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𝓥𝙴𝚁𝙻𝙾𝚁𝙴𝙽 𝚄𝙽𝙳 𝓥𝙴𝚁𝙶𝙰𝙽𝙶𝙴𝙽
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🄳ie braunen Schnürstiefel an meinen Füßen versanken sohlentief im Matsch. Gruselige Wälder schienen in der Fiktion ein beliebtes Reiseziel zu sein. Das wilde Unterholz des Nimmerlandes war keine Ausnahme. Ein Zweig piekste mir unsanft in den Rücken, während ich mich von Blättern und einem hartnäckigen Käfer befreite, ohne dabei auf Atticus zu achten, der mich irgendwann am Arm packte, um mir zu symbolisieren, still zu sein. Ich stellte das hektische Gezappel ein und warf ihm einen provokativ fragenden Blick zu, doch der Hüter legte nur mit merkwürdigem Ernst den Zeigefinder an die Lippen.

„Was ist?", zischte ich leise, während ich nach dem Zweig in meinem Rücken griff und ihn gereizt abbrach.
Atticus antwortete nicht. Und noch bevor ich sah, wie er langsam zum Ergeben die Hände hob, spürte ich das Pieksen erneut in meinem Rücken. Den abgebrochenen Zweig in den Händen, begann mein Herz in böser Ahnung zu flattern. Was auch immer da zwischen meine Schulterblätter stach, es war kein Zweig.

Unheilvoll tat sich an mehreren Stellen das Unterholz auf und es schoben sich geräuschlos geduckte Gestalten aus der Dunkelheit. Die sporadischen Lichtstrahlen des Mondes reflektierten auf ihrer bemalten Haut und dem ölschwarzen Haar. Manche hielten aufgespannte Bögen auf uns gerichtet, andere drohten mit Wurfbeilen. Keine dieser aus Feuerstein und Knochen gefertigten Spitzen wollte ich zu spüren bekommen und so ahmte ich Atticus' Geste mit den Händen instinktiv nach.

Ich schielte zu meinem Partner herüber. Er schien ruhig. Als hätte er nichts anderes erwartet. Wenn ich genau darüber nachdachte, kannte er sich doch bestimmt gut genug aus, um nicht im direkten Gebiet der Indigenen zu landen, wenn er eine Konfrontation vermeiden wollte.

Ein Rascheln im Gebüsch lenkte meine Aufmerksamkeit nach vorn. Zwischen Zweigen und Blättern trat eine junge Frau hervor, das Kinn stolz erhoben und den Blick in würdevollem Misstrauen verengt. Das glatte, schwarze Haar floss glänzend ihren Rücken hinab, der wie der Rest ihres geschwungenen Körpers in Leder und Wolle gekleidet war. Jede ihrer Bewegungen glich der Geschmeidigkeit einer Raubkatze, war lautlos, außer sie wollte, dass man sie hörte. Sie war schön — in einer scharfen, gefährlichen Art und Weise. Ihre Präsenz war intensiv und ich wagte kaum zu atmen. An ihren freiliegenden Schultern erkannte ich das in roter Farbe aufgemalte Streifenmuster eines Tigers.

„Den Unterarm", forderte sie nach einem quälend langen Moment der Stille und Atticus lüftete den Ärmel, um ihr seinen Porticus zu zeigen. Das Stechen in meinem Rücken verstärkte sich, als der Ureinwohner mich ungeduldig anstieß. Hastig wies auch ich mich mit der dunklen Gravur aus und die stolze Dame befahl mit fallender Handgestik das Senken der Waffen. Ihre Männer gehorchten und bald darauf verschwand das spitze Gefühl an meiner Wirbelsäule. Meine Herzfrequenz beruhigte sich.

Die Anführerin der Gruppe löste langsam Zeige- und Mittelfinger aus der geschlossenen Hand und bewegte sie auf Schulterhöhe.
„Hüter", sprach sie dabei, „ich spreche Dank für das Hören unseres Rufes."

Sie wusste also, wer oder was wir waren. Es musste sich bei ihr um das lokale Medium handeln.

„Warum habt ihr gerufen?", fragte mein Partner, der die Anspannung der stolzen Kriegerin zu spüren schien. Es war deutlich, dass ihr etwas Unbehagen bereitete. Mit einem Blick über ihre Patrouille bedeutete sie ihnen, abzuziehen. Dann wollte sie, dass wir ihr folgen.

Der Weg durch den Wald war beschwerlich. Die Vegetation stand dicht, unberührt und wild. Während die Indianer sich mit beachtlichem Geschick durch das Unterholz schlängelten, kam ich mir vor wie ein Elefant im Porzellanladen. Trampelig laut.

𝓑𝐮̈𝐜𝐡𝐞𝐫𝐬𝐞𝐞𝐥𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt