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𝓚𝙰𝙵𝙵𝙴𝙴 𝙵𝚄̈𝚁 𝓛𝙸𝙻𝙰
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🄴in kleiner, hölzerner Nachtisch, ein Schrank, ein Schreibtisch und auf meiner Seite des Zimmers ein unbezogenes, auf bedrückende Weise leer wirkendes Einzelbett. Mehr gab es zukünftig nicht für mich.

Schwer und etwas unbehaglich saß ich auf der Kante des Zellenbettes und obwohl ich es ungern zugab, fühlte ich mich plötzlich sehr allein. Meine Ziehmutter war fort und ich hockte in irgendeinem fremden Internat, weit weg von allem, was ich kannte. Irgendwie ein trostloses Gefühl. Und vermutlich war ich innerlich einer Waise nie näher gewesen.

Ich kratzte versonnen an meinem Arm.
Die Käfer, die in meinem Blut blubberten, ließen mich selbst jetzt nicht in Ruhe.

Im Hintergrund führte Cecilia ohne ihr Wissen ein Selbstgespräch. Irgendetwas über ihre frühere Mitbewohnerin und ihre Schlafgewohnheiten, allerdings zogen all ihre Worte haltlos an mir vorbei.

Für einen Moment stand die Welt ungewöhnlich still. Erst ein neuer, physischer Reiz vermochte ihn zu durchbrechen, indem Cecilia sich neben mir auf die Matratze plumpsen ließ und ihre Hand auf meine Schulter legte.

„Alles okay?"
Ich blinzelte, als diese zwei Worte durch den Nebel meines Hirns brachen und schüttelte mich ein wenig wach.
„Ja... ja klar. Tut mir leid, ich habe nicht zugehört", ging ich davon aus, dass sie mich etwas gefragt hatte und durch meine fehlende Antwort letztlich darauf gekommen war, dass ich mit meiner Aufmerksamkeit woanders war.
„Schon gut, der Anfang war für uns alle schwer. Aber man stellt sich ein Leben im Internat schlimmer vor, als es ist, glaub mir."

„Mag sein. Aber ich habe trotzdem nicht vor, lange hier zu bleiben. Nimm es mir nicht übel", war ich ehrlich, stand auf und schnappte mir die gefalteten Bettbezüge, um etwas zu tun zu haben und dem kleinen Seelsorge-Versuch Cecilias zu entkommen.
„Oh... Achso?"
„Ich bin in einer Woche achtzehn und darf endlich mit meinem Leben anfangen, was ich will. Dann bin ich hier weg."

„Weg?", wiederholte Cecilia überrascht und etwas unbeholfen. „Du bist doch gerade erst angekommen. Was hast du denn vor? Wo willst du hin?"
„Ich weiß noch nicht. Ich finde schon was für den Übergang."

Das Mädchen stutzte und schien das erstmal verarbeiten zu müssen, unterdessen hatte ich das Spannbettlaken an den hinteren Ecken befestigt und bewegte sie dadurch zum Aufstehen.

„Das ist... ganz schön mutig. Ich glaube, ich könnte das nicht. Mein Vater würde mich für verrückt erklären."

Das glaubte ich ihr sofort.

„Wer weiß, vielleicht ist es auch verrückt und ich schieße mir damit selbst ins Bein, aber ich halte das alles nicht mehr aus. Ich will raus. Mein eigenes Leben führen."

Das Spannbettlaken saß und ich war gerade mit Kissen und Decke fertiggeworden, da unterbrach jemand unser Gespräch. Ein rothaariges Mädchen mit wilden Locken streckte den Kopf zur Tür herein und sprach dazwischen: „Hey, wir wollen rüber in den Ort, ein Eis essen und etwas stöbern. Kommt ihr mit? Wir treffen uns gleich am Eingang."
Sie wartete erst gar nicht auf eine Antwort, nickte nur in Richtung Treppen und war dann schon wieder auf dem Flur verschwunden, um die Nachbarzimmer zu informieren.

Ich glaube, dass es Cecilia ganz gelegen kam. Sie fühlte sich sichtlich unwohl bei unserem Gespräch und realisierte langsam, dass es schwer werden würde, zu mir einen Draht zu finden. Ich machte es ihr wirklich nicht leicht, aber ehrlich gesagt hielt ich es für unnötig, hier Bekanntschaften zu vertiefen, wenn ich ohnehin nicht lange bleiben würde.

𝓑𝐮̈𝐜𝐡𝐞𝐫𝐬𝐞𝐞𝐥𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt