O N E

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Das laute Schluchzen meiner Mutter schallte durch unsere ganze 15 Quadratmeter Wohnung.
Mit eng an den Körper angezogenen Beinen saß ich auf meiner Fensterbank und starrte zum dunklen Himmel des Sturm heraus.
Die Regentropfen klopften hektisch gegen die Scheibe, der Wind sauste jaulend und pfeifend um die Gebäude herum.
Die warmen, salzigen Tränen rannen Stumm an meinem Gesicht herab und tropften in einem unregelmäßigen Rhythmus hinunter auf den kalten Stein der Bank.
Selbst jetzt, eine Stunde nach der Antwort, eine Stunde nach der Stunde der Wahrheit, kam die Botschaft nicht wirklich in mein Bewusstsein.
Ich war herzkrank, tödlich herzkrank.
Und wegen mir würde meine Mutter jetzt auch noch den letzten ihrer geliebten Menschen verlieren.
Zuerst mein Bruder, dann Dad und jetzt..., sollte ich ihnen folgen.
Doch es gab noch so vieles, was ich einmal hatte erleben wollen.
Wie es sich anfühlte geliebt zu werden, eine Familie zu gründen, die Kinder und Kindeskinder aufwachsen zu sehen.
Alt zu werden...
Ein plötzliches "Klong" an meinem Fenster ließ mich aufschrecken, jedoch verspürte ich ein schmerzhaftes Stechen im Herzen.
Doch die Neugier packte mich und so öffnete ich es.
Sofort peitschte mir der Wind ins Gesicht und die heftigen Regentropfen prasselten auf mich ein.
Schnell packte ich den kleinen, in Pappkarton gewickelten Gegenstand und warf das Fenster wieder zu.
Mit keuchendem Atem durch diese Anstrengung lehnte ich mich gegen die kalte Wand und ließ mich langsam an ihr herabrutschen.
Vorsicht wickelte ich die Pappe ab und ein kleiner Zettel stach mir ins Auge.
Vor Neugierde fast platzend holte ich ihn heraus und fing an zu lesen...

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