Kapitel 27 - Zu Ehren eines Helden

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Es verging eine Woche.

Eine Woche voller Tränen, Trauer, Wut und Verzweiflung, bevor der Tag kam, vor dem Arthur und seine Freunde so große Angst hatten.

Merlins Beerdigung.

Es waren trostlose Tage. Arthur, Gwen und die Ritter kämpften mit ihrer Trauer und dem Schmerz, die einen mehr als die anderen. Arthur hatte den Rittern über diese Zeit freie Tage eingeräumt. Sie waren dabei und mussten damals am See ihren König auffangen. Nun sollten sie die Tage Zeit bekommen, damit sie sich etwas um sich selbst kümmern konnten.

Der Rat hatte bis dahin alle Entscheidungen getroffen und die Führung von Camelot übernommen. Bei wichtigen Fragen traten die Männer an Gwen heran. Arthur hatte über diese Tage seine Gemächer kaum verlassen, weder um sich die Beine zu vertreten, noch um zu trainieren. Selbst Schlaf fand er kaum.

Als er aber am ersten Morgen nach den Ereignissen am See von Avalon aufwachte und George, sein zeitweiliger und (zu seinem Leidwesen) neuer Diener bereits die Gemächer aufräumte, hatte Arthur die Kontrolle verloren.

Er hatte ihn angeschrieen, ihn mit Gegenständen beworfen wie früher Merlin und befohlen, dass er verschwinden solle, sonst würde er ihn in den Kerker werfen. Der Diener hatte sofort die Flucht ergriffen und sah so nicht, wie Arthur sich völlig fertig auf das Bett fallen ließ und das Gesicht in den Händen vergrub.

George war geschockt, verständlicherweise, doch Gwen konnte ihn beruhigen und bat ihn, die nächsten Tage die Gemächer des Königs zu meiden oder nur in ihrer Begleitung diese zu betreten.

Die einzige Gelegenheit, in welcher Arthur seine Gemächer für längere Zeit verließ und George so die Chance gab, seine Arbeit zu verrichten war, als Arthur zu Gaius ging.

Der König hatte den alten Hofarzt seit ihrem letzten Gespräch in seinen Gemächern nicht mehr gesehen. Er hatte sich nicht getraut zu Gaius zu gehen. Er wollte sein Leid nicht sehen. Doch irgendwann musste er sich dieser Aufgabe stellen.

Und es gab einige Fragen, welche Arthur auf der Seele brannten.

Antworten darauf erhoffte er sich von Gaius.

Flashback

Mit schleppenden Schritten begab sich der König von Camelot zu seinem Hofarzt. Er hatte ihn seit drei Tagen nicht mehr gesehen. Seit der Schlacht. Seit ihrem Gespräch. Noch nicht einmal bei der Rückkehr vom See von Avalon. Arthur konnte es nicht. Er konnte nicht einfach zu seinem Hofarzt gehen und ihm mitteilen, dass der junge Mann, welcher ihm wie ein Sohn geworden war… das Merlin fort war. Auch wenn seine Freunde sich angeboten hatten, diese Aufgabe zu übernehmen und Arthur ihnen mehr als dankbar war und das Angebot annahm, kam er sich schäbig vor, sich dieser Situation nicht schon früher gestellt zu haben. Die letzten drei Tage ging er dem alten Mann aus dem Weg.

Doch länger konnte und wollte Arthur die Begegnung mit Gaius nicht aufschieben. Es war nicht seine Aufgabe als König, doch als Mensch und guter Freund von Gaius und Merlin sah Arthur es Pflicht an, dem Hofarzt Gehör zu schenken. Und ihm sein Bedauern mitzuteilen.

Unbeweglich und wie erstarrt stand Arthur vor den Kammern von Gaius. Ein Teil von ihm wollte weg. Einfach nur weg. Zurück in seine Gemächer, in welchen er die letzten Tage verbracht hatte und mit Sicherheit nach diesem Gespräch wieder zurückkehren würde.

Denn der König wollte nicht nur nach dem Befinden von Gaius sehen. Nein. Was Arthur noch wollte waren Antworten.

Antworten auf seine Tausend Fragen, welche ihm im Kopf umherschwirrten. Antworten, welche ihm wohl nur noch Gaius geben konnte.

So holte Arthur tief Luft, bevor er seine Hand hob und anklopfte. Es kam ihm wie ein lautes, durchdringendes Hämmern vor. Die Sekunden, welche er auf eine Antwort wartete, wirkten wie eine Ewigkeit. Beinahe wünschte sich Arthur, dass man ihn nicht hereinbeten würde, dass Gaius unterwegs wäre…

Das Schicksal von Camelot Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt