Kapitel 358

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Er landete auf einem kleinen, begrasten Hügel, die Sonne schien, der Himmel war klar und vor uns erstreckte sich eine Stadt oder ein Dorf, geschmückt mit Häusern, die ausschließlich ländlich aussahen. Mit der menschlichen Welt war das nicht mal zu vergleichen, denn es gab keine Autos, nicht mal Asphalt, Natur in allen Richtungen und die Luft war so frisch, wie ich es noch nie erlebt habe. In der Ferne, aber deutlich zu sehen, war ein hoher Berg, auf dem sich ein Schloss befand und um dort hin zu gelangen, mussten wir nur gerade aus laufen. Hier sah es nämlich ein bisschen wie eine Marktstraße aus... Lächelnd ließ Taddl mich runter und ich kam einfach aus dem Staunen nicht mehr raus. In Sichtweite befand sich ein riesiger Wald und davor lief eine kleine Gruppe weißer Hirsche herum. Einfach atemberaubend. „Wie schön kann die Welt bitte sein?“ Von hinten schlang Taddl seine Arme um meinen Körper und legte seinen Kopf auf meine Schulter. „Von oben sieht das alles noch schöner aus.“ Er zog mich enger an sich. „Wenn du möchtest, kann ich dir morgen Abend die Welt von oben zeigen. Wenn die Sonne untergeht.“ Glücklich lächelnd sah ich ihn an. „Ja gerne.“ Er küsste meine Wange. „Wollen wir los?“ „Ja.“ Wir verschränkten unsere Finger und liefen den Hügel hinab, wobei mir die Blicke der vielen Engel, die hier waren, auffielen. Jeder einzelne von ihnen sah erfreut aus und die, an denen wir vorbei liefen, verbeugten sich tief vor Taddl. „Willkommen zurück, eure Hoheit.“ „Willkommen zurück.“ Ich war fasziniert. Angefangen wegen der einfachen Kleidung, die alle trugen, bis hin zu den Gefühlen, die sie ausstrahlten. Ich kann es nicht richtig beschreiben, aber die Atmosphäre in dieser Welt ist im Vergleich zur Atmosphäre in der Menschenwelt eine völlig andere. Hier fühlte ich mich entspannt und kein bisschen verurteilt. Keine Feindseligkeit, keine angeekelten Blicke, nicht mal skeptische oder misstrauische Blicke. Eher im Gegenteil, ich wurde freundlich angelächelt und ebenfalls gegrüßt. So viel positive Aufmerksamkeit, von so vielen Fremden, bekam ich wirklich noch nie. Und wenig später kam ein kleines, blondes Mädchen, mit einem Tablett in der Hand, zu uns. „Willkommen zurück, eure Hoheit.“ Er begrüßte sie ebenfalls und mir stieg ein süßer und appetitlicher Duft in die Nase, der vermutlich von dem Essen auf dem Tablett kam. Es hatte die Form von Brötchen, war aber in Blätter eingewickelt, und dampfte leicht. „Möchtet Ihr vielleicht ein Erdbeerbrötchen als kleines Begrüßungsgeschenk haben? Sie sind frisch gebacken.“ Taddls Lächeln wurde breiter. „Darf er denn auch eins bekommen?“ Sie verbeugte sich leicht. „Natürlich.“ Taddl sah mich an. „Erdbeerbrötchen?“ „Ähm. Ja klar.“ Wir nahmen uns jeweils ein Brötchen, bedankten uns und das Mädchen verabschiedete sich höflich, bevor sie wieder ging und wir weiter liefen. Da sah ich das angenehm warme Brötchen an. „Isst man die Blätter mit?“ Taddl kicherte, während er sein Brötchen auspackte. „Ich empfehle, sie getrennt vom Brötchen zu essen. Und du solltest aufpassen, dich nicht vollzukleckern.“ „Ok?“ Neugierig und vorsichtig packte ich das Brötchen aus und hatte eigentlich ein Brötchen mit Erdbeermarmelade oder sowas erwartet. Aber die Erdbeeren waren komplett eingebacken und bei dem Geruch lief mir das Wasser im Mund zusammen. „Lass' es dir schmecken.“ „Danke, du auch.“ „Danke.“ Ich biss in das Brötchen und war fast schon überwältigt. Es war so luftig gebacken und die Erdbeeren schmeckten so frisch und geschmacksintensiv, das war mit denen auf der Erde nicht zu vergleichen. „Das ist ja ein Traum.“, schwärmte ich mit vollem Mund, woraufhin Taddl schmunzelnd meine Schläfe küsste. „Es freut mich, dass es dir schmeckt.“ Breit lächelte ich und wollte nun ein Stück der relativ dicken Blätter probieren. Also riss ich vorsichtig ein Stück ab, bevor eine cremig gelbe Flüssigkeit drohte, heraus zu tropfen. Da steckte ich das Stück schnell in meinen Mund und war überrascht, weil es ein bisschen nach Banane schmeckte. Ein fremder, aber fruchtiger Geschmack dominierte jedoch, was trotzdem sehr gut schmeckte. Ich konnte einfach nur lächeln und als ich dann, wie Taddl, alles aufgegessen hatte, hatte ich einfach nur ein gutes Körpergefühl. Das konnte ich nicht mal beschreiben. „Wie fühlst du dich?“ „Gut...“ Ich griff nach Taddls Hand. „Eigentlich sogar mehr als das.“ „Schön.“ Wenig später standen wir dann am Fuß des Berges, der steiler war, als er vorher aussah. Aber auch sehr majestätisch. „Soll ich dich tragen und hoch rennen?“ „Eigentlich würde ich lieber selber laufen. Aber ich wäre wohl klitschnass, wenn wir oben ankommen.“ „Gut möglich... Also ja?“ „Ja bitte.“ Er nickte und hob mich hoch, bevor er in etwa fünf Sekunden den Weg hoch rannte. Dann ließ er mich wieder runter und mir klappte der Mund auf, als ich noch mehr von dieser Welt sah.

Blue Eyes in The Grey World 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt