T W E N T Y - T W O *

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In diesen Kapitel könnten einige triggernde Inhalte wie Missbrauch u.ä. vorkommen.
                                                               
                
Noch immer blieb mein Herz still stehen.
Es kam mir vor, wie in einem Albtraum. Nur das es leider keiner war.
Mutig hob ich mein Gesicht um ihm in die Augen sehen zu können, jedoch nur um kurz darauf zu bemerken, dass mein kürzlicher Mut mich genauso schnell verlassen hatte, wie er gekommen war.
Ein Fehler, wie sich herausstellte.
"Sieh mich an, Kleine, oder muss ich dich erst dazu zwingen?"
Sein schadenfrohes Grinsen konnte ich mir bildlich vorstellen, obwohl ich ihn kein bisschen anblickte.
Doch genau das schien ihn zu verärgern.
"Schau mich an, habe ich gesagt!", brüllte er nun und einige Tropfen seines Speichels trafen mich in meinem Gesicht, Hilfe war keine in Sicht.
Mit wässrigen Augen tat ich schließlich was er verlangte und blickte zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in die Augen meines Peinigers.
"Wally", knurrte er und zog dabei meinen Namen genüsslich lang.
Schritt für Schritt kam er unaufhaltsam näher, und jeden Meter den er mir näher kam, trat ich einen zurück. Bis ich schließlich mit meinem Rücken an der alt bewährten Hauswand gedrückt war. Das alles war völlig absurd, die ganze Situation. Normalerweise ist es nur in Romanen so, dass das Mädchen mit dem Rücken an die Wand gepresst wird und währenddessen der Peiniger immer näher kam.
Nur war das alles leider keine Geschichte und ich keine Protagonistin.
Mittlerweile war er nun schon so nah, dass ich seinen stinkenden Atem nach Alkohol und Zigarettenrauch riechen konnte. Anscheinend hatte er immer noch nicht damit aufgehört zu versuchen seine Probleme zu ertränken. Einfach nur ein Trauerspiel.
Mit zusammengebissenen Zähnen sah ich ihn auf einmal trotzig an, sicher darüber das ich ihm - wenn er denn noch näher kommt - mein Knie an die Stelle zwischen seinen Beinen jagen würde.
Und das tat er.
Langsam, Schritt für Schritt tuend kam er noch näher auf mich zu, bis er mir keine andere Wahl ließ.
Doch noch bevor mein Knie auch nur die Hälfte der Strecke überbrückt hatte, fing er es ab und warf mich rücklings auf den Boden.
Verärgert kniete er sich auf meinen schmerzenden Bauch, versuchte nicht einmal etwas von seinem Gewicht von mir zu nehmen.
"Tss, tss, tss, Wally", meinte er tadelnd und drückte mich an meinen schmalen Schultern noch fester auf den harten Asphaltboden.
"Ich hatte mehr von dir erwartet, als das Verhalten eines kleinen, dummen Kindes. Und jetzt, zieh die Hose runter", befahl er mir, jeglicher Spaß war aus seiner Stimme verschwunden - wenn er denn überhaupt dagewesen war.
Und als ich es immer noch nicht tat,  nahm er eine Hand von meinen Schultern um es selbst zu erledigen.
Sofort fing ich an mich zu wehren, strampelte und trat mit meinen Beinen um mich. Doch kein einziges Mal traf ich.
Stockwütend knurrte er animalisch und legte seine Hand nun fest zudrückend auf meinen Hals.
Röchelnd versuchte ich nach Luft zu schnappen, vergebens.
Jeglicher Vorrat an Sauerstoff war aus meinem Körper verschwunden, meine Lungen brannte höllisch, wie nach einem Marathonlauf.
Mich ergebend hörte ich auf mich zu wehren und ließ es über mich ergehen.
Triumphierend schnaubte er und danach nahm ich alles nur noch gedämpft war. 
Mein Gehirn hatte abgestellt, wollte mich vor den grausigen Erinnerungen schützen, aber viel half es nicht.
Ich nahm alles überdeutlich war, tat aber nichts.
Ich spürte seine kalten, ekelhaften Hände an meinem Hosenbund und wie sie unaufhaltsam darunter glitten, ihn immer weiter nach unten schoben.
Ich wusste nicht mehr wann der Zeitpunkt war, als ich sie komplett verlor, erinnerte mich nur noch an das Gefühl des eisigen Schnees an meinen nackten Beinen und nur noch leicht bekleideten Po.
Sämtliche Kälte von vorher hatte mich verlassen und einer stressigen Hitze Platz gemacht.
Ein erregter Laut entkam meinem Peiniger bei meinem Anblick und erinnerte mich an meine Vergangenheit. Nur das dieser Moment schlimmer ausgehen würde als jemals zuvor.
Er würde seinen Spaß mit mir haben und mich danach wie eine unnütze Schlampe foltern, mich wie Müll entsorgen. Und am Ende würde ich wohl qualvoll und am verbluten meinen letzten Atemzug am Straßenrand tun.

Und seltsamerweise erfüllte mich der Gedanke an den Tod nicht mit Panik oder einem Adrenalinschub.
Ich lag einfach nur da, kompliziert umhüllt vom Schnee und halb entblößt vor meinem Peiniger.
Meinem Ex-Freund.

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