What We Lost

Bierpong

Long time no see...

Danke für eure Reads! Ist echt der Wahnsinn, danke!

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Irgendwo tut et mir ja ein bisschen leid. Aber ich vertraue JJ keinen Meter. Seit wir auf dieser Party sind, habe ich ihn kein Mal aus den Augen gelassen.

Nicht wegen Mia. Sondern wegen den Tütchen, die er in dem Trailerpark geholt hat. Ich will wissen, was er damit vor hat.

Okay, vielleicht auch ein bisschen wegen Mia.

Ich sitze am Pool, lasse meine Beine ins Wasser hängen und genieße ein wenig die Stimmung. Die Party ist gut, die Leute haben Spaß. Gerade wird ein kleines Bier-Pong-Turnier veranstaltet, eine andere Gruppe sitzt auf der Gartenliegen und redet, wieder andere spielen Volleyball im Wasser.

Und JJ?

JJ sitzt auf den Stufen zur Terrasse und lässt sich von Mia und eine ihrer Freundinnen das Ohr abkauen. Zumindest sieht er nicht so aus, als würde ihn das Gerede der Mädchen irgendwie interessieren.

Aber es wirkt für mich ein wenig wie die Ruhe vor dem Sturm. Rafe und seine Leute sind nämlich noch nicht da. Laut Sarah kommen sie auch noch. Und ich muss ehrlich sagen, ich habe ein wenig Angst vor dem Zusammentreffen.

„Josy!"

Ich blicke auf und sehe Topper, wie er auf mich zukommt.

„Komm, mach einen Guest-shot."

Er hält mir einen Tischtennisball hin, die anderen am Bierpongtisch warten auf mich.

„Nein, lass mal, ich kann das doch gar nicht."

„Jetzt komm, du sitzt nur hier am Wasser, ist doch nichts dabei."

Er sieht mich mit einem Hundeblick an und ich stehe seufzend auf.

„Na gut. Aber hass mich nicht, wenn ich daneben werfe. Das wird nämlich passieren."

Er grinst mich an.

„Und wenn."

Ich folge ihm zu dem Tisch, in meinem Team ist außer Topper noch Sarah. Auf der anderen Seite stehen zwei Jungs, die ich nicht kenne, auf den Hockern neben uns sitzen drei weitere Mädchen, die uns zuschauen.

Kritisch beäuge ich den Tisch, es stehen noch drei Becher darauf. Ich treffe die doch nie.

„Na los, vom gucken fällt da kein Ball rein.", versucht Sarah mich zu ermutigen.

Ich grinse sie leicht an, werfe dann einfach drauf los.

Und ich treffe nicht. Natürlich nicht. Der Ball landet im hohen Bogen in dem Busch hinter den beiden Jungs.

„Ich hab es dir gesagt, Topper.", lache ich und mache mich auf den Weg, ihn zu holen.

Etwas peinlich berührt wühle ich mich also durch die Zweige. Als ich den Ball finde und aufsehe, kann ich gerade noch eine blonde Gestalt sehen, wie sie zu den Garagen läuft und hinter der Mauer verschwindet.

Anhand der Kleidung ist es JJ. Was macht der da? Die Neugierde brennt in mir.

„Hier.", rufe ich und werfe den orangenen Ball zu den beiden Jungs.

„Ich bin gleich wieder da."

Sarah nickt mir zu und ich gehe um den Tisch herum, zur Terrasse, rechts daran vorbei auf den Hof vor dem Haus.

Leise pirsche ich mich zu der Garage und schaue vorsichtig um die Ecke, wo JJ verschwunden ist.

Und da steht er, zusammen mit Rafe.

Mit Rafe?

Und sie sprechen wie zwei zivilisierte Menschen?

„Ich hab es dabei, allerdings ist es ein bisschen mehr als du wolltest.", sagt JJ gerade und greift in seine Tasche. Er holt zwei Sachen raus, ein Tütchen und ein in Paketband eingewickeltes Päckchen.

Rafe sieht sich nervös um, zieht die Nase hoch und wühlt in seinem Geldbeutel.

„Egal.", nuschelt er und reißt JJ das Tütchen beinahe aus der Hand. Dem gefällt das ganz und gar nicht.

„Ganz ruhig.", herrscht der Blonde den Älteren an und hält dessen Hand fest.

„Erst das Geld."

Rafe zieht die Brauen zusammen und drückt JJ zwei Scheine in die Hand. Dann greift er nach dem Päckchen und geht schnellen Schrittes davon. JJ begutachtet die Scheine, dann zieht er die Brauen wütend zusammen.

„Yo! Das ist nicht mal die Hälfte! Willst du mich eigentlich verarschen."

Doch Rafe bleibt nicht stehen, er sieht nur hastig nach hinten und beschleunigt seinen Gang.

„Dieser dreckige Kook...", schimpft JJ und rennt ihm hinterher.

„Oh Gott...", flüstere ich zu mir selbst. Das wird nicht gut enden.

Ich gehe den selben Weg zurück, den ich gekommen bin, genau im richtigen Moment komme ich zurück auf die Wiese.

JJ haut Rafe eine rein.

Seltsamerweise bin ich nicht erschrocken, sondern eher genervt. Selbst schuld. Was verkauft der Idiot auch Drogen.

„JJ! Hör auf!", kreischt dann Mia los, als die beiden Jungs gemeinsam zu Boden gehen. Aber was das Mädchen sagt, interessiert die beiden herzlich wenig. Raufend wälzen sie sich auf dem Gras, treten Topper weg, als der dazwischen gehen will.

Erst als der Türsteher kommt und JJ aggressiv wegreißt, kommen sie zur Ruhe.

„Du dreckiges Schwein! Ich will das wieder haben!", schreit JJ Rafe an und will sich losreißen, aber der Türsteher hat ihn fest im Griff.

„Was soll das?! Wieso prügelt ihr euch?", unterbricht dieser dann auch das Geschehen. Die Musik ist aus, alle Blicke sind auf die Jungs gerichtet. Und ich bete innerlich, dass JJ schlau genug ist, um nichts von den beiden Tütchen zu sagen. Sonst ist er nämlich dran.

„Der Wichser wollte mein Handy klauen.", versucht JJ, sich rauszureden. Etwas besseres ist ihm nicht eingefallen?

Und dann eskaliert es.

„Was will ich mit deinem Dreckshandy, widerlicher Pogue. Während ich mir das beste Handy fünfmal im Monat kaufen kann, hat deine Mami sicher Schwänze gelutscht, um dir dein scheiß Tastenhandy zu erarbeiten."

Stille.

Absolute Stille.

Rafe bemerkt in dem Moment, in dem die Worte seinen Mund verlassen, dass er eine Grenz übertreten hat. Eine Grenze, die selbst unter den Machtkämpfen der Kids hier nicht zu übertreten ist.

Mein Herz rast, ich fange an zu zittern. Es wirkt, als wäre alles um uns herum um zehn Grad kälter geworden.

JJ ist ganz ruhig. Zu ruhig. Ich kann seinen Blick sehen, ich kann ihn aber nicht deuten.

„Fuck...", wispert jemand hinter mir. Es ist Topper. Ich sehe ihn an, mir liegt die Frage auf der Zunge, was mit JJ's Mutter passiert ist.

JJ ist so entspannt, dass der Türsteher ihn los lässt.

Und dann höre ich meinen Namen.

„Josy."

JJ sieht mich nicht an.

„Josy?"

Ganz leicht neigt sein Kopf sich zu mir. Dann erst, nach einer langen Pause, sieht er mir direkt in die Augen.

„Bring mich hier weg, bevor ich jemanden umbringe."

Ich starre ihn an. Irgendeine Kraft in mir bewegt mich zu ihm, nimmt ihn bei der Hand und führt ihn weg von der Party, weg von Rafe, weg von der Situation. Und weg von Mia, die mich mit ihren Blicken erdolcht.