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𝓗𝙰𝙿𝙿𝚈 𝙱𝙸𝚁𝚃𝙷𝙳𝙰𝚈, 𝓕𝚁𝙴𝙰𝙺
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„🅆as hast du bitte mit ihr angestellt?! Ich sagte: hol sie aus dem Buch heraus, nicht: wälz sie im Dreck und schleif sie über den Boden!"
Tsh, das kleine Biest kann rennen wie der Teufel. Nicht meine Schuld, dass sie dabei lieber wild herumschreit, statt aufzupassen, wo sie hinläuft."

Taub. Taub war ein passender Begriff, den Zustand meines Verstandes zu beschreiben, als zwei dumpfe Stimmen an die Pforten meines Gehörs klopften. Es war, als verschleierte ein wirrer Nebel meine Gedanken. Ein Nebel wie der, der diesen irren Wald durchwabert hatte, an den ich mich als letztes noch erinnerte.

„Sieh dir das arme Mädchen an. Im Dreck gebadet und voller Kratzer und Schrammen..."

Im Hintergrund führten zwei Männer ein hitziges Gespräch. Derjenige, der zuletzt gesprochen hatte, klang älter und überaus vorwurfsvoll, schien sich über den anderen zu beschweren. Die Beschreibung: verschmutzt und ramponiert erinnerte mich irgendwie sehr an das letzte Bild von mir selbst. Sprach er etwa über mich?

„Oh ja, das arme Mädchen", entgegnete man ihm hohntriefend. Sein Gesprächspartner, dessen leicht raue und doch so volle, sonore Stimme mir seltsam bekannt vorkam, schien sein Mitleid nicht im Geringsten zu teilen. „Das Gör hat das halbe Wunderland in Aufruhr versetzt und außerdem eine ganz schön freche Zunge, glaube mir."

Kannte ich ihn? Mir wollte nicht einfallen, woher. Aber so, wie ich mich momentan fühlte, war ich froh, dass ich überhaupt meinen eigenen Namen kannte. Um es zu präzisieren: Ich fühlte mich hundeelend.

Ich spürte jeden einzelnen Muskel meines Körpers mit meinen Knochen um die Wette jammern, mein Kopf pochte wie Hölle und mir war übel. Am liebsten hätte ich mich gar nicht bewegt, hätte nicht die Augen aufgemacht, sondern wäre einfach regungslos liegen geblieben, doch die Neugierde siegte. Ich zwang mich, bei Bewusstsein zu bleiben und nicht einfach wieder wegzudämmern. Blinzelnd brauchte ich eine Weile, um mich an die Lichtverhältnisse zu gewöhnen, ehe ich erst etwas verschwommen, dann immer schärfer auf den älteren, etwas abgenutzten Stoffbezug einer Couch starrte. Seitlich lag ich da, unter meinem Kopf ein weiches Kissen und um mich herum eine Art Wohnzimmer, nur ohne Fernseher oder sonstige technische Geräte.

Wo war ich? Zurück auf Pauli? Die altmodische Einrichtung legte den Schluss nahe, nur hatte Cece mich damals herumgeführt und ich erinnerte mich an keinen einzigen Raum, der diesem hier glich. Vielleicht ein Lehrerzimmer?

Ich richtete die Augen ein wenig weiter auf und machte jenseits des Kaffeetisches, hinter der gegenüberliegenden Couch, zwei schemenhafte Gestalten aus. Der jüngere der beiden hatte mir seitlich den Rücken zugewandt, weshalb ich ihn nicht richtig erkennen konnte, doch irgendetwas an ihm reizte die neuronalen Muster meiner Erinnerung. Vor sich in den Händen hielt er eine Brille, deren Gläser er gerade reinigte, während er missgelaunt wissen wollte: „Was hatte sie überhaupt in diesem Buch zu suchen? Und wie ist sie da bitte hineingekommen? Diese wandelnde Katastrophe ist doch sicher keine Hüterin."

Hüterin... schon wieder diese Bezeichnung. Hatte das nicht dieser rothaarige Freak aus meinem skurrilen Traum zu mir gesagt?

„Sie ist eine Hazy", antwortete ihm der ältere Herr und sprach diese Worte mit bedachter Ehrfurcht aus.
Hazy?", wiederholte der vermeintliche Brillenträger verwirrt. „Ich dachte, die Blutlinie wäre ausgestorben."
„Au contraire. Nicht ganz."

Der Ältere wandte seinen Blick vielsagend in meine Richtung und sein Gesprächspartner folgte ihm. Nun sahen mich beide an und man bemerkte, dass ich wach war.

𝓑𝐮̈𝐜𝐡𝐞𝐫𝐬𝐞𝐞𝐥𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt