Kiffer-Katze

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JJ hat mich nach seiner Aussage ohne ein weiteres Wort zu sagen zu seinem Haus gebracht und mein Auto und mich nach Hause gefahren. Wie als würde er vermeiden wollen, dass ich am folgenden Tag nochmal komme und mein Auto abhole. Seine Stimmung war gereizt, er hat auf keine meiner Fragen einen Ton gesagt.

Ich frage mich, was er erwartet hat. Dass er mich einfach zu Mister Swanson mitnimmt und ich das alles hinnehme? Ich habe Swanson gegoogelt und er ist einer der größten Börsenhändler des Staates. Viele, viele Millionen schwer und jede dritte Schlagzeile hat etwas mit Drogen zu tun. Oder dem Versuch, ihm diese anzuhängen. Aber beweisen konnte man es nie. Der Mann weiß, wie man ein Geschäft unter dem Radar führt.

Stöhnend werfe ich einen Blick auf die Uhr. Es ist zwanzig vor elf, Samstag und ich habe letzte Nacht vielleicht fünf Stunden geschlafen. JJ geht mir nicht aus dem Kopf.

Nach außen hin wirkt er wie ein glücklicher, lebenslustiger Junge mit blöden Ideen im Kopf, aber da steckt so viel mehr dahinter. Die Fragen über ihn häufen sich. Was ist mit seiner Mutter passiert? Weshalb genau hasst er die halbe Insel? Wieso wäre er ohne Swanson tot? Welchen Grund hat es, dass er glaubt dass Graskonsum seine einzige Flucht aus dem Alltag ist?

Was ist mit diesem armen Jungen passiert?

Noch frustrierter stehe ich von meinem Bett auf und sehe aus dem Fenster.

Das Meer ist unruhig heute, der Himmel bewölkt und ab und zu sprühen ein paar Regentropfen auf die Erde. Eigentlich der perfekte Tag, um sich ins Bett zu kuscheln, Kakao zu trinken und am Nachmittag irgendwann einen Strandspaziergang zu machen. Allerdings hat es über dreißig Grad draußen und das ist mir für Kakao im Bett zu warm.

Meine Eltern haben sich heute mit Freunden verabredet, die machen eine kleine Einweihungsparty bei sich zuhause, da sie auch vor kurzem aus Kanada hergezogen sind. Ich kann das Pärchen nicht leiden, deshalb bin ich gar nicht erst mitgefahren. Sie wohnen auf dem Festland und meine Eltern meinten, dass sie vor Abend nicht zuhause sein werden. Also wieder ein Tag, den ich grandios verschwenden kann.

Oder irgendwas Blödes anstellen könnte.

Was macht Kiara heute wohl?

Ich fische mein Handy aus meinem Bett, ärgere mich kurz über den gesprungenen Bildschirm und suche dann ihren Kontakt.

„Hey, Josy! Wie geht's dir? Ich habe gehört, dass es bei Sarahs Party eine Schlägerei gab?"

„Hey hey, ja, JJ hat sich mit Rafe geschlagen. Sind dann aber schnell abgehauen, bevor es eskaliert. Du, was machst du heute?"

„Ich bin gerade noch im Wreck, aber ich wollte nachher an den Strand fahren und surfen. Kommst du mit?"

Wir verabreden uns für in einer halben Stunde zum Surfen. Kiara will mich abholen.


Pünktlich wie die Maurer steht Kiara vor meiner Haustüre und schließt mich freudig in die Arme.

„Hey, Planänderung. Wir gehen in den Baumarkt, ich brauche noch neue Vorhänge für mein Zimmer. Ich hatte gestern Nacht den Drang, alles umzugestalten."

Ich lache. Wer kennt es nicht, diesen plötzlichen nächtlichen Drang das Leben komplett umzustellen.

Keine Minute später sitzen wir auch schon im Auto, meine Laune hat sich durch ihre Anwesenheit drastisch erhöht. Aus den Boxen dringt Partymusik und wir tanzen soweit es unsere Sicherheitsgurte erlauben, auch mit.

Auf dem Weg zum Baumarkt fahren wir bei einem FastFood-Laden vorbei, holen uns Kaffee und finden uns ruckzuck zwischen Stoffen und Gardinen wieder.

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