Angst

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Josy POV

Es ist Dienstag. Drei Tage sind vergangen, ohne dass ich etwas von JJ, John B oder Kiara gehört habe. Kiara hat sich nicht mehr gemeldet, obwohl sie sich am Sonntag treffen wollte. Ich bin ein wenig enttäuscht.

In der freien Zeit habe ich mich mit Sarah getroffen, wir waren schwimmen und am Strand Eis essen und Kaffee treffen. Ich verstehe mich gut mit ihr, aber irgendwie fühle ich mich leer. Es verletzt mich, dass niemand von den anderen sich mehr meldet oder auf meine Nachrichten reagiert. Ich weiß nicht, was ich getan habe.

Gerade sitze ich an unserem Pool, lasse die Beine in das Wasser hängen und trinke einen Smoothie mit Mango. Mir ist etwas langweilig. Rafe hatte gefragt, ob ich Lust habe, ihn abends in den Country Club zu begleiten und mir ist so langweilig, dass ich überlege, zuzusagen. Er ist eigentlich wirklich nett, zuvorkommend und höflich, wirkt aber ein bisschen verstrahlt. Die Sache mit JJ damals spukt noch immer in meinem Kopf herum, aber ich habe beschlossen, mir ein eigenes Bild von ihm zu machen. Also ab in den Schnösel-Verein.

Das wäre sogar schon in einer Stunde.

Seufzend stehe ich auf, trinke den Smoothie auf Ex und husche in mein Zimmer.

Da wäre eine Party, hat Rafe gesagt, also ziehe ich mir ein schwarzes, knielanges Kleid an, dessen dünne Träger sich hinten am Rücken überkreuzen. Es ist zwar etwas „sexy", aber ich hatte es noch nie an und es ist so heiß draußen, dass ich über jeden Zentimeter weniger Stoff glücklich bin.

Dazu schlüpfe ich in Sandaletten, die nicht besonders hoch sind und super gemütlich.

Meine Haare binde ich zu einem strengen Pferdeschwanz nach oben, zupfe hier und da ein paar Strähnen raus und bringe ein wenig Glanz und Farbe in mein Gesicht.

Zufrieden grinse ich mich an. Ich freue mich ein wenig auf heute Abend, in Kanada war ich nie so viel draußen wie hier und es macht mir unglaublich Spaß.

Unten quatsche ich noch kurz mit meinem Vater, der es sich mit zwei Freunden auf der Couch gemütlich gemacht hat, dann klingelt auch schon mein Telefon und Rafe teilt mir mit, dass er draußen warten würde.

Ich verabschiede mich und husche nach draußen, wo er auch schon steht. Er hat sich auch zurecht gemacht, er trägt ein weiß dunkelgrün gestreiftes Hemd und eine weiße Chino.

„Hey, du siehst echt super aus!", beeindruckt mustert er mich von oben bis unten und irgendwie gefällt es mir.

Grinsend drücke ich ihn kurz und steige dann in das Taxi ein, mit dem er schon gekommen ist. Auf der Fahrt zum Country Club sprechen wir nicht, ich sehe aus dem Fenster und beobachte die Welt hier. Es ist so ein großer Unterschied zu dem, was ich auf dem Cut gesehen habe. Alles hier ist sauber, penibel perfekt und groß, pompös. Ich fühle mich ein wenig schlecht, weil ich die Umgebung hier als so selbstverständlich ansehe, obwohl es das eigentlich gar nicht ist.

Als wir anhalten, weiß ich sofort wieder, wieso ich mich von solchen Events fernhalte. Alle sind so auf das Optische bezogen, sie sehen alle perfekt aus, ja, aber das war es auch schon. Bei solchen Treffen geht es irgendwie immer nur um die Sommerkollektion von Louis Vuitton und dem besten Selbstbräuner bei den Damen und bei den Herren um Aktien, Treuhandfonds und das schnellste Auto.

Mein Blick fällt auf Rafe, der einen älteren Herrn begrüßt. Nimmt er deshalb vielleicht Drogen? Weil er als Person so unterdrückt wird, weil nur das Materielle und der Inhalt des Geldbeutels zählt?

Ich schüttele leicht den Kopf. Kein „Overthinking" mehr, habe ich mir geschworen. Also setze ich mein freundlichstes Lächeln auf und gehe zu Rafe, der mich dem Herrn vorstellt.

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