P R O L O G

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Verärgert stapfte ich durch den frisch gefallenen Schnee, achtete erst gar nicht auf meine Umgebung, dafür hatte ich zu viel Hass in diesem Moment auf Jax.
Sagte er mir nicht, dass ich das einzigste Mädchen in seinem Leben wäre?
Lügner!

Mit dem Bild vor dem Augen, wie er eine Wildfremde küsste und sie so intim anfasste, fing ich an zu rennen, verlor immer wieder mein Gleichgewicht und fiel in den Schnee.
Dann rappelte ich mich ständig auf und lief weiter, ignorierte die Nässe des schrecklichen, kalten Schnees.
Der Wind frischte auf und wehte um mich herum, zerzauste meine Haare und ließ meine offene Jacke umherfliegen.
Etwas hinter mir knackte, doch ich beachtete es nicht, war zu sehr auf meine Wut fixiert.
Mit zusammengekniffenen Augen stampfte ich weiter, doch die erhofft lauten Geräusche wurden durch die dicke des Schnees verschluckt.

Plötzlich viel ein schweres Gewicht auf mich drauf und riss mich von den Füßen, nahm mir mein Gleichgewicht.
Noch verärgerter als vorher wollte ich mich nach oben stemmen, doch dieser Mensch war zu schwer.
Viel zu schwer.

"Kleine, warum wehrst du dich gegen mich?", hauchte eine bekannte, tiefe, raue und rauchige Stimme gegen mein Ohr, sein warmer Atem prallte auf die empfindliche Haut meines Ohrs.

"Lass mich in Ruhe, Jax!", knurrte ich ihn wütend an und wollte nur noch einmal um einen Schritt mehr unter ihm raus.

"Aber, aber, Wally, was hast du denn, meine Liebe?
Warum so verärgert?"

Wütend drehte ich mich unter seinem Körper so, dass ich ihm direkt in die Augen gucken konnte und ließ ihn meine Gefühle auch durch die meinen zeigen.

"Ich habe dich mit-, mit dieser Schlampe gesehen! Was du mit ihr gemacht hast!
Dabei dachte ich, ich wäre die einzige in deinem Leben, die eine, mit der du jeden Moment deines Lebens teilen willst!
Dabei bin ich nur eine deiner zahlreichen Gespielinnen, ein Mädchen, das du verwenden und behandeln kannst, wie es dir gerade passt!", schrie ich ihn an, und erste Tränen liefen mir herunter, doch ich wischte sie mir sofort weg.
Nein, vor ihn würde ich keine Schwäche zeigen, niemals.

Er lächelte hämisch und starrte mich auf eine unheimliche Art an, als wolle er mich auffressen.
Nervosität grub sich durch meine Wirbelsäule und meinen ganzen Körper, bis jeder Zentimeter von ihr erfüllt war.

"Oh wie Recht du damit doch hast, Prinzessin", schnurrte er und ließ dabei immer mehr Gewicht auf meinen Körper fallen, dürfte mir beinahe alle Luft aus der Lunge.

"Jax", presste ich bedrohlich aus meinem Mund, doch er beachtete mich nicht.
Legte seinen Körper einfach auf mich drauf, zwang mich, ihm in die Augen zu sehen.
Wütend versuchte ich mein Kinn aus seinem Festen Griff herauszuwinden, aber er hielt mich weiterhin einfach schmerzhaft fest.
Ich gab meine Abwehrhaltung auf, sah keinen Grund mehr, mich zu verteidigen.
Ich war ein Spielzeug für ihn, nur ein Spielzeug, und diese Erkenntnis trieb mir die Tränen in die Augen.
Wie konnte ich nur so naiv sein, zu glauben, dass er dieselben Gefühle wie ich hatte?
Dass er mich liebte?
Dass ich die einzigste in seinem Leben war?
Er hatte mich belogen und betrogen, ich hatte ihm geglaubt.
Ich war hier diejenige, deren Dummheit mich in diese Situation gebracht hatte.

Mit einem Mal spürte ich seine riesigen Pranken überall auf meinem Körper, nicht auch nur einen Zentimeter vergaß oder ließ er aus.
Halbherzig fing ich an, mich unter ihm zu winden, für mehr traute ich mich nicht, hatte ich nicht den Mut.
Doch sein Gesicht verzerrte sich vor Wut und er schlug mit einer Wucht auf die Brustseite, in der mein Herz laut pochend vor Angst lag.
Der Hass hatte sich verflogen, war von der Panik übermannt worden und hatte mit sich auch einen Teil meiner selbst genommen.

Ein stechender Schmerz durchfuhr mich auf der Seite, auf der er zugeschlagen hatte und ich krümmte mich zusammen.
"Lass das!", knurrte er und schlug erneut zu, dieses Mal war ihm meine Wange im Weg.
Seine viel zu rauen Hände und Finger schrammten die zarte Haut an dieser Stelle auf und ließen sie brennen.
Es war kaum ein Herzschlag vergangen und doch lagen seine Hände auf einmal wieder an meinem Bauch, den Pulli hatte er immer weiter nach oben geschoben, wanderten immer weiter nach unten, bis er meinen Hosenbund erreichte.
Qualvoll langsam wanderten seine eiskalten Finger unter ihn und zogen sie immer weiter nach unten, bis meine Beine nackt der Kälte des Schnees ausgeliefert waren.
Ich wartete nur darauf, dass er mir auch die letzten Schichten nehmen würde, damit ich endlich ganz sein Spielzeug werden würde.
Es war so ein Moment, in dem ich Rache schwor, ich würde ihm dies alles zurückzahlen.
Und doch - ich hatte nicht den Mut.
Ich hatte ihn einfach nicht.
Und erst recht in dieser Situation konnte ich nichts machen, mich nicht einmal wehren.
Ich war schwach.
Zu schwach.
Etwas anderes hatte ich nicht verdient.

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