➺ 18.✍︎

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𝓓𝚄 𝚁𝙴𝙳𝙴𝚂𝚃 𝓢𝙲𝙷𝚆𝙰𝙲𝙷𝚂𝙸𝙽𝙽
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🄳er kleine Nebenraum lag verlassen da. Der prasselnde Kamin, der die vier Wände sonst mit schwachem Feuerschein erhellt hatte, schwieg erloschen. Ich blinzelte die leichte Benommenheit der Reise hinfort und gewöhnte meine Augen an die staubgeschwängerte Dunkelheit. Im Lichtstrahl, der durch das Schlüsselloch streute, sah ich die Partikel tanzen. Hier musste schon länger niemand mehr gewesen sein.

Ich schniefte leise, fühlte mich aber schon besser, jetzt, wo ich aus der Detektei geflüchtet war. Tief atmete ich durch, dann kämmte ich mir mit den Fingern das handtuchtrockene Haar, wischte alles sauber, was die Wut aus meinen Augen getrieben hatte, und griff nach der Tür.

Auch der Thronsaal war leer. Eine Schüssel Erdbeeren beherbergte den Rest der verspeisten Sammelfrüchte und ihr Duft erinnerte mich an meine erste Begegnung mit dem rothaarigen Kreuzkönig. Wo steckte er? Etwas in mir sehnte sich nach seinem sanften, verführerischen Lächeln und der Kunst, mir gerade so nahe zu kommen, dass es in mir kribbelte. Die Achterbahn mit Atticus Hawtrey, die nur bergauf führte, um sich mit Gewalt in Abgründe zu stürzen, wollte ich für heute vergessen.

Dumpf hallten meine Schritte in den hohen Bögen der Decke wider, als ich mich durch den Saal bewegte. Ratlos, wo alle steckten. Ein kalter Windhauch strich über meine Haut und für einen Moment versank meine Umgebung in Düsternis. Graue Schwaden traten aus den Säulen und die Stimme, die mich einst in meinen Träumen nach Hilfe ersucht hatte, sprach beschwörend meinen Namen: „Lorien..."

Ich wirbelte herum.

Dort stand jemand im Nebel. Ein Schemen, nicht mehr. Ich erkannte ihn nicht.

Hilf mir, Lorien. Hilf der Fiktion. Befreie sie..."

„Wer ist da?", wollte ich wissen, die Finger unbehaglich in meinen Pulli gegraben, doch ich bekam keine Antwort. Im nächsten Windhauch war der graue Nebel verschwunden und mit ihm die Schattengestalt. Unruhig sah ich mich um, doch da war niemand. Die Säulen standen ruhig und beständig an Ort und Stelle ohne jegliches Anzeichen, Rauch zu emittieren.

Verwirrt hielt ich mir die Stirn, massierte meine Schläfen und schüttelte es ab. Just, als ich draußen aus dem Garten Gelächter vernahm. Aufgeregte Stimmen mischten sich darunter und so zog es mich schnellen Schrittes aus diesem kalten, leeren Thronsaal hinaus in die Nachmittagssonne des Wunderlandes.

Die Wachen, die draußen am Tor postiert waren, drehten in ihren Spielkarten-Rüstungen quietschend die Köpfe zu mir. Vom herrlichen Rosengarten bewundert tummelte sich der Hof des Königs auf dem Rasen und trug eine ereignisreiche Partie Krocket-aus. Ich erblickte Caspian, der Mittelpunkt allen Blickes gewesen war, bevor ich meinen Auftritt hingelegt hatte. Das blutrote Haar loderte in der Sonne, als er mitten in seinem Schwung innehielt und sich neugierig umwandte. Die bernsteinfarbenen Augen glänzten hell im Tageslicht und weiteten sich freudig, in dem Moment, in dem sie mich erblickten.

„Lorien!", stieß er frohgemut aus und winkte mich zu sich. Etwas zögerlich und peinlich berührt, dass ich das Zentrum der Aufmerksamkeit darstellte, tapste ich in seine Richtung. Kaum hatte ich ihn erreicht, zog er mich schon an sich, legte von hinten die Arme um mich und führte meine Hände unter den seinen an den Krocket-Schläger.
„Ich bin dabei, zu gewinnen. Siehst du das letzte Tor dort drüben? Ich wette, mit dir kann ich es nicht verfehlen", flüsterte er mir mit einem kleinen Grinsen ins Ohr.

𝓑𝐮̈𝐜𝐡𝐞𝐫𝐬𝐞𝐞𝐥𝐞Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt