➺ 16.✍︎

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𝓐𝚄𝚂 𝓖𝙻𝙰𝚂 𝚄𝙽𝙳 𝓟𝙾𝚁𝚉𝙴𝙻𝙻𝙰𝙽
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„🅂ehr gut, noch ein wenig mehr, sonst sitzt sie zu locker."

Es war später Nachmittag. Gemeinsam mit Silvius saß ich im Wohnbereich und übte das Beladen des Fesselsiegels. Mein letzter Versuch war schließlich kläglich nach hinten losgegangen und da wir darauf warteten, dass das Abendessen fertig war, füllten wir die leeren Minuten mit einer kleinen Lehrstunde.

„So?"

„Ganz genau. Für die meisten Festnahmen reicht das schon", kommentierte der Magister die Energiemenge, die ich in die Fessel in meinen Händen gepumpt hatte. „Deine letzte nächtliche Dosis wird nur ein DEF für mächtige Fiktive oder Metawesen benötigen."

Peinlich berührt kaute ich auf meiner Unterlippe und nickte. Dass meine letzte Fessel-Darbietung kein rühmenswerter Erfolg gewesen war, hatte mir Atticus bereits sehr deutlich gemacht. Zum Glück trieb sich mein Partner gerade woanders herum.

„Hüter zu sein ist schwieriger, als es aussieht...", sprach ich meine Gedanken laut aus, den Blick hinab auf die schimmernde Fessel in meinen Händen gesenkt. „Es steckt so viel Theorie und Übung dahinter..."

„Oh, in der Tat, die Ausbildung erfordert weitläufige Fertigkeiten. Wir Hüter sind quasi Komplettpakete. Man schickt uns in Buchwelten und erwartet, dass wir jedes Problem lösen, das dort gerade anfällt. Wir sind Hüter, aber auch zeitgleich Ermittler, Entdecker, Diplomaten und Abenteurer", erwiderte Silvius, ehe er ermutigend hinzufügte: „Noch kein Hüter ist vom Himmel gefallen, Lory. Wir alle mussten lange lernen."

Ich bemühte mich eines Lächelns, doch es stolperte nur schief über meine Lippen.

„Ich selbst habe die Verbindung zu meiner Energie erst ein Jahr nach allen anderen Kindern meiner Truppe gefunden", erzählte mir der Magister und ich staunte: „Wirklich?"

Er nickte mit einem theatralischen Seufzen.
„Es war furchtbar. Und dagegen bist du doch ein Naturtalent."

Tatsächlich hellte sich mein Gesicht ein wenig auf und wir schmunzelten uns vergnüglich zu. Jener kleine Moment der Leichtlebigkeit wurde von Atticus' befehlshaberischer Stimme zerstampft, als der Hüter hereinrauschte und dabei beorderte: „Das Abendessen fällt heute aus, Lila. Medialer Alarm."

Überrumpelt starrte ich ihn an. Wieder ein Einsatz?
Mein Magen knurrte unliebsam, als beschwerte er sich höchstpersönlich über die verloren gegangene Aussicht auf eine Mahlzeit.
Der Magister neben mir stand augenblicklich auf und wollte wissen, worum es ging.

„Im Märchen Aschenputtel benötigt man unsere Hilfe. Für unsere Tarnung gab es eine Einladung zum Ball."

„Es scheint dringend", fügte Ozias hinzu, der im Türrahmen erschien und sein Monokel richtete.

Märchen? Ball? Oh Gott... Dafür war ich nicht gemacht...

Plötzlich streckte auch Evelle, die aus der Küche geflattert kam, ihren Kopf in den Raum und setzte mit überflügeltem Enthusiasmus noch einen drauf. „Habe ich da Ball gehört?"

„Es geht um einen Einsatz, Evelle. Niemand wird wie Prinz und Prinzesschen aufgetakelt, klar? Wir wollen nicht auffallen."

𝓑𝐮̈𝐜𝐡𝐞𝐫𝐬𝐞𝐞𝐥𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt