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𝓓𝚁. 𝙹𝙴𝙺𝚈𝙻𝙻 𝚄𝙽𝙳 𝓜𝚁. 𝙷𝚈𝙳𝙴
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🅆enn sich etwas im Nebel der regnerisch trüben Augen Atticus Hawtreys widerspiegeln würde, dann wäre es Müdigkeit. Kein ungewöhnlicher Anblick, den mein Partner mir bot, als er den schwach violetten Schimmer unter seinen Augen hinter den blaugetönten Gläsern seiner feingliedrigen Sonnenbrille verbarg.

„Schlecht geschlafen?", kommentierte ich beiläufig, während Evelle an dem Kleid herumfuhrwerkte, in das sie mich gesteckt hatte.
Atticus brummte nur unverständlich. Er saß abseits auf einem Stuhl und wartete darauf, dass er an der Reihe war. Ich schielte zu ihm rüber und fragte mich, ob der Schlaf ihn mied oder er den Schlaf. Nach meinem kleinen Malheur mit dem Fesselsiegel, aus dem es einen Bibliothekar plus einen Magister gebraucht hatte, mich zu befreien, hatte ich geschlafen wie ein Murmeltier. Dasselbe Glück war dem verbitterten Hüter wohl nicht zuteilgeworden.

Der blutrote, samtige Stoff mit den an Kartenzeichen erinnernden Applikationen und goldenen Linien, die meine Silhouette schmeichelhaft flankierten, schmiegte sich sanft an meinen Körper, fiel ab der Hüfte locker an mir herab. An den langen, auf Schulterhöhe gerafften Ärmeln lugten zu meinen Händen hin weiße Rüschen hervor, ebenso im Nacken des Ausschnitts. Im Rock fühlte ich mich noch immer nicht ganz wohl, trotz alledem hätte es weitaus schlimmer kommen können. In Form eines Korsetts, zum Beispiel. Der lockere, eher schwere Samt war wenigstens weich und recht angenehm zu tragen.
Das Haar steckte Eve mir hoch, verzierte es mit einer breiten, goldenen Klammer, an der zum Rot des Kleides passende Bänder meinen Nacken herabfielen.

Ihre Flügel flatterten geschäftig, als die Schneiderfee Abstand zwischen uns brachte, um ihre Kreation kritisch zu beäugen. Sie schien zufrieden.
„Sehr hübsch", kam es nämlich gleich darauf vergnügt über ihre in sattes Pink getauchten Lippen, ehe sie zu mir zurück huschte und mir zum Abschluss beherzt in die Wangen kniff.

„Aua!", beschwerte ich mich, den Kopf abwehrend ihren kleinen, unvermutet kräftigen Fingern entziehend.

„Nun zier dich nicht so. Etwas Wangenkneifen und schon leuchten sie in einem gesunden Rosarot. Ein alter Damentrick", eröffnete Eve mir zwinkernd, ohne Erfolg, mich dahingehend zu besänftigen. Es reichte, dass sie mich wie ein Püppchen in ein Kleid gesteckt hatte. Irgendwo war Schluss. Man musste es nicht gleich beim ersten Mal übertreiben.

„Gut, der nächste bitte", ignorierte sie mein trotziges Gesicht und schob mich glatt zur Seite. Sie schien es über die Maßen zu genießen, neben einem einzigen Hüter dieser winzigen Detektei jemand zweites einkleiden zu dürfen.

Wohl wissend, dass dies sein Stichwort gewesen war, stemmte Atticus seine hochgewachsene Gestalt mit misslaunigem Schnauben und steifen Gliedern aus dem Stuhl, in dem er bis eben seine Ruhe genossen hatte. Routiniert nahm er seine Sonnenbrille ab und drückte sie Evelle in die Hand, gab freie Sicht auf die Augenringe — die Zeugen seines offenkundigen Schlafmangels. Wie dunkle Gewitterwolken einen ungemütlichen Tag verhingen, verdüsterten sie seinen leeren Blick und untermalten die Energielosigkeit seiner schweren Muskeln, die seine Bewegungen hölzern und schleppend wie die eines schlecht geölten Roboters erscheinen ließen. Ob ich wohl gegen ihn in diesem Zustand unten auf den Matten einen Treffer landen könnte? Vermutlich nicht. So ungern ich das zugab. Die Erkenntnis verzog verdrossen meine Mundwinkel.

In meinen Überlegungen vertieft bekam ich kaum mit, wie der Hüter sich Hemd und Hose aufknöpfte. Erst, als er begann, sie schamlos auszuziehen, wurde es mir schlagartig klar und ich wirbelte erschrocken herum.
„Oh Gott...", stieß ich dabei unkontrolliert aus, die Hände vor dem Gesicht und den Rücken deutlich abgewandt. Das Kneifen vorhin war nun definitiv hinfällig, so heiß, wie meine Wangen glühten. Ich war sicher, machte Evelle das Licht aus, so sähe man sie bis hoch zu meinen Ohren im Dunkeln leuchten.

𝓑𝐮̈𝐜𝐡𝐞𝐫𝐬𝐞𝐞𝐥𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt