SAMSTAG
Samstag früh, Flughafen LA
Ella:
Nach eineinhalb Wochen war es soweit. Die ganze Familie Parker, ohne Yeti, die bei den Parker-Großeltern geblieben ist und die ganze Familie Johnson, inklusive mir natürlich standen mit gepackten Koffern vor dem Flughafen. Unsere Mütter hatten uns alle gefühlt schon um Mitternacht aus dem Bett geholt, und wir sind zum Flughafen in Los Angeles, der am nächsten von unserem Haus ist, gefahren.
Inzwischen war es 4 Uhr morgens, Zoe schlief auf dem Arm ihres Vaters und die zwei Jungs saßen müde auf ihren Koffern. Auch ich stützte mich auf meinem Koffer ab, während meine Mutter und Julia hektisch nochmal alle ihre Taschen durchsuchten und alle Tickets und Pässe durchgingen, um sicher zu sein, dass sie auch ja nichts vergessen hatten.
Als wir vorhin losgefahren sind, saß Liam schon im Auto und auf dem Weg vom Parkhaus zum Flughafengebäude war es so dunkel, dass ich immer nur seine dunkle Gestalt vor mir gesehen hatte. Jetzt in der hellen Beleuchtung des Eingangs sah ich ihn das erste Mal so richtig.
Er trug eine dunkle Jogginghose, ein dünnes Langarmshirt, eine graue Jacke und darüber noch eine schwarze Jeansjacke. Die Kapuze der grauen Jacke war tief in sein Gesicht gezogen, sodass nur leicht seine schwarzen Haare hervorlugten und man gerade noch sein müdes Gesicht mit den leichten Bartstoppeln erkennen konnte. An seiner Hand, die am Griff seines Koffers lag, erkannte ich ein paar silberne Ringe. Ich seufzte leise auf, selbst jetzt um vier Uhr morgens, gekleidet in gemütlichen Klamotten sah er einfach gut aus. Das fanden auch die vier Mädchen, die gerade an uns vorbeiliefen und jetzt ein bisschen vor uns stehen geblieben sind und kichernd und flüsternd auf ihren Handy rumtippten. Hilfe, machten die Fotos von ihm? Yay, Flugzeugcrush. Peace-Sign. So toll ist er jetzt auch nicht. Aber in der Schule ist es ja genauso, alle rennen ihm hinterher wie verlorene Welpen, wahrscheinlich sabbern sie auch noch genauso.
Auch die letzten eineinhalb Wochen, die wir noch Schule hatten seit unsere Eltern uns gesagt hatten, dass wir nach Spanien fliegen, musste ich mir das antun. Auch während der Mittagspausen, während Hannah und ich an unserem Tisch saßen, sahen wir Hailey und ihre Freundinnen an dem Tisch der Jungs sitzen und laut lachen.
Ja, wir saßen wieder nur zu zweit an unserem Stammtisch und nicht bei der Jungsgruppe. Tyler kam ein paarmal zu uns und hat mit Hannah geredet oder besser gesagt geflirtet und auch gefragt ob wir uns nicht wieder zu ihnen setzten wollen. Aber ich hatte Hannah mit einem eindeutigen Blick gebeten, nein zu sagen, da ich nicht in der Nähe von Liam sein wollte. Ich hatte gedacht wir würden uns wieder besser verstehen und wieder so etwas wie Freunde sein, aber nein. Der gute Herr hatte mich seit dem Abendessen letzte Woche Mittwoch nicht ein einziges Mal angesehen geschweige denn mit mir geredet. Sind wie jetzt wieder beim Ignorieren angekommen? Aber gut, wenn er nicht will, dass wir Kontakt zueinander haben, okay. Ist ja nicht so, dass die ganze Schule denkt wir seien in einer glücklichen Beziehung. Selbst Julia kam schon auf mich zu und fragte, ob wir schon unseren ersten Beziehungsstreit haben. Ich habe gar nicht erst versucht, ihr zu erklären, dass wir ja gar nicht richtig zusammen sind. So denken nun unsere beiden Eltern, dass wir einfach nur gerade einen Streit haben, uns deshalb ignorieren, aber uns trotzdem immer noch unendlich lieben. Dabei weiß ich gar nicht ob ich ihn überhaupt mag. So wie früher? Wir waren mal Freunde, beste Freunde, dann waren wir eher Fremde und ich habe ihn gehasst. Irgendwie. Aber jetzt? Ich habe keine Ahnung was wir sind und ob ich ihn mag. Also freundschaftlich. Ich schüttelte den Kopf, um meine ganzen Gedanken zu vertreiben. Ich bekam Kopfschmerzen von denen. Und von dem Gekicher der Mädchen neben uns. Oh Mann, hoffentlich sind die nicht im selben Flugzeug wie wir. Ich stöhnte und wendete mich unseren Müttern zu. "Können wir dann jetzt mal reingehen. Nicht, dass wir noch unseren Flug verpassen." Meine Mutter und Julia, die sich gerade von ihrer hoffentlich-haben-wir-auch-ja-nichts-vergessen-Attacke beruhigt hatten, reicht jetzt die Tickets herum. Als Julia mir und Liam unsere reichte fügte sie hinzu: "Hier ihr zwei, eure Tickets. Ihr sitzt nebeneinander vor Julia, Zoe und mir, eure Väter und Brüder sitzen vor euch. Und es ist mir egal, dass ihr gerade nicht so gut aufeinander zu sprechen seid." Ihr Ton ließ keine Diskussion zu.
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Wir gaben unsere großen Koffer ab und bewegten uns zur Sicherheitskrontrolle. Während wir uns kontrollieren ließen, war ich ziemlich aufgeregt. Ich hatte irgendwie immer Schiss, dass wir eine Bombe im Koffer haben (warum auch immer) oder ich ein Taschenmesser geschluckt habe (warum nicht?) und hier gleich alles piept und die mich und meinen Koffer untersuchen oder so.
Aber zum Glück blieb alles still als ich durch die Kontrolle ging und auch bei meinem Koffer und denen der anderen lief alles gut. Nur bei Zoe piepte es wegen dem Metall in ihrem Rock. Das wurde aber alles schnell geklärt. Schließlich wurde unser Gate geöffnet und wir liefen über die Gangway ins Flugzeug. Ich lief Liam durch den engen Flugzeuggang hinterher. Bei unseren Sitzplätzen blieb er stehen und zu meiner Überraschung redete er mit mir. "Willst du am Fenster sitzen?" Strahlend nickte ich. Ich liebe Fliegen. Als er meine Freude sah, hob sich sein rechter Mundwinkel, aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. Innerlich die Augen verdrehend hob ich meinen Rucksack hoch und versuchte ihn in die Klappe über meinem Sitz zu schieben. Plötzlich war das Gewicht des Gepäckstückes weg und ich drehte schon meinem Kopf zur Seite, damit es mir nicht auf die Nase fiel. Aber es war nur Liam, der es mir wortlos abnahm und ohne große Anstrengung verstaute. Ich lächelte ihn dankbar an und krabbelte dann schnell auf meinen Platz am Fenster. Während ich den Start gespannt verfolgte und mein Gesicht gefühlt an der Scheibe der kleinen Fensteröffnung klebte, hat sich Liam nach dem Anschnallen mit geschlossenen Augen zurückgelegt.
Der Junge schlief wahrscheinlich. Er war schon immer ein schneller Einschläfer. Wenn er irgendwo ein Bett, Sofa, Stuhl oder ähnliches hatte-puff-ist er weg. Ich dagegen brauchte sogar zu Hause in meinem gemütlichen Bett gefühlte Stunden zum Einschlafen und ich wusste, dass ich in diesem Flugzeug vermutlich kein Auge zu machen würde. Aus diesem Grund versuchte ich es erst gar nicht und begann mit meinem Marvel-Marathon, während ich alle 5 Minuten 10 Bilder von den Wolken und der Landschaft unter uns machte.
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15. November 2021
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Romancefriends to enemys to lovers(?) 🖤Liam und Isabella🤍 Sie waren Beste Freunde, dann hatten sie von einem Tag auf den anderen kaum Kontakt mehr. 6 Jahre lang. Nur wohnen sie immer noch in einem Haus und ihre Mütter sind auch noch beste Freundinnen. ...