Liam:
Am nächsten Morgen weckte mich mein Handy Wecker. Ich rieb mir meine Augen und setzte mich langsam auf. Ich war noch ziemlich müde, da die Puppe letzte Nacht sehr oft geschrien hatte und ich jedes Mal wach geworden bin und es etwas gedauert hatte, bis ich wieder im Land der Träume war. Ja, ich war jedes Mal wach. Und ja, ich bin jedes Mal liegen geblieben und habe Alles Isabella machen lassen. Ich war viel zu müde um aufzustehen und hatte auch gar keine Lust. Außerdem liebte Isabella kleine Kinder, dann kann sie das ja auch machen, oder? Apropos Isabella und kleine Kinder, wo war sie und diese Puppe von Schreihals überhaupt? Ich sah mich verschlafen um. Das Sofa neben mir war leer. Die Decke, die Isabella gestern Abend noch über ihren Beinen liegen hatte, war jetzt als ein unordentlicher Haufen auf dem Boden. War sie schon wach? Ich erhob mich schwerfällig von der Coach und legte noch kurz die zwei Decken zusammen. Dann rief ich leise nach Isabella, aber niemand antworte mir. Ein Blick in die Küche und in das Gästeklo zeigte mir, dass sie sich auch dort nicht befand. Nachdem ich Yeti in der Küche noch kurz mit frischem Wasser und Futter versorgt hatte lief ich, in einer Jogginghose und einem einfachen T-Shirt, weiter zu meinem Zimmer und in die meiner Geschwister. Alle leer. Ich hatte eh keine Ahnung wo meine ganze Familie letzte Nacht war. Okay, jetzt blieb mir nur noch das Badezimmer oder sie war hoch in ihre Wohnung gegangen. Als ich die Badezimmertür aufdrückte, überrollte mich eine Welle der Schuldgefühle. Isabella lag in der Badewanne, die Puppe auf ihrer Brust, beide friedlich am Schlafen. Sie sah wirklich geschafft aus. Okay sie war letzte Nacht auch mindestens 5 Mal aufgestanden. Ich hätte ihr echt helfen sollen. Immerhin wurden wir sogar extra in Zweiergruppen eingeteilt, um uns gegenseitig zu unterstützen. Leise ging ich auf sie zu und kniete mich neben die Badewanne. Sie wachte auch nicht auf, nachdem ich ihren Namen öfter gesagt und sie ein bisschen gerüttelt hatte. Sie musste echt müde sein, also versuchte ich meine leichten Schuldgefühle durch eine Aktion zu verringern. Als erstes nahm ich die Puppe auf den Arm und brachte sie kurz nach vorne ins Wohnzimmer und legte sie in ihren Babysafe. Dann ging ich zu Isabella zurück und hob sie mit ein bisschen Mühe aus der Badewanne, um sie aufs Sofa zu bringen, damit sie sich noch ein bisschen ausruhen konnte und das auf einem etwas gemütlicherem Untergrund. Während ich sie im Brautstyle nach vorne trug, kuschelte sie sich unterbewusst an mich. Süß.
Gerade als ich mich im Bad frisch gemacht hatte und neue Klamotten an hatte, hörte ich ein leises Jammern. Das Baby! Und dieses Mal nahm ich es aus dem Baysafe. Ich wickelte sie, was eine echt unappetitliche Situation war, zog ihr frische Klamotten aus der Wickeltasche an, eine rosa und babyblaue Einhorn- Strumpfhose und einen dunkelblauen Strampler mit Ballons drauf, und fütterte sie. Dann mühte ich mich mit dem Tragetuch ab, letztendlich sah ich mir ein YouTube-Video an, da das Tuch nur noch in einem Kuddelmuddel um meinen Körper lag. Nachdem ich das auch endlich geschafft hatte, machte ich mit B., mein neuer Spitzname für das Baby, an meiner Brust Frühstück für mich und Isabella. Ich deckte den Tisch und fing an Teig für Pancakes zu machen während ich die Titelmusik von Spongebob summte um B. zu beruhigen. Die Pancakes waren ein kleines Friedensangebot an Isabella, da sie Pancakes liebt. Plötzlich hörte ich eine leise weibliche Stimme. "Was machst du da?" Ich drehte mich leicht erschrocken in die Richtung der Stimme. Dort stand Isabella und aus dem Moment, wie sie da so in der Türe stand, verschlafen und mit einem irritierten Gesichtsausdruck, ging ich kurz zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Guten Morgen." Ich fragte sie erst gar nicht ob sie gut geschlafen hatte. "Ich habe Frühstück gemacht. Wir haben noch eine halbe Stunde, bis mir losmüssen." Huiuiui, fast hätte ich sie sogar auf den Mund geküsste, ganz aufgehend in meiner Rolle als Vater und Ehemann. Isabella sah mich nur weiter verwirrt an.
Wahrscheinlich kam sie gerade mit meiner Freundlichkeit nicht zu Recht, immerhin hatte ich sie von der Badewanne aufs Sofa gebracht (okay sie war nur wegen mir dort drinnen), sie länger schlafen lassen und machte gerade Frühstück. Isabella stand jetzt neben mir und während ich die letzten Pancakes aus der Pfanne auf den Teller daneben legte, sagte ich zu ihr: "B. habe ich schon gewickelt und gefüttert. Du kannst schnell ins Bad gehen, solange ich hier das Frühstück fertig mache."
"B.?"
Ich fuhr mir ein bisschen verlegen durch die Haare und sah auf die Puppe vor mir. "Ähm ja. Ich habe die Puppe B. genannt. Von Baby." Meine Augen fanden ihre und ich grinste sie schief an. Sie fing an zu Lachen. "Ich habe sie Polly genannt. Jetzt hat sie einfach einen Doppelnamen. Polly B." Wir fingen beide an zu lachen. Dann ging Isabella ins Bad und ich machte noch schnell Spiegeleier und packte vier Toastscheiben in den Toaster. Als sie fertig war, frühstückten wir und richteten uns dann hektisch. Für den Weg in die Schule nahm Isabella Polly B., da ich sie in meinem Auto mitnahm. Nachdem ich sie gestern mit dem ganzen Kram sitzen gelassen hatte, war das ein Muss.
Da ich immer noch Schuldgefühle hatte, nahm ich jetzt auch die Wickeltasche und öffnete ihr sogar die Autotür. Sie bedankte sich mit einem kleinen erfreuten aber auch erstaunten Lächeln.
Als wir an der Schule ankamen stiegen wir zusammen aus und liefen auf die Schule zu. Plötzlich schrie Isabella neben mir auf: "Ihhh. Polly hat mich angekotzt." Ihr Gesicht war zu einem angeekelten Gesichtsausdruck verzogen. Ich musste lachen. Trotz ihrem mit orangenem Babybrei vollgekotzten Oberteil, sah sie niedlich aus, mit ihrer gekrausten Nase und den Händen in den Hüften. Oh oh, sie funkelte mich wütend an. "Liam Parker. Das ist nicht lustig." Ich hob unschuldig die Hände und zog die Schulter hoch. "Sorry, sorry." Immer noch schmunzelte ich leicht. Isabella drehte sich mit einem genervten Schnaufen um und lief mit schnellen Schritten ins Schulhaus. Wahrscheinlich auf die Toilette. Scheiße, jetzt hatte ich es schon wieder vermasselt. Ich wollte doch heute nett zu ihr sein. Vielleicht geht das auch einfach nicht, wer weiß? Mit einem Seufzen bringe ich die Tasche mit dem Babyzeug ins Sekretariat und gehe danach in meinen Unterricht.
Als es zur großen Pause klingelte machten Damian, Cole und ich uns auf den Weg in die Cafeteria. Tyler und Jake hatten gerade Spanisch, im Gegensatz zu uns, die gerade in Technik eine Ampel programmieren mussten. Als wir auf unseren Stammtisch zu liefen, sah ich wie zwei Mädchen an unserem Tisch saßen. Einmal Hannah, die sich so wie es aussah angeregt mit Tyler unterhielt und daneben schlafend mit dem Kopf auf der Tischplatte, Isabella. Ich ließ mich neben sie auf den freien Stuhl fallen, die anderen Jungs suchten sich auch einen freien Platz. Auch ich war von der Nacht noch ziemlich kaputt, deshalb rückte ich mit dem Stuhl näher an sie ran. Dann umarmte ich sie und legte meinen Kopf auf ihrer Schulter ab. Ich spürte wie sie sich kurz anspannte, sich nach kurzer Zeit aber wieder entspannte. Ich murmelte ein kleines "Es tut mir leid!". Sie atmete tief ein und antwortete ein paar Sekunden mit einem "Ist schon gut!". Erleichtert atmete ich auf und kuschelte mich näher an sie. Im Hintergrund hörte ich meine Freunde miteinander reden. Ich war schon fast weg, als Damian laut eine Frage stellte. Nicht nur ich sondern auch Isabella schreckten auf und sahen leicht verschlafen in die Runde. "Was?" "Ich hab nur gefragt wie's bei euch gestern so war? Weil ihr beide so müde seid?" Er zog seine Augenbrauen ein paar Mal bedeutungsvoll nach oben. Ich wollte schon eine sarkastische Antwort geben, aber Isabella war schneller. "Die kleine Polly B. war heute Nacht echt oft wach. Sie hat gefühlt die ganze Zeit durchgeschrien."
"Polly B.?" meine Freunde und Isabellas beste Freundin sahen uns alle fragend an und dieses Mal antwortete ich.
"Unsere Namen für die Puppe. Nicht so wichtig." Ich wunk ab. Wir mussten alle ein bisschen lachen. "Warum haben wir ihr eigentlich nicht auch einen Namen gegeben?" fragte Hannah Tyler lachend. "Ja, zum Beispiel Brunhilde. Oder Hannelore Gudrun." Jetzt hatten wir alle so einen Lachflash, dass uns die halbe Cafeteria anschaute.
Als wir den Unterricht hinter uns hatten, wartete Isabella, als ob es jeden Tag so wäre, an meinem Auto und wir fuhren nach Hause. Isabella wollte gerade hoch in ihre Wohnung gehen, als bei uns unten die Haustüre aufging und wir meine Familie und ihre Eltern und Bruder sahen. "Hey Kinder" begrüßte uns meine Mum. "Wir wollen heute alle zusammen zu Abend essen. Wir haben tolle Neuigkeiten für euch!"
_________03. Juli 2021
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Romancefriends to enemys to lovers(?) 🖤Liam und Isabella🤍 Sie waren Beste Freunde, dann hatten sie von einem Tag auf den anderen kaum Kontakt mehr. 6 Jahre lang. Nur wohnen sie immer noch in einem Haus und ihre Mütter sind auch noch beste Freundinnen. ...