Kapitel 364

236 16 1
                                    

„Darf ich mir die Bilder ansehen?“ „Ja klar.“ Wir liefen zu den vier Bildern von Taddl und seiner Familie und nun war ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob das gemalt war. „Ist das fotografiert?“ „Nein, gemalt.“ Oha. „Und die Drachen?“ „Die gehören quasi zur Familie.“ Geschockt sah ich Taddl an. „Es gibt Drachen?“ „Ja.“, kicherte er, „Du kannst sie auch noch kennen lernen, wenn du möchtest.“ „Ja gerne.“ Er küsste meine Stirn. „Wollen wir weiter?“ „Ja.“ Nun wollten wir zu einer der Türen auf der anderen Seite des Saals laufen, doch jetzt fiel mir das riesige Gemälde eines alten Mannes, hinter den vier Thronen, auf. „Gehört der auch zu eurer Familie?“ „Nein, das ist Gott.“ „Achso... Warte was?!“ Taddl kicherte. „Würdest du mir vielleicht sagen, was du siehst?“ Verwirrt sah ich ihn an. „Ähm... Einen alten Mann, mit einem langen... weißen Bart... Siehst du das etwa nicht?“ „Nein, weil jeder Gott anders wahrnimmt. Und das betrifft nicht nur das Aussehen.“ „Oh... Was siehst du denn?“ „Ich sehe eine Person, die weder weiblich noch männlich und etwa Mitte 20 ist. Die Augen sind stechend grün und die Haare lang und schwarz.“ „Schwarz?... Ich hätte jetzt blond oder gold erwartet.“ Wieder kicherte er. „Das wundert mich nicht mal. Aber auch, wenn es nicht so oft vorkommt, gibt es auch Engel mit schwarzen Haaren.“ „Und weiß irgendjemand, wie Gott wirklich aussieht?“ „Das wusste nur er selbst.“ „'Wusste'?... Heißt das, Gott gibt es nicht mehr?“ „Er hat den Kampf gegen Satan leider nicht gewonnen. Aber vorher hatte er den Wunsch geäußert, seine Seele vom Drachenkaiser fressen zu lassen. So ist auch keine Wiedergeburt möglich.“ Wir liefen weiter. „Hatte das denn irgendwelche großen Folgen?“ „Nein. Seine Engel haben seine Aufgaben übernommen und stehen im Kontakt mit allen Königreichen. Aber da sie in einer anderen Dimension leben, hat sich für uns nichts geändert. Wir haben ihm aber einen Gedenktag gewidmet.“ „Achso.“ Nun betraten wir einen der, vermutlich vielen, Flure, der in verschiedene Richtungen führte, und liefen einen der Wege entlang. Dabei bestaunte ich die ganzen Bilder an den Wänden. „Falls du dich irgendwann mal im Schloss verlaufen solltest, kannst du jederzeit ein Familienmitglied oder einen unserer Bediensteten zu dir rufen. Du wirst auch nie alleine im Schloss sein, also musst du keine Angst haben.“ „Gut zu wissen. Für mich ist das hier nämlich ein bisschen wie ein Labyrinth.“ „Notfalls kann ich dir auch eine Karte vom Schloss geben.“ „Ach nein, ich denke, ich werde mir irgendwann die Wege merken.“ „Ok.“ Nach wenigen Minuten kamen wir in einem Gang ohne Türen an, der zweimal um die Ecke ging. Am Ende war eine Tür rechts von uns und daneben hing ein Bild von einem unglaublich süßen Baby, das Taddl sehr ähnlich sah. Es lag schlafend auf einem Haufen Federn, hatte kleine Flügelchen, einen Heiligenschein und daneben schlief ein schneeweißer Babydrache, eng an das Baby gekuschelt. Das war das Süßeste, das ich jemals gesehen habe. „Bist du das?“ „Ja.“, lächelte Taddl und ich fing an zu quietschen. „Wie süß... Und die kleinen Füßchen, oh mein Gott.“ Er kicherte. „Du warst als Baby garantiert mindestens so süß wie jetzt.“ „Keine Ahnung... Aber diese Flügelchen.“ Kurz küsste er meinen Nacken. „Wer weiß, vielleicht haben wir ja irgendwann selbst die Möglichkeit, Kinder zu bekommen. Mit Magie ist schließlich viel möglich.“ „Das wäre natürlich ein Traum.“ „Ja.“ Für ein paar Sekunden bewunderte ich noch das Bild, bevor ich mich wieder zu Taddl drehte. „Wir können weiter.“ „Ok.“

Blue Eyes in The Grey World 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt