➺ 26.✍︎

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𝓑𝙻𝚄𝚃 𝚄𝙽𝙳 𝓣𝙾𝙳
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🄺älte stach wie Messer durch meine Haut, als der unkontrollierte Weltensturm uns zwischen Schnee und Eis einer fremden Buchwelt ausspuckte. Die Bahn zum Portal verlassen, waren wir in die chaotischen Stürme der Zwischenwelt geraten, die mit uns machten, was sie wollten. Atticus Hände boten die einzige Wärme, die mir im peitschenden Frostwind blieb. Noch vom Sturz klammerten sie an mir, klammerten auch weiterhin, als wir erneut fortgerissen wurden. Ich war froh, die Eiseskälte los zu sein, doch das nächste Ziel war nicht besser.

An irgendeiner Klippe ließ es mich das grauenvolle Gefühl des hilflosen Verlierens von jedwedem Halt durchleben, als wäre ich zurück im Trauma aus Peter Pan. Ein unterdrückter Schrei entkam meiner Kehle. Diesmal verlor Atticus mich nicht aus seinem Griff. Ich spürte, wie er versuchte, uns zum Portal zu ziehen, aber der Weltensturm war stärker. Gewaltsam zerrte er uns aus der Luft, wirbelte uns fort und warf uns in den brennend heißen Sand einer endlosen Wüste. Die senkende Hitze raubte mir den Atem. Die Luft war trocken und meine Sicht flimmerte wie ein wellenschlagender Vorhang. Ich keuchte und hustete und wollte nur noch, dass es aufhörte, während Atticus alles tat, nicht von mir getrennt zu werden. Sein Arm schlang sich gerade noch um meine Hüfte, als der Sturm uns wieder in die nächste Welt schmiss, diesmal in die Mitte eines tobenden Schlachtfelds. Die Wucht des Aufpralls rollte uns über den lehmigen, von Pferdehufen aufgewirbelten Boden und sprengte den Griff meines Partners.

Das beißend grelle Geräusch aufeinanderschlagenden Metalls zerschnitt meine Ohren, Rüstungen ächzten und Männer schrieen wie geschlachtetes Vieh, spielten das dissonante Lied des menschlichen Abgrunds.
Und dann war da dieser Gestank...
Jedes Mal, wenn ich einatmete, stach er in meiner Brust, wirbelte wie tausend Nadeln durch meine Alveolen. Es fühlte sich an, als würden meine Lungen regelrecht verrotten. Von innen zersetzt durch dem Gestank nach verkohltem Fleisch, Blut und Tod.

Auf allen Vieren sah ich auf und starrte in die rasende Spitze eines Pfeiles, der auf mich zuschoss. Mit Entsetzen bereitete ich mich auf den Schmerz vor, der mein Ende besiegelte, doch Atticus trat vor mich und wehrte das Geschoss mit seinem energetischen Schild ab. Ich kämpfte mich auf die Beine, hob meinen linken Arm, um mich zu verteidigen, da hörte ich das Getrappel donnernder Hufe hinter mir. Ich wirbelte herum. Ein Reiter trieb sein Ross mit gehörigem Tempo auf mich zu, in seiner Hand ein tödlicher Speer. Meine Reaktion kam zu spät. Er hatte mich schon erreicht und hätte mich zweifellos durchbohrt, hätte Atticus mich nicht um letzten Moment seitlich umgeworfen. Mit unserem Fall landeten wir zurück im Weltensturm, der unaufhörlich im Hintergrund brauste. Ich dachte, er würde uns nie freilassen und uns bis zum Tode mitschleifen, als er uns ein letztes Mal freigab und sein passives Rauschen um uns herum verblasste.

Unsanft landeten wir auf einer einsamen Wiese. Ich fiel auf den Bauch und kauerte mich automatisch gegen den dumpfen Schmerz des Aufpralls zusammen.
Ich stöhnte mitgenommen, stieß ein leidiges Husten aus und unterdrückte das Wimmern. Ich brauchte etwas, um zu realisieren, dass es vorbei war. Mit jedem Atemzug entfernte sich das Sturmesrauschen weiter von mir und keine wirbelnde Kraft zog mehr an meinen Gliedern. Wir waren dem Sturm entkommen.

Langsam rollte ich mich auf die Seite und sah hinüber zu Atticus, der etwas entfernt mit dem Rücken auf der Wiese lag. Im ersten Moment war ich erleichtert, dass er da war, im zweiten bemerkte ich, dass er sich nicht bewegte. Beängstigend regungslos lag er da und mich überfiel eine zermürbende Panik.

„Atticus?"
Ich robbte mühselig auf ihn zu, zwang meine Muskeln zum Gehorsam und als ich ihn endlich erreichte, sah ich, dass sein Brustkorb unkontrolliert zuckte. Knapp unter seinen Rippen klaffte ein Loch. Die weiße Weste hatte sich tiefrot verfärbt, ebenso die zerknickten Grashalme um ihn herum. Er hatte den Speer abbekommen, der für mich bestimmt gewesen war.

𝓑𝐮̈𝐜𝐡𝐞𝐫𝐬𝐞𝐞𝐥𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt