Eduardo

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Heyyyy ihr.

Ich wollte mal Danke sagen, für eure Reads, die Votes und die Kommentare! Ihr glaubt gar nicht, wie glücklich es mich macht, dass ihr euch Zeit nehmt und mir ein Feedback gebt! Vielen lieben Dank!!!

Eure Sabi

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Es riecht nach nassem Stein und Moder. Die Wände des Hauses sind bedeckt von abgewetzten Tapeten, hier und da stehen alte, kaputte Möbel. Links von mir ist eine Küche, die aber keineswegs mehr benutzt werden kann. Die Fenster sind alle zerbrochen und die Scherben schmücken den Boden. Die Sonne glitzert ein wenig darauf.

Es knirscht, als ich darüber gehe. JJ geht vor mir, hinter uns der Mann. Seine Hand sitzt noch immer auf seiner Pistole.

Gedanken schießen mir durch den Kopf. Wäre ich nur eine Viertelstunde länger am Strand geblieben. Oder den anderen Weg gegangen. Oder einfach weiter, weg von der Szene. Jetzt habe ich Schuld, dass JJ etwas passiert.

„Links.", herrscht der Typ und wir gehen nach links, in einen Raum, der wie ein Esszimmer aussieht. Hier ist alles sauber gefegt, die Fenster ohne Scheibe und ein einziger Tisch mit Stühlen steht in der Mitte. An dem Tisch sitzen drei Männer.

„Wen haben wir denn da?"

Der größte der Männer steht auf. Er trägt ein enges Hemd mit einem blau-grünen Muster, eine kleine goldene Kette und hat schwarze, vor Gel glänzende Haare. Er ist eindeutig aus den Südstaaten, hat ein weiches, beinahe freundliches Gesicht und ein selbstbewusstes Auftreten.

Die anderen beiden sind ein wenig kleiner, muskulöser, tragen schwarze Hemden und schwarze Jeans. Der Linke ist erschreckend hübsch, hat lockige, weich aussehende Haare und ein jugendliches Gesicht, während dem anderen das Alter ins Gesicht geschrieben steht. Sein Bart unterstreicht das kantige Gesicht und der düstere Blick macht das Bild perfekt.

„Meinen kleinen JJ und wer ist denn die reizende Dame?"

„Sie ist niemand. Sie kann gehen.", knurrt JJ. Ich wage es, ihn anzusehen. Er wirkt größer, ein wenig bedrohlich. Seine Augen glühen vor Zorn und seine Haltung ist nach vorne gebeugt, die Arme angespannt. Der Schwarzhaarige schnalzt mit der Zunge.

„Na na, so reden wir aber nicht."

Jetzt sieht er mich direkt an und ich habe das Gefühl, dass er mir direkt in die Seele blickt. Der Mann hat wider Erwarten stechend hellblaue Augen.

Dann streckt er die Hand aus und schenkt mir ein Lächeln.

„Ich bin Eduardo. Und wie heißt du?"

Ich starre die Hand an, zitternd reiche ich ihm meine.

„Josy...", flüstere ich, ein wenig heiser, ich weiß nicht, ob er mich verstanden hat.

Eduardos Händedruck ist fest, kurz hält er inne und sieht mich weiter an.

„Und du, kleine Josy, hast JJ und Toby beobachtet?"

Ich schüttele leicht den Kopf.

„Nein. Ich wollte vorbeigehen...aber ich hatte Angst, dass sie mich sehen und die Pistole...", stottere ich. Ich will nichts falsches sagen.

Wieder stiert Eduardo mich lange an.

„Blöd, dass ich dir nicht glauben kann. Es gibt so viele Möglichkeiten....JJ, tut mir leid, aber deine Emotionen können wir hier nicht brauchen.", sagt er an den Blonden gerichtet, als er bemerkt, wie dieser zittert. Vor Wut. Oder Angst? Ich kann ihn nicht einschätzen.

Eduardo nickt Toby beinahe unmerklich zu.

Und dieser schlägt JJ ins Gesicht. Ich kreische erschrocken auf und sinke ein wenig in die Knie.

JJ stöhnt auf vor Schmerz und hält sich die Wange. Mit Schrecken sehe ich, wie sich seine Augen mit Tränen füllen.

Eduardo geht zu ihm, greift ihm grob ans Kinn und zwingt ihn, Augenkontakt herzustellen.

„Heulst du? Du kleine Pussy. Hättest du mal lieber nicht deine Liebschaften hierher geschleppt. Immer das Gleiche mit dir, du lernst wohl nie."

Er flüstert ihm ein paar Worte zu, ich verstehe sie nicht. Dann landet seine Faust in JJs Magen, dieser klappt nach vorne um und verharrt auf Knien, versucht, zu Atem zu kommen.

„Desaparece!", ruft Eduardo wütend und macht eine unwirsche Handbewegung nach draußen.

Mein jämmerliches Schulspanisch versteht die Message und ich stolpere nach draußen, JJ will mir folgen, doch Toby hält ihn auf.

„Du bleibst hier.", zischt er.

Draußen, auf der kaputten Straße, atme ich das erste Mal durch.

„Oh mein Gott. Oh mein Gott, oh mein Gott...", flüstere ich zu mir selbst. Ich atme dreimal tief ein und aus, bis ich mich umdrehe und JJ auf mich zustolpern sehe. Er hält sich den Bauch und blutet im Gesicht.

„Hey, bist du okay?"

Ich eile auf ihn zu, will ihm helfen, doch er schubst mich unsanft weg.

„Hau ab.", sagt er verbissen, seine Augen sind rot und tatsächlich laufen ihm Tränen über die Wangen. Sein Blick ist so düster, so böse, dass ich einen schmerzhaften Stich in meiner Brust fühle.

„JJ, es tut mir leid, ich wusste nicht..."

„Was hast du hier zu suchen, huh? Was hat jemand wie du auf dem Cut zu suchen? Solltest du nicht shoppen und Martinis trinken, oben, auf der Figure Eight?"

Ich schnappe entrüstet nach Luft.

„Nein, wieso denn? Ich kann doch wohl sein wo ich will!", rufe ich.

JJ kommt mir nahe, bringt sein Gesicht nahe an meins.

„Du bist kein Pogue. Du hast hier nichts verloren. Hör auf zu versuchen, zu uns zu gehören. Du bist hier nicht erwünscht."

Sein Blick bleibt starr, die grauen Augen wirken beinahe schwarz, als er die letzten Worte knurrt.

„Verpiss dich endlich. Diese Nacht, sie hatte nichts zu bedeuten. Du warst einfach da, das ist alles. Du bist mir egal. Und ich brauche deine verdammte Hilfe nicht. Also verpiss dich."

Mit jedem Satz, jedem Wort, jeder Silbe bricht ein kleiner Teil in mir. JJ war nie etwas emotional Wichtiges für mich, jedoch tut jedes dieser Worte weh.

Ich habe meine Bestätigung. Wir haben miteinander geschlafen. Aber es ist ihm egal. Und ich erinnere mich nicht daran.

Zitternd, obwohl es warm ist, gehe ich ein paar Schritte rückwärts. Sehe ein letztes Mal den schwer atmenden JJ an, der sich leise fluchend über die blutenden Lippen fährt. Drehe mich dann um und gehe die Straße entlang, zurück zum Auto. Fahre nach Hause.

Und daheim, als ich endlich in meinem Zimmer bin, fällt die erste Träne.


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