24. Kapitel

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Narin Arslan POV

„Es tut mir leid.", Hörte ich die Stimme von Enes, bevor er abdrückte und ein lauter Knall im Raum schallte. Ich konnte nicht realisieren was passierte, wieso es passierte, warum ich hier war, warum ich ausgerechnet die Person war. Ich konnte nicht Schreien, nicht weinen. Ich war stumm, aber in mir brachen Vulkane aus. Ich war stumm, aber in mir explodierte es. Ich war stumm, aber in mir zerbrach das Herz eines kleinen Mädchens. Ich war stumm, aber für diesen Moment vergaß ich was Liebe war. Denn Liebe widerspiegelte Loyalität und Loyalität widerspiegelte Liebe. Und das, schaltete sich komplett für mich ab. Denn nach diesem Moment hörte alles auf. Mein Herz hörte auf zu schlagen; so fühlte sich das für mich zumindest an. Ich hatte schon längst verloren. Von Anfang an war mein Schicksal bestimmt. Ich hatte diesen Weg gewählt und musste die Konsequenzen ertragen. Es war meine Schuld.

„Hani bana vurulursa devrildin? Hani bana kıyamazdın? (Ich dachte, du würdest untergehen, wenn man mir was antun würde? Ich dachte, du würdest dich nie wagen mich zu verletzen?)", kam es flüsternd von mir. Mein Blick kälter als der Schnee im Winter und leerer als wie das brechen eines Versprechens. Als ich keine Antwort bekam sprach ich weiter.

„Bitti (Es ist vorbei).", Die Stimme ernster als all unsere Ziele je gewesen sind und das Herz schwacher als das Verlangen mich zu revanchieren. Ich bekam immer noch keine Antwort. Das Handy, welches vor dem Akt schon zehn mal geklingelt hatte, nahm ich raus, um einen Krankenwagen anzurufen. Es war zu spät, das war mir bewusst. Wie viel hätte ich gegeben, um an seiner Stelle zu sein? Wie viel hätte ich tun müssen, um es zu verhindern? Denn ich hatte garnicht erst versucht.

„Git burdan (Verschwinde von hier).", Meine Sicht immer unklarer ging ich auf ihn zu und kniete mich zu ihm. Meine Hände lagen auf seiner Brust, die blutverschmiert war, und versuchte ihn in irgendeiner Form am Leben zu halten. Das Leben, welches ihm genommen wurde. Das Leben, welches er nicht zu Ende leben konnte. Das Leben, welches er für seine Familie aufgegeben hatte. War dieses Leben denn noch lebenswert?

Gitme (Geh nicht).", Meine innere Stimme schrie nach ihm. Wie konnte ich so sehr an einem Mann hängen, der mich zutiefst zerstört hatte, obwohl er mir versprochen hatte genau das nicht zu tun? Ich hasste mich dafür, hasste meine Gefühle, die ich nicht unterdrücken konnte; hasste es zu fühlen. Ich hatte ihm unendliche Liebe angeboten, jedoch hatte er das abgewiesen.

Er ging. Ganz einfach. Ohne nach mir zu schauen ging er fort. Weg vom Tatort und den ganzen Blutspuren. Weg von dem was er angerichtet hatte. Weg von einem ‚uns'. Weg von mir. Bemerkt hatte ich meine nassen Wangen nicht, bis ich den Körper vor mir nicht mehr richtig sehen konnte. Mein schmerzhaftes Schreien hörte ich erst als die Sanitäter mich von dem Körper entfernten. Ich fühlte mein Körper zittern und brennen und mein Atem wurde unkontrollierter. Ich hyperventilierte. Mein Herz zog sich zusammen. Ich wurde irgendwann in den Krankenwagen getragen. Das war das letzte woran ich mich erinnerte, bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel.

Vor einer Woche, der Sonntag nach dem Club (Samstag)

Ich wollte mich strecken, als ich bemerkte dass Enes mich fest an sich gedrückt hatte. Er war noch am schlafen. Ich lächelte als ich ihm paar Strähnen nach hinten machte. Er sah so friedlich aus. Ich wollte am liebsten in diesem Moment verweilen. Langsam öffnete er seine Augen.

„Günaydın güzelim (Guten Morgen).", sagte er mit seiner rauen Stimme, die ich so sehr vermisst hatte morgens zu hören.
„Dass ich mal mit dir aufwache ist schon krass.", meinte ich lachend, obwohl dieser Fakt alles andere als witzig war. Er grinste.
„Vermisst du mich so sehr?", fragte er als er seine Augen rieb.
„Erhoff dir nichts." sagte ich frech. Wenn er bloß wüsste wie sehr. Er zog mich näher zu sich und zerzauste meine Haare, bis ich ihn anmeckerte dass er aufhören soll.
„Ah und noch was, das Kleid von gestern.", fing er schon an und ich wusste direkt worauf er hinauswollte. Ich unterbrach ihn.
„Du weißt ganz genau dass ich mir nichts sagen lasse.", meinte ich und schaute auf ihn auf.
„Hmm bestimmt.", sagte er grinsend und erwiderte meinen Blick. Ich wusste dass er es nicht ernst nahm.
„Schau mal in wessen Armen du liegst", Er spielte mit meiner Haarsträhne.
„In deinen?", sagte ich verwirrt und eher fragend.
„Also.", meinte er.
„Was soll das denn jetzt heißen?", fragte ich und richtete mich etwas auf meinen Ellenbogen.
„Jetzt komm mir nicht mit der ‚du gehörst mir' scheiße.", fügte ich noch hinzu.
„Genau das. Es ist wie es ist.", sagte er arrogant.
„Enes.", sagte ich mit einem warnenden Ton. Er lachte und zog mich wieder in seine Arme. Dieses Lachen.
„Tamam tamam kızma (Okay, okay sei mir nicht böse). Ich hab garnichts gesagt.", sagte er weshalb ich lächeln musste. Wir blieben einige Minuten in dieser Position und ich genoss seine Nähe. Fühlte er sich schuldig wegen den Sachen, die ich ihm gesagt hatte, und blieb er deswegen grade mit mir? Den Gedanken wollte ich auslöschen. Es zählte dieser Moment.

güzelim. || mero ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt