wusste ganz genau, dass mein Vater das machte, um mich zu bestrafen. Er war so geisteskrank. Aber ich werde nicht so einfach nachgeben. Ich werde weiter kämpfen. Und bald werde ich Umut zu mir nehmen. Er wird ein schönes, glückliches Leben führen. Nicht wie seine Schwester, nicht weinend mit schlaflosen Nächten. Ich seufzte und stieg aus dem Auto. Ich ging ins Haus.

„Und wie war's?", fragte mich Ahmet direkt.
„Er meinte ich hätte mich gegen die Familie gestellt und müsste mit den Konsequenzen leben.", sagte ich kurz und knapp. Ich hatte nicht wirklich Lust auf ein Gespräch also ging ich auch direkt auf mein Zimmer. Ich spürte die verwirrten Blicke der Jungs auf mir. Im Zimmer legte ich mich einfach ins Bett. Ich entschied mich dazu meine Freundin Ela einzuladen. Ich brauchte sie so sehr. Wegen all den Sachen, die wir in letzter Zeit gemacht hatten, hatte ich kaum Zeit gehabt für sie. Ich schrieb sie an und wartete darauf, dass sie ankam. Sie könnte auch die Jungs kennenlernen. Als sie dann auch kam, öffnete ich lächelnd die Tür.

„Kızım sen nerelerdesin ya? (Mädel wo bist du die ganze Zeit? [im Sinne von ‚lange nicht gesehen'])", fragte sie lächelnd als sie reinkam.
„Hiç sorma iş güç derken her şeyi unuttum. (Frag nicht, aufgrund der Arbeit habe ich alles vergessen)", sagte ich lachend. Wir gingen ins Wohnzimmer. Ich hatte den Jungs vorher schon Bescheid gegeben, dass sie kommen würde.

„Das sind Ahmet, Doğan, Emirhan und Enes. Und das ist meine beste Freundin Ela.", stellte ich die alle vor. Sie begrüßten sich und wir setzten uns alle hin.
„Bunların hangisi seninki? (Wer von denen ist deiner?)", flüsterte sie grinsend. Ich schaute sie mit großen Augen an. Sie lachte.
„Keiner.", sagte ich. Ela dachte auch ich bin hier um mir jemanden zu klären. Sie machte sich weiterhin um mich lustig und wir redeten über Gott und die Welt. Nach einiger Zeit ließ ich sie mit den Jungs alleine und ging in die Küche. Ich hatte bemerkt, dass sie vor allem mit Ahmet mega gut klarkam. Ich würde sie später noch ausfragen was das angeht. Es fühlte sich gut an Ela wieder gesehen zu haben. In der Küche wollte ich aus dem oberen Schrank die Gläser holen und streckte mich etwas. Jedoch sah ich eine Hand, die es schon für mich erledigt hatte. Ich wusste direkt, dass es Meral war. Er stellte die Gläser auf dem Tresen ab. Ich drehte mich zu ihm. Wir waren uns schon nah, weshalb ich hustete. Er ging paar Schritte weg.

„Wollte nur helfen.", meinte er etwas schüchterner. Ich lächelte. Ich füllte die Gläser und gab ihm zwei in die Hand. Den Rest stellte ich auf ein Tablett und wir brachten diese ins Wohnzimmer. Wir chillten noch alle, bis es spät wurde und Ela gehen wollte. Wir verabschiedeten uns voneinander.

„Und wie fandet ihr sie?", fragte ich in die Runde.
„Sie ist nett.", sagte Doğan.
„Und hübsch.", fügte Ahmet hinzu, weshalb ich lachen musste.
„Sie hat keinen Freund.", sagte ich grinsend. Wir alberten noch etwas rum, bis ich auf mein Zimmer ging. Ich zog mich um und legte mich ins Bett. Ich versuchte zu schlafen, aber es funktionierte nicht. Seufzend stand ich auf und entschied mich auf die Terrasse zu gehen. Dafür ging ich nach unten ins Wohnzimmer. Ich sah, dass noch jemand auf der Terrasse war.

„Kein Schlaf?", fragte ich als ich mich zu Meral stellte. Er schaute zu mir. Er war am Rauchen. Ich hasste den Geruch von Zigaretten.
„Und du? Kein Schlaf?", fragte er mich auch.
„Zu viele Gedanken.", gab ich zu und betrachtete den Mond, der schön am scheinen war.
„Woran denkst du?", fragte er mich.
„Alles.", sagte ich wahrheitsgemäß.
„Wie machen wir weiter Enes?", fragte ich darauffolgend. Ich sah ihn kurz lächeln.
„Wieso lächelst du?", fragte ich wieder.
„Einfach so.", meinte er und hörte nicht auf zu lächeln.
„Wir werden uns durchkämpfen, bis wir ganz oben sind.", beantwortete er die Frage von vorhin.
„Wir schaffen das.", sagte ich ehrgeizig. Er zündete die Zigarette aus.
„Natürlich werden wir das.", sagte er. Er klang so überzeugt davon, als würde er es schon wissen. Ich schaute zu ihm und lächelte.
„Wie lief es eigentlich bei deinem Vater?", fragte er und schaute mich an. Ich seufzte.
„Ich darf mein Bruder nicht mehr sehen. Er ist erst 12.", sagte ich und versuchte zu lächeln.
„Das kann er so oft sagen wie er will. Wenn wir einmal oben sind, dann ist es für ihn vorbei. Und du kannst dein Bruder mitnehmen.", meinte er. Er hatte eigentlich recht. Trotzdem wusste ich aber nicht wie lange der Weg bis dahin dauern würde. Deswegen nickte ich einfach.

„Hadi git uyumayı dene. Soğuk oldu. (Los geh und versuch zu schlafen. Es ist kalt geworden)", sagte er.
„Sen de. Iyi geceler. (Du auch. Gute Nacht)", sagte ich und ging zurück auf mein Zimmer. Auf dem Weg dahin fragte ich mich wieso Meral die ganze Zeit gelächelt hatte.

Ich glaube das werde ich niemals herauskriegen.

güzelim. || mero ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt