➺ 15.✍︎

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𝓥𝙴𝚁𝙽𝙰𝚁𝙱𝚃𝙴 𝓗𝙴𝚁𝚉𝙴𝙽
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🄳en nächsten Tag ließ ich langsam angehen. Nach meiner anstrengend ereignisreichen Nacht fühlte ich mich ausgelaugt und müde. Ich trödelte durch den Morgen, verbrachte den Mittag mit einem Buch auf der Couch vor dem Kamin und ließ mir von Evelle Gesellschaft leisten. Die Schneiderfee passte auf, dass nichts mit dem Buch schiefging und arbeitete dabei an ihren Entwürfen, mich als ihre Muse.

Eigentlich war ihre Wacht unnötig. Ich hatte inzwischen keine Angst mehr vor Büchern, da ich mir einbildete, den Sog zur Fiktion besser unter Kontrolle zu haben. Seit ich regelmäßig auf Einsätzen das Phantasma besuchte, schien es mit dem Voranschreiten meines Wappens zufrieden zu sein und mich in Ruhe zu lassen. Hinzu kam meine gestrige nächtliche Selbstmordmission, die den dunklen Drachen auf meiner Schulter nochmals tiefer meinen Rücken hinuntergetrieben hatte. Das Brennen war jedes Mal gehörig unangenehm, aber es dauerte nie lange an. Wenn kein Einsatz dazwischenkam, würde es in vier Tagen wiederkehren, wenn ich meinen Nexus benutzte, um mich zurück zu Caspian zu wagen. Ich hatte beschlossen, ihn immer dann zu besuchen, wenn die nachsichtige Schneiderfee vor meiner Tür Wache hielt.

Gegen Nachmittag raffte ich mich auf, um Joggen zu gehen. Ich wollte meine steifen Glieder auflockern. Diesmal konnte ich mich besser einschätzen, drosselte mein Tempo und lief langsamer, dafür konsequenter, schaffte ganze fünf Kilometer. Im Vergleich zu letztem Mal ein Fortschritt und obwohl ich am Ende außer Atem war, blieb ich vor quälenden Seitenstichen verschont.

Geduscht und zufrieden mit meiner heutigen Erholung trat ich dann am frühen Abend auf den Flur, um mir in der Küche etwas zu essen zu holen. Verwundert legte sich meine Stirn in Falten, als aus dem Aufenthaltsraum Stimmen drangen. Stimmen, die ich nicht kannte. Neugierig wagte ich mich näher heran, um nachzusehen, wer die unverhofften Gäste waren. Ein Haargummi zwischen den Zähnen, war ich just dabei, mir das handtuchtrockene Haar zu flechten, als ich den Türrahmen erreichte und man mir plötzlich von hinten die Hand auf den Mund legte. Ich wurde zur Seite gezogen, mein Zopf fiel mir aus den Händen und ich verschluckte mich beinahe an dem blöden Haargummi.

Erstickte Laute blähten meine Wangen gegen die fremde Hand auf, doch meine Gegenwehr erstarb, denn man drehte mich um und ich sah in Atticus' ernstes Gesicht. Der Hüter hatte seinen Zeigefinger gegen seine Lippen gepresst und bedeutete mir zeichenhaft, still zu sein. Ich verstand nicht, woher das Versteckspiel rührte, leistete ihm aber mit einem fragenden Blick Folge. Ich ahnte, dass es wohl etwas mit unserem schleierhaften Besuch zu tun hatte.

Flüsternd wollte ich von meinem Partner wissen, was los war. Unterdessen näherte ich mich vorsichtig wieder dem Türrahmen, dabei an die Wand gepresst wie eine Spionin auf geheimer Mission, und lugte unauffällig in den Raum.

Vor Silvius, in Nähe des Kamins, standen drei Männer. Eine ominöse Aura ging von ihnen aus, autoritär, fast schon bedrohlich. Ihre Haltung bewies Disziplin. Sie alle trugen dunkle Monturen, schwarze Lederriemen hielten ihre Ausrüstung und an einer goldenen Schließe, die die Form des Ordenkreuzes besaß, war ein einseitiger Umhang befestigt, der sich von der rechten Schulter rund um den Ausschnitt hinüber zur Linken legte und von dort den Rücken bis zur Hüfte hinabfiel. In einem karibischen Türkis reflektierten seine goldenen Linien und eleganten Muster das flackernde Licht des Kamins. Er erinnerte mich stark an den Umhang, den Evelle Atticus für das Fest im Wunderland angehangen und den er sich, unter verärgertem Gepolter, abgerissen hatte.

„Ordenshüter", raunte dieser gerade ehrfurchtslos in mein Ohr, dicht hinter mir.

„Der Orden ist hier?", zischte ich nervös, da laut Silvius mein Wohlbefinden stark davon abhing, dass diese Instanz nichts von meiner Existenz mitbekam.

𝓑𝐮̈𝐜𝐡𝐞𝐫𝐬𝐞𝐞𝐥𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt