Jackpot

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Ihr seid der Wahnsinn... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll!

Großer Dank an @jujujaja080, @_finjasophie, @teddy_tatti07!

Ihr habt meine letzten Tage mit euren Kommentaren wirklich bereichert! Ich werde im Laufe des Wochenende noch darauf antworten!

DANKE 

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Als ich wieder aufwache, ist es dunkel um mich herum. Müde versuche ich, meine Umgebung zu erkennen, merke dann auch, dass ich daheim in meinem Bett liege. Auf dem Tisch neben mir liegen Kopfschmerztabletten und ein Glas Wasser steht daneben.

Mein Kopf pocht immer noch, allerdings tut er nicht mehr weh. Ich denke daran, dass ich gestern nur das Rührei in der Früh gegessen habe. Vermutlich kam am Ende dann alles zusammen.

„Josy."

Heilige Maria Mutter Gottes. Ich fahre zusammen und kann in der Dunkelheit erkennen, dass jemand auf dem Sessel in meinem Zimmer sitzt.

Ich kann nur nicht sehen, wer es ist.

„Hallo?", frage ich dann. Ganz hell, Josy, richtig clever.

Wie in einem schlechten Gangsterfilm geht die Stehlampe an und ich stelle mit einem Schrecken fest, dass auf dem Stuhl weder einer meiner Freunde, noch meine Eltern, noch JJ sitzen.

Wie zur Hölle kommt er hier rein?

Panisch rutsche ich im Bett bis zu Wand, ignoriere meinen pochenden Kopf und ziehe die Decke über meine Brust.

Auf dem Schoß des Mannes liegt eine Waffe.

„Josy, Josy, Josy. Langsam gehst du mir auf die Nerven."

Ich wage nicht, zu atmen.

„Unser JJ hat deinetwegen echt dumme Entscheidungen getroffen. Und da dachten wir uns, gehen wir mal nach der alten Regel. Wir bekämpfen nicht die Symptome, sondern die Krankheit."

Er schweigt.

„Die Krankheit bist nun mal du. Wir haben dich gewarnt. Wir haben ihn gewarnt. Aber irgendwann reißt auch uns der Geduldsfaden."

Endlich traue ich mich, ihn direkt anzusehen. Seine Augen verkleinern sich, aber ich bleibe stark.

„Josy, wir geben dir eine letzte Chance. Ich werde Wachen zu deinem Haus schicken. Entweder, du bleibst hier, brichst den Kontakt zu deinem kleinen blonden Surferboy ab oder wir machen kurzen Prozess. Du hast die Wahl."

Er steht auf, streckt sich.

Dann kommt er auf mich zu, stützt sich am Bett ab und lehnt sich zu mir, bis er nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt ist.

Ich atme langsam und flach, rieche das Gel in seinen Haaren, teures Parfum und Waschmittel.

„Mach keine Dummheiten, kleine Josy."

Seine weichen Finger streifen mir sanft über die Wange, dann glaube ich, ein wenig Mitleid in seinem Blick zu erkennen.

Und dann verlässt Eduardo den Raum.


Ich habe in meinem Leben noch nie eine Tablette trocken geschluckt. Es war widerlich, aber zum Trinken blieb mir keine Zeit.

Mittlerweile bin ich auch schon zu Fuß auf dem Weg durch die Nacht. Ich muss zu JJ. Das muss ein Ende haben.

Jeder Schritt macht mir mehr Angst, ich fühle mich beobachtet und weiß, jeden Moment kann es vorbei sein. Eduardo meinte, er würde die Wachen erst noch schicken. Vielleicht hatte ich Glück.

Glück. Das kann ich echt gebrauchen.

Ich spüre keine Schmerzen mehr in meinem Kopf. Ich spüre nichts als Taubheit. Als würde ich nur noch funktionieren. 

Als ich kurz auf mein Handy geschaut habe, habe ich die Nachricht meiner Eltern gelesen, dass ein Arzt mich durchgecheckt hätte und ich ok bin, ich solle nur bitte was essen. Sie würden Jonah zum Flughafen aufs Festland bringen, wo seine Eltern ihn abholen würden. Und es täte ihnen sehr leid, wie alles ausgegangen ist.

Mir egal. Es gibt definitiv Wichtigeres, als einen verrückten Exfreund.

Die Luft ist erschreckend kühl, es ist windig. Anscheinend kommt ein Sturm auf. Ich habe JJ mit dem Haustelefon angerufen, mein Handy daheim gelassen und gesagt, dass wir uns am Strand treffen müssten.

Und ich sehe ihn schon in der Ferne, wie er nervös mit dem Fuß im Sand kickt. Die fernen Blitze auf dem Wasser erhellen seine Silhouette immer wieder.

Als ich ihn schließlich erreiche, falle ich ihm müde in die Arme.

„Josy, was ist los? Es ist mitten in der Nacht?"

Er hält mich ganz fest, ich atme zittrig ein und aus.

Dann erzähle ich zuerst die Geschichte mit Jonah. JJ zieht sofort die Brauen zusammen, scheint drauf und dran, übers Wasser zu rennen und dem Exdeppen eine reinzuhauen.

„JJ, aber wir haben ein Problem. Eduardo war bei mir."

„Wie, bei dir??"

„In meinem Schlafzimmer. Er hat gesagt, er würde kurzen Prozess machen, wenn ich nicht den Kontakt zu dir abbrechen würde. Sie wollen dich zurück."

JJ geht ein paar Schritte zurück, vergräbt seine Hände in seinen Haaren und stößt einen frustrierten Schrei aus.

„Diese Drecksschweine."

Fluchend tritt er in den Sand.

Ich bleibe in etwas Entfernung stehen und gebe ihm Freiraum, meine Nachricht zu verarbeiten.

Schließlich kommt der Blonde zurück und nimmt mich in den Arm. Ich weiß nicht, wer es in diesem Moment mehr braucht. Er oder ich.

JJs Umarmung ist wie eine kurze Flucht aus der Angst. Ich atme seinen Geruch ein, spüre, wie seine Finger sanft über meinen Rücken fahren, zu meinen Schultern und sich schließlich in meine Haare krallen.

Dann verharrt er. Ich merke, wie sein Atem sich beschleunigt.

„Beweg dich nicht."

Seine Stimme ist leise, aber bestimmend.

„Das war ja einfach, kleiner JJ."

Mir fällt es wie Schuppen von den Augen. Josy, du bist ein Vollidiot. Natürlich wusste er, dass ich auf dem schnellsten Weg zu JJ gehen würde. Natürlich hat er genau deshalb gesagt, dass er die Wachen erst schicken würde. Damit ich mich in Sicherheit wiegen würde. Natürlich hat er gewartet und ist mir dann gefolgt.

Jetzt hat er uns beide. Jackpot.

Vorsichtig löse ich mich aus der Umarmung, öffne meine Augen. JJ steht da, leise atmend, Eduardo mit festem Stand neben ihm.

An JJs Schläfe drückt er eine Waffe.

Und im Hintergrund kommt Mister Swanson amüsiert in die Hände klatschend auf uns zu. 

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