Jess
Ella
Dienstag. 1:05 Uhr. Mittagspause.
Hannah und ich liefen mit unseren Schulrucksäcken in die Cafeteria. Wir hatten jetzt 1 Stunde Mittagspause und danach noch zwei Stunden Geschichte. Von Gestern auf heute hatte Hannah zusammen mit Tyler die lebensechte Puppe. Sie hatte sie vorhin ins Sekretariat gebracht damit sie dort vorbereitet werden kann, bevor Liam und ich sie nachher wieder abholen. Während wir uns durch die vollen Gänge schlängelten fragte ich Hannah wie es so mit Tyler war. Begeistert begann sie zu erzählen: "Also es war mega schön. Ich bin nach der Schule mit zu ihm gegangen und seine Mutter hat gekocht. Seine Eltern sind sehr nett und wir haben zusammen mit dieser Puppe zusammen in einem Bett geschlafen. Ich habe mich gefühlt wie so eine richtige Familie. Am Abend haben wir noch einen Film geschaut und Tyler war die ganze Zeit so lieb und süß." Ihr Gesichtsausdruck war, während ihres kleinen Vortrags, träumerisch geworden. Ich grinste sie vielsagend an und zwinkerte ihr zu. "Uii du und Tyler also. Komm einfach mit ihm zusammen und dann könnt ihr ganz viele Babys machen und dann fühlst du dich nicht nur wie eine Familie sondern ihr seid eine richtige Familie." Lachend waren wir in der Cafeteria angekommen und hatten uns unser Essen, heute Nudeln, geholt und uns an unseren Stammtisch gesetzt. "Übrigens kommt der Mann deiner Kinder da gerade auf uns zu." Ich nickte mit dem Kopf in Richtung hinter sie. Sie machte Anstalten sich umzudrehen. "Hannah, wag es ja nicht dich umzudrehen", zischte ich ihr zu. Angesprochene sah mich mit großen Augen an und blieb starr in der Position, in der sie gerade war, sitzen. "Hey Hannah. Hey Ella, richtig?" Ich nickte nur lächelnd und beobachtete dann die beiden ganz genau, da Tyler sich jetzt wieder Hannah zugewandt hatte, die ihn von unten herauf mit großen Bambi Augen ansah. "Ähm, also ich wollte nur kurz fragen, ob du, oder ähm ihr, zu uns an den Tisch kommen wollt?" Er kratzte sich nervös am Nacken und ich grinste. Dann antwortete ich schnell für Hannah, die ihn immer noch sprachlos anstarrte. "Klar kommen wir mit, nicht war Hannah?" Diese nickte nur und sah den blonden Jungen vor sich weiter schmachtend an. Er war aber auch nicht besser. Da muss es gestern aber gefunkt haben, Hallelujah. Die zwei zuckten zusammen, als ich meinen Stuhl zurückschob und aufstand. Schnell stand auch meine beste Freundin auf. Wir nahmen unsere Rucksäcke und unser Essen und folgten Tyler, einmal quer durch den Raum, an den Tisch der Junggruppe. Gefühlt die ganze Cafeteria beobachtete uns. Die meisten Mädchen versuchten uns mit Blicken zu töten, da es nicht oft vorkam, dass Mädchen an diesem Tisch saßen. Eigentlich schickten mein ehemaliger bester Freund und seine Kumpels auch immer alle weg.
Wir setzten uns so hin, sodass neben mir Jake und Cole saßen. Damian saß auch noch mit auf unserer Seite. Liam saß mir gegenüber, neben ihm saßen Tyler und Hannah. Jake drehte sich zu mir, nachdem ich mich gesetzt hatte. "Hey Ella. Willkommen am Tisch der hottesten und coolsten Jungs." "Wohl eher Tisch der Gummibärchenbande" erwiderte ich lachend. Auch Cole und Jake neben mir lachten und ich sah wie Liams Mundwinkel kurz zuckte. Ich hatte es schon immer geschafft ihn zum Lachen zu bringen. Zufrieden wandte ich mich meinem Essen zu und blickte zu unserem neuen Dream-Pärchen. Die zwei unterhielten sich angeregt. Am Anfang war es noch ein bisschen komisch, zwischen den Jungs zu sitzen, aber mit der Zeit fingen auch wir anderen an zu reden. Vor allem mit Jake verstand ich mich super, was aber eigentlich nicht so verwunderlich ist, da wir schon früher auf einer Wellenlänge gewesen waren. Und anscheinend war das bis heute so. Also verbrachten Hannah und ich die Mittagspause bei den Jungs am Tisch. Aßen, redeten und lachten. Außer Liam, der sich ein bisschen raushielt und nur schweigend sein Essen aß.
Als die Pause zu Ende war, verabschiedeten wir uns und gingen in unseren Unterricht. Nachdem wir auch diese zwei letzten Schulstunden für heute hinter uns hatten, ging Hannah schon vor, da sie von ihren Eltern abgeholt wurde, weil sie jetzt direkt noch zu ihren Großeltern fuhren. Ich dagegen machte mich auf den Weg ins Sekretariat, um diese Puppe abzuholen. Dort angekommen drückte mir die Frau dort einfach den Babysafe mit dem Baby plus eine große Tasche in den Arm, dann verschwand sie. Leicht überfordert stand ich erstmal kurz dort. Als die Puppe anfing zu jammern, löste ich mich aus meiner Starre und setzte die zwei Sachen kurz auf den Tisch, der im Sekretariat stand, ab, um mich zu sortieren, da der liebe Liam immer noch nicht aufgetaucht war. Mit meinem Rucksack auf dem Rücken, der Tasche über meiner rechten Schulter und den Babysafe in meiner linken Armbeuge machte ich mich auf den Weg. Nach einigen anstrengenden Minuten unten angekommen sah ich mich um, aber kein Liam war zu sehen und auch sein Auto war nicht mehr da. Danke Liam. Also entweder hatte er es vergessen oder er war extra schon weggefahren. Eigentlich weigerte ich mich immer standhaft nicht bei ihm mitfahren zu müssen, was bis jetzt auch echt gut geklappt hatte. Aber heute wäre es ganz toll gewesen mit diesen vielen Dingen. Und das wusste Liam genau. Vielleicht sollte ich ihn nochmal bei seiner Mutter verpetzten? Sie liebte mich. Aber nein, so fies war ich nicht. Ich schaffte das. Und mit diesem Vorsatz machte ich mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Meinen ersten Bus hatte ich verpasst, aber zum Glück kam eine Viertelstunde später noch einer, den ich jetzt nahm.
Mit einem Schnaufen ließ ich mich im Bus auf einen Sitz fallen und stellte den Babysafe neben mir ab, nachdem ich mich peinlich berührt durch den engen Gang gequetscht hatte, bei dem ich alleine schon, nur mit einem Schulranzen, Schwierigkeiten hatte durchzukommen. Dass dieser Bus der Zweite war, erkannte man daran, dass er nicht gefüllt mit Schülern, sondern mit älteren Leuten war. Und diese musterten mich jetzt alle. Die dachten sich wahrscheinlich alle möglichen Geschichten über Teenie Mütter aus. Und fragten sich wo der Vater war. Ja, das fragte ich mich auch. Liam Schatzi wo verdammt nochmal bist du?
Als ich endlich zu Hause ankam, war Liam nicht da. Auch die restlichen seiner und meiner Familie waren nicht da. Also verbrachte ich den Nachmittag und Abend alleine, machte Hausaufgaben und kümmerte mich um die Puppe, die ich übrigens Polly getauft hatte. Als es schon dunkel wurde, hörte ich endlich die Türe aufgehen. Ich saß gerade mit Polly auf dem Sofa und drehte mich zu ihm. "Oh, hey Liam. Auch endlich zu Hause? Du weißt doch genau, dass wir heute dran sind" warf ich ihm vor.
Hannah hatte Recht, ich fühlte mich echt wie eine Ehefrau, die zu Hause mit dem Kind auf ihren Mann wartete. Liam sah aber gar nicht richtige zu mir und erwiderte nur "Ja sorry. Wollen wir Pizza essen und noch einen Film anschauen?" Seufzend stimmte ich zu und er verschwand in der Küche. Nach 15 Minuten kam er mit zwei Tellern wieder, die er auf dem Sofa-Tisch abstellte und setzte sich mit Abstand neben mich. Dann suchte er einen Film aus. Ich sagte nichts zu seiner Auswahl, da er irgendwie komisch war und ich gerade nicht in Stimmung für einen Streit war. Ich legte die eingeschlafene Polly in ihren Babysafe und nahm mir ein Pizza Stück.
Ich träumte gerade von einem riesigen gemütlichen Bett mit sehr viel Essen auf einer schönen Blumenwiese, als diese Ruhe von einem nervtötenden Geräusch gestört würde. Mein Wecker war es nicht. Das hörte sich an wie ein Baby. Baby? Oh Shit, Polly. Ich schoss hoch und sah mich erstmal orientierungslos um. Ich war nicht in meinem Zimmer, dieses Zimmer sah aus wie ein Wohnzimmer. Da fiel es mir wieder ein. Ich war bei Liam in der Wohnung, wahrscheinlich waren wir auf dem Sofa während dem 3. Film eingeschlafen. Ich blickte rüber zu Liam, dieser war genauso wie ich auf die Seite gerutscht und schlief noch tief und fest.
Also musste ich dieses Mal los. Wir hatten gar nicht besprochen wie wir es mit dem Aufstehen machen würden. Ich ließ ihn einfach das nächste Mal aufstehen. Mit einem müden Seufzen hievte ich mich vom Sofa und nahm die kleine Polly aus dem Babysafe. Ich denke sie hatte Hunger. Nachdem ich ihr eine Flasche fertig gemacht und sie gefüttert hatte, lief ich noch ein bisschen mit ihr auf dem Arm herum damit sie wieder einschlief. Auch ich ließ mich wieder aufs Sofa fallen und schlief direkt wieder ein. Gefühlt ein paar Minuten später ging der lebendige Wecker wieder los. Ich blieb liegen und wartete bis Liam von dem laufen Geschrei aufwachte und zu ihr ging. Nach ein paar Minuten, in denen ein echtes Baby wahrscheinlich schon längst an Hunger verstorben wäre, war er immer noch nicht wach. Wie tief konnte man schlafen? Ich hatte eigentlich auch einen ziemlich tiefen Schlaf, ich hörte nicht Mal, wenn der Feuermelder in meinem Zimmer losgeht, aber bei diesem Baby-Geschrei war ich direkt wach. Wahrscheinlich mein weiblicher Mutterinstinkt oder so. Auch die beiden nächsten Male als Polly schrie stand der Kerl neben mir nicht auf. Ich hatte sogar seinen Namen gerufen und ihn getreten, aber er schlief einfach seelenruhig weiter. Also stand ich auf. Ich musste diese Nacht 2 Mal Windeln wechseln und 4 Mal füttern. Aber dieses Mal, es war inzwischen 5 Uhr, hatte sie keine volle Windel und Hunger auch nicht. Sie hörte einfach nicht auf zu schreien.
Also setzte ich mich schlussendlich in die Badewanne und sang ihr leise vor. Ich liebte kleine Kinder und Babys, aber sich 24/7 um sie zu kümmern war echt anstrengend. Dabei hatte ich Polly erst ca. 12 Stunden. Als sie nach einiger Zeit endlich aufhörte zu schreien und einschlief, fielen auch mir meine Augen vor Müdigkeit zu und ich schlief in der Badewanne mit einer lebensechten Puppe auf der Brust ein.
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12. Juni 2021
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Roman d'amourfriends to enemys to lovers(?) 🖤Liam und Isabella🤍 Sie waren Beste Freunde, dann hatten sie von einem Tag auf den anderen kaum Kontakt mehr. 6 Jahre lang. Nur wohnen sie immer noch in einem Haus und ihre Mütter sind auch noch beste Freundinnen. ...